Am Ende sind es für den Anfang Zettel und ein paar Notizhefte. Vollgeschrieben. Quergeschrieben. Einzelne Wörter sind unterstrichen, manche in Versalien. Listen. Zitate. Einfälle. Erfundene Worte. Manche verweisen mit Pfeilen aufeinander. Schaut aus wie eine Landkarte, wie die geheimnisvolle Schatzkarte eines geheimen Plans. Ist es auch. Und ich werde auch nicht verraten, was draufsteht. Dann hätten Sie mich nämlich in der Hand. Dann wüssten Sie, was ich mir vornehme. Die Zettel sind die Zukunft. Vorsätze stehen drauf, manchmal sind's tatsächlich ganze Sätze, manchmal nur Stichwörter. Ich bin gut im Vornehmen, also ich bemühe mich jedenfalls. Ich bin dann aber nur mittelmäßig im Umsetzen. Ich finde Ideen herrlich, deren Verwirklichung halt ich aber für problematisch, weil das dann öfter mit Aufwand verbunden ist. Und ganz ehrlich: Meistens bleibt die Idee von etwas ja eh schöner als die Realität. Und also nehme ich mir Jahr für Jahr vor, die Zettel unter Kontrolle zu bringen, sie vor mich hinzulegen, durchzuschauen, zu streichen und zu ordnen. Dafür vorgesehen ist der Silvestertag. Da stehe ich früh auf (um auch abends einen guten Grund zu haben, früh schlafen zu gehen und bloß nicht in das neue Jahr hineinfeiern zu müssen). Wenn ich munter bin, lege ich die Zettel auf den Schreibtisch. Statt jedoch auszumisten, notiere ich, gleich wieder Neues, kaum, dass etwas gestrichen wurde. Ich mache das seit Jahren. Dann liegen die Zettel da. Dichter vollgeschrieben als zuvor. Manches werde ich machen (meistens sind es die Minimalziele, die ich mir vorgenommen habe). Manches wird erledigt sein, wenn nächstes Jahr die Zettel und Hefte wieder daliegen werden. Ein bisschen wie Sisyphus. Und doch beruhigt mich das Jahr für Jahr. Es bringt mich nie weiter als zu einem nächsten Wort, einem nächsten Satz. Aber das ist, weiß ich immer mehr, je älter ich werde, mehr, als ich je erwartet hätte. Gutes neues Jahr, allen!
Ein paar letzte Zettel zum Jahresende
