Es ist eine Entscheidung, die in der Tennisszene ohne viele Proteste und Einsprüche über die Bühne gegangen ist: 2025 wird bei den meisten Tennisturnieren auf Top-Ebene auf Linienschiedsrichter verzichtet. Vor wenigen Tagen haben sogar die Traditionalisten von Wimbledon angekündigt, dass es ab dem nächsten Jahr die Linienrichter durch die millimetergenaue Technik ersetzen wird. Wie in Melbourne, wie in New York, wie auf der ATP-Tour.
Der Aus-Ruf bei knappen Bällen, oft legendär und eindringlich, oft aufgeregt und schrill, wird bald total aus dem Programm fallen und diese besondere Atmosphäre endet bald - es ist das Ende eines lang gewohnten Rituals.
Viele Erinnerungen an intensive und tragische Fälle werden wach. In den 80er-Jahren wütete Tennisrüpel John McEnroe gerne nach - aus seiner Sicht - fragwürdigen Entscheidungen der Stuhlschiedsrichter. 1982 wurde ihm sogar ein Rap-Lied auf einer Single mit dem Titel "The ball is out - you cannot be serious" gewidment. Wie würde der US-Amerikaner wohl mit der neuen Technik umgehen? Würde er die Konserven-Ausrufe anpöbeln?
In Zukunft wird ebenso die beliebte kleine Ehrung auf dem Rasen von Wimbledon nach dem Finale fehlen, wenn die Mitglieder der königlichen Familie mit den Linienrichtern ein paar persönliche Worte wechseln.
Dramatisch sind auch jene Szenen in Erinnerung, als etwa Novak Djokovic bei den US Open in New York im Jahr 2020 - ja genau in jenem Jahr, als Thiem seinen einzigen Grand-Slam-Titel holte - im Achtelfinale eine Linienrichterin im Gesicht traf und disqualifiziert wurde. Oder der tragische Unfall, als der Schwede Stefan Edberg 1983 beim Juniorenturnier der US Open einen Linienrichter so unglücklich traf, dass dieser vom Stuhl stürzte und verstarb.
Mit dem Ende der Linienrichter geht für viele auch ein Stück Emotion auf den Courts dieser Welt zu Ende. Die Matches bei Damen und Herren werden damit beschleunigt und vor allem wird eine Partie fairer für alle. Ein bisschen a la McEnroe fehlt dennoch für das Entertainment.