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Wert des Sports das ganze Jahr hochhalten

Politische Jubelposen dürfen nach der Fußball-EM nicht enden.

Richard Oberndorfer

Es sind beliebte Termine und Gesprächsmöglichkeiten, die die Politik regelmäßig nützt, wenn sportliche Erfolge eine ganze Nation bewegen. So gesehen diese Woche nach dem überragenden 3:2-Erfolg des ÖFB-Teams gegen die Niederlande bei der Fußball-EM in Deutschland. In der Pause erklärte Sportminister und Fußballfan Werner Kogler die erste Halbzeit im Stile eines TV-Analysten, zum Feiern in der Kabine gesellte sich noch Bundeskanzler Karl Nehammer unter die Erfolgskicker rund um Teamchef Ralf Rangnick - inklusive Selfie. Die PR-Berater beider Parteien werden gejubelt haben, gilt doch die Anwesenheit der Politik gerade bei hochkarätigen Sporttriumphen als beste Möglichkeit, sich positiv und emotional bewegt in Szene zu setzen. Volksnah sein ist das Motto.

Das ist nichts Neues und wird seit jeher auch bei Goldmedaillen in Sommer und Winter zelebriert. Der Sport rückt für die Politik ins Rampenlicht - das ist das eine, das Jetzt. Wie steht es aber um die Zukunft mit entsprechenden Rahmenbedingungen für die Jugend, die die Basis für weitere Erfolge und mögliche Feierlichkeiten legen? Es ist jene Politik, die sich sonst gerne ziert, wenn Entscheidungen für eine Sportpolitik im Land gefällt werden müssen. Österreich ist kein Sportland, der Stellenwert lässt zu wünschen übrig. Ganz abgesehen von der Volksgesundheit, die mit Sport gestärkt wird und Folgekosten in Milliardenhöhe verhindert.

Vor allem in Sachen Sportinfrastruktur - wie beim Nationalstadion in Wien, über das seit Jahren diskutiert wird - wirken die Verantwortlichen der Politik gerne zögerlich und unentschlossen. Weitere Beispiele gibt es im ganzen Land. In Salzburg wird seit Jahren über eine neue Eishalle diskutiert, die alte ist fast schon fahrlässig veraltet. Die Diskussion um ein neues Stadion für Austria Salzburg zeigt alte Schwächen bei der Stadionplanung. Natürlich ist es schwer, die breite Masse für diese teils teuren Projekte begeistern zu können, profitiert doch nur ein kleiner sportinteressierter Teil der Bevölkerung davon. Damit haben die Politikerinnen und Politiker auch Angst, bei der nächsten Wahl die Gunst im Land zu verlieren. Mit einem Sport-Staatssekretariat - ähnlich dem in der Kultur - hätten Sport und Bewegung eine starke Stimme im Parlament. Beim nächsten Bejubeln von Sporterfolgen sollte die Politik bereits konkrete Ideen für den heimischen Sport im Hinterkopf haben. Dann ist auch ausgelassenes Feiern mit den Helden der Nation gerne gesehen.