Uff, jetzt ist wieder der halbe Norden Deutschlands in den Alpen. Verständlich. Ist ja so schön hier, vor allem dann, wenn man von woanders kommt. Kreisch! Berg! Winter! Und es wird touristisch traditionell dienerartig alles getan, dass es schön ist und teuer sein kann. Und weil wir Schnee haben, ob's scheint oder nicht, kann man auch Skifahren, wenn man es kann. Dieses Können ist, wie alles Können, immer relativ. Es ist also abhängig davon, was man unter "Skifahren können" verstehen will. Da gibt es schon innerfamiliär ein Duell um die Deutungshoheit. Das Duell beende ich hiermit aber mit einem letzten, flotten Schwung: Lolinger fährt besser, schneller, mutiger und bewegt sich in jedem Gelände schöner. Seufz. Klar war aber auch familienintern: Rutschen gilt nicht. Im Pflug über die schwarze Piste? Gilt gar nicht. Dahinrudern zählt auch nicht und nur lebendig am Pistenende anzukommen können wir auch nicht gelten lassen. Und als ich grad hoffe, dass ich da noch ein paar Jahre mithalten kann, dabremst es einer nicht bei der Liftanfahrt und er zieht den Leuten die Beine weg, auf denen die sich grad anstellen. Da wird jedes Verständnis auf eine harte Probe gestellt. Andererseits ist beim Sessellift das Un-Verständnis auch eine herrliche Vorlage, weil das Verstehen beim Menschen immer mit Sprache zu tun hat und wir einfach nicht wissen, wo sie herkommt die Sprache.
"Warum haben wir Menschen angefangen zu sprechen und andere Primaten nicht?", fragt die Wissenschaftlerin Katarzyna Pisanski. Ich habe darüber neulich im Journal of the Acoustical Society of America gelesen. Eine Forschungsgruppe beschreibt da die Suche nach einer Ursprache, einem Anfang, der verbal allen gleich ist. Das gilt etwa für Schmerzlaute. Aber auch "Mama" und "Papa" seien, so der Linguist Johann-Mattis List, bei vielen wohl immer schon da, etwa als "Ma", "Amma" oder "Baba". Das liegt daran, dass die Laute "a" und "m" für Babys und Kleinkinder leicht auszusprechen sind. Andererseits kennen gar nicht alle Sprachen ein "m", was für die Papas wurscht sein kann. Das "m" fehlt etwa bei der Sprache Rotokas auf der Insel Bougainville in Papua-Neuguinea. Aber dort gibt's ohnehin überhaupt nur elf Sprachlaute. Wie einfach das alles sein könnte!
Aber ächz, wie bewegen uns auf der Suche nach der Ursprache durch ein altes, unlösbares Problem. Stöhn. Es kann nämlich schon sein, dass man versteht, was jemand sagt, aber verstehen will man's nicht. Ach?! Als hätte man einen Beweis für das babylonische Sprach- und Verständnisgewirr gebraucht, ereignet sich beim Liftanstellen dann ein klassischer Wintgerdialog. Da sagt einer mit einer Jacke, die er - samt Sponsorenaufdruck - wohl im Fanshop des österreichischen Skiverbandes gekauft haben muss, zum Verbremsten: "G'schissener fahr ned Ski, wannst ned waast wia." Und als der Angesprochene sich wieder hochgerappelt hat, sagt er in schönstem Norddeutsch-Deutsch: "Och ja, danke, nichts passiert."