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Ein Blick zurück: Was wurde aus … Stefanie Reinsperger?

Anlässlich des 10-Jahr-Jubiläums werfen wir 2025 in jeder Ausgabe der "Salome" einen Blick auf eine der interessanten Persönlichkeiten, die wir im Laufe der vergangenen Jahre interviewen durften. Diesmal im Fokus: die Schauspielerin Stefanie Reinsperger.

Stefanie Reinsperger
Stefanie Reinsperger
Ausgabe: SALOME vom 15. November 2019
Ausgabe: SALOME vom 15. November 2019

Frau Reinsperger, 2019, zum Zeitpunkt des SN-Interviews für die "Salome", waren Sie gerade beim Berliner Ensemble engagiert. Sie erzählten damals, dass Sie sich dort unglaublich wohlfühlen und dass man in Berlin - im Gegensatz zu Wien - herrlich anonym durch die Massen wuseln könne. Nun sind Sie zurück am Burgtheater. Wie kam es dazu? Stefanie Reinsperger: Seitdem ist sehr viel passiert. Ich habe mich verändert, weiterentwickelt, die Neugier wächst ständig und ich hatte eine Sehnsucht und Lust, in neue, andere Arbeitsbeziehungen und Herausforderungen zu treten.

Mit der Ernennung von Stefan Bachmann zum Intendanten (am Wiener Burgtheater, Anm.) tat sich da für mich eine neue Möglichkeit auf. Wir sind ins Gespräch gekommen, mir wurde sehr offen zugehört und ich bin unglaublich glücklich über meine erste Spielzeit in Wien.

Im Interview war auch zu lesen, dass Ihnen ein gesellschaftskritischer Aspekt in Ihren Rollen sehr wichtig sei. Inwieweit trifft diese Aussage auf Ihre aktuellen Produktionen an der Burg, "Elisabeth!" und "Liliom", zu? Theater ist eine politische Veranstaltung, wir sind politische Körper, die sich auf die Bühne stellen und etwas verhandeln. In "Liliom" darf ich das im Zusammenspiel mit einem großartigen Ensemble und wachen, klugen, fordernden Kolleginnen und Kollegen machen. "Elisabeth" ist Fritzi Wartenbergs und mein Baby. Ein Herzensprojekt. Mit einem Text von Mareike Fallwickl, den sie für mich geschrieben hat, und mit dem Vertrauen der Burg, uns diesen Raum zu geben. Diese Vorstellung zu spielen, diese Themen zu verhandeln und die Reaktionen des Publikums sind für mich wirklich einzigartig und eine unbeschreibliche Freude und Bestätigung, dass es wichtig ist, gesellschaftspolitische Themen heutig, modern, wütend, laut und herausfordernd zu behandeln.

2022 erschien Ihr Buch "Ganz schön wütend". Darin sprechen Sie unter anderem über Diskriminierung und Übergriffe auf Sie und Ihren Körper, die Ihnen besonders heftig auch 2017 und 2018 widerfahren sind, als Sie in Salzburg die Rolle der Buhlschaft gespielt haben. Wie wichtig war es für Sie persönlich, dieses Buch zu schreiben? Es war mir wichtig, auf die Thematik aufmerksam zu machen. Das Buch sollte persönlich, aber nicht privat sein. Es geht nicht um mich als Person, es geht um die Themen von weiblicher Wut, Emanzipation und den gesellschaftlichen Blick auf Frauen und ihre Stellung in der Gesellschaft. Ich hatte gehofft, dass es solche Bücher nicht mehr brauchen würde, gerade habe ich aber das Gefühl, wir müssen noch lauter werden, die Zeiten sind düster, wir müssen das Licht hell halten!

Was waren seit dem Interview 2019 sonst (noch) Ihre wichtigsten Erfolge, Herausforderungen oder Meilensteine - beruflich wie privat? Die Pandemie hat bei mir persönlich schon viel verändert. Das war eine sehr herausfordernde, beängstigende Zeit und die hat Spuren hinterlassen. Ich hatte das Privileg, viele tolle Projekte zu machen, großartige Menschen kennenzulernen und ich glaube, ich bin an den Herausforderungen, die sich mir gestellt haben, gewachsen und gereift.

Was verrät der Blick in die Zukunft? Ich freue mich auf meine nächste Spielzeit am Burgtheater. Unter anderem wird mein Soloabend "Selbstbezichtigung" nach zehn Jahren seinen Weg zurück nach Wien finden. Am 6. Dezember ist Premiere im Akademietheater. Und ich arbeite auf Hochtouren daran, den Roman "Die Wut, die bleibt" von Mareike Fallwickl zu verfilmen.