Es kommt selten vor, dass gestandene Motorjournalisten nostalgisch werden, wenn es darum geht, ein gerade neu auf den Markt gekommenes Auto in die Mangel zu nehmen. Und doch ist es bei der jüngsten Auflage von Audis Kompaktsportler RS3 nicht etwa die Ausnahme, sondern die Regel. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Audi RS3: Turbo-Fünfzylinder mit einzigartigem Motorsound
Da wäre zum einen der Motor. Während teilelektrifizierte Vierzylinder, manchmal mit Stecker, manchmal ohne, bei Neuvorstellungen mittlerweile zum verwechselbaren Standard geworden sind, spielt der Turbo-Fünfzylinder des kompakten Ingolstädters geradezu aufreizend provokant auf der Klaviatur der Unvernunft. So ist der RS3 mittlerweile der letzte Vertreter jener Gattung halbwegs bezahlbarer Spaßmaschinen, die den Motorensound zur Kunstform erklärt haben. Neben einer eigens zu diesem Zweck konstruierten Abgasklappensteuerung und der optionalen RS-Sportabgasanlage ist es vor allem der charakteristischen Zündfolge 1 - 2 - 4 - 5 - 3 geschuldet, dass man den RS3 auf Anhieb aus der Masse der künstlich auf Krawall programmierten Pseudosportler heraushört.
Am Steuer des RS3 wie junger Walter Röhrl fühlen
Freilich bleibt es nicht beim Hören. Neben den dezenten optischen Hinweisen, wie den noch grimmiger dreinblickenden Tagfahrleuchten oder dem oben und unten abgeflachten Sportlenkrad, ist es vor allem der technische Feinschliff, der den RS3 zu einem Unikum im Ingolstädter Modellprogramm macht. Während die Motorleistung mit 400 PS unverändert bleibt, sorgt der Torque Splitter mittels vollvariabler Momentenverteilung zwischen den Hinterrädern dafür, dass man sich am Steuer auf Anhieb so fühlt wie der junge Walter Röhrl. Im Gegensatz zu den wildesten Zeiten der Gruppe-B-Rallyemonster ist ungewolltes Untersteuern beim RS3 allerdings kein Thema mehr.
Freilich sind die Gelegenheiten, auf Schnee und Eis ins genussvolle Driften zu kommen, mangels Winter mittlerweile fast ebenso selten geworden wie die Autogattung des "Hot Hatchback". Vermutlich werden viele der letzten RS3 an Liebhaber und Sammler gehen, die den Turbo-Fünfzylinder auch dem stärksten Elektromotor vorziehen wie eine originale Schallplatte der perfekten digitalen Sounddatei. Wegen des Klangs. Und vor allem wegen des Gefühls.
Neuvorstellung: Audi RS3
Viertüriger Kompakt-Sportwagen, Reihen-Fünfzylinder-Turbobenziner, 294 kW/400 PS, 7-Gang-S-Tronic, Allrad; Maße (L/B/H) 4381 x 1851 x 1418 mm, Leergewicht 1640 kg, Kofferraum 282-1104 l, WLTP-Verbrauch 9,3-9,8 l/100 km, 211-223 g CO₂/km, Preise: ab 78.900 Euro (Sportback), ab 80.519 Euro (Limousine).
Was gefällt: Die hohe Ingenieurskunst und der bewusste Verzicht auf den Leistungsfetisch.
Was weniger gefällt: Das nahende Ablaufdatum und die NoVA.
Was überrascht: Die Existenz der Limousine (Anteil drei Prozent).
Perfekt für: Übrig gebliebene Quattro-Apostel.