Es gab einmal Zeiten, da nahm die Siebener-Reihe von BMW im Dreikampf der deutschen Luxuslimousinen ganz klar den sportlichen Part ein. Nicht der Audi A8 und schon gar nicht die eher sänftenartige S-Klasse von Mercedes konnten es in Sachen Fahrfreude mit dem größten aller Bayern aufnehmen.
Mit der Neuvorstellung des neuen Siebeners bricht BMW offenbar ganz bewusst mit dieser Strategie. Das hat nur bedingt etwas mit der Elektrifizierung zu tun, die nun erstmals in der oberen Luxusklasse ankommt. Vielmehr liegt es an der Art und Weise, wie sich das in Dingolfing gebaute Flaggschiff anfühlt und fährt. Nicht falsch verstehen: Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,7 Sekunden, Tempo 240 in der Spitze sowie einem Fahrwerk, das zumindest im Sport-Modus immer noch die markentypische Freude am Fahren vermittelt, ist der BMW i7 natürlich ein extrem gut gemachtes, sportlich zu fahrendes Fahrzeug - vor allem mit der optional verfügbaren Wankstabilisierung und der Allradlenkung.
Der Schwerpunkt des i7 liegt aber eindeutig woanders. Dazu muss man wissen, dass man in München damit kalkuliert, dass bis zu 45 Prozent der produzierten Siebener nach China verkauft werden. Als zweitwichtigster Markt wurden die USA identifiziert, erst danach - und mit gehörigem Abstand - folgen die Märkte in Europa. Das hilft, das Design des i7 zu verstehen. Denn in Fernost und Übersee zählen altbekannte Tugenden der Marke ohnehin weniger als am Münchner Stachus oder gar am Starnberger See.
Die riesigen LED-beleuchteten Nieren, die optional mit Swarovski-Kristallen verziert sind, die auf Wunsch elektrisch öffnenden und schließenden Türen sowie die von Hans Zimmer komponierten Iconic Sounds der verschiedenen Fahrmodi können als Zugeständnis an ein neues, eher weniger auf Sportlichkeit bedachtes Zielpublikum gewertet werden. Gleiches gilt für die Heimkinoatmosphäre auf den hinteren Plätzen: Auf Wunsch klappt dort ein 31 Zoll großer Bildschirm vom Dach nach unten und der Sitzplatz hinter dem Beifahrer verwandelt sich im Handumdrehen in eine echte Businessclass-Liegefläche. Dass Funktionen wie der Wechsel der Fahrmodi oder der adaptive Tempomat nur über diverse Menüs erreichbar sind, trübt die Freude über das haptische Lautstärkenrad und den iDrive-Regler ein wenig. Fest steht: Mit einer Reichweite von bis zu 625 Kilometern ist Reichweitenangst im BMW i7 definitiv kein Thema.
IM TEST
BMW i7 xDrive60
Luxuslimousine, zwei stromerregte Synchronmotoren, 400 kW/455 PS, Allrad, Akku 101,7 kWh, Ladetempo max. 195 kW, WLTP-Verbrauch 18,4-19,6 kWh/100 km, im Test 22,1 kWh. Ab 138.900 Euro, Testfahrzeug 187.908 Euro.
Was gefällt:
Das extrem hohe Niveau der Technik und der luxuriöse Innenraum.
Was weniger gefällt:
Hat irgendjemand da draußen auf automatische Türen gewartet?
Was überrascht:
Der Neue ist mit 5,39 Metern 13 Zentimeter länger als die alte Langversion.
Perfekt für:
Technikenthusiasten, die es gerne luxuriös haben.