Wir schreiben das Jahr 2019. Der Ukraine-Krieg liegt zu diesem Zeitpunkt ebenso noch in ferner Zukunft wie die globale Coronapandemie. Eine gewisse Greta Thunberg dominiert mit der Umweltbewegung "Fridays for Future" europaweit die Schlagzeilen. In dieser gesellschaftlichen Gemengelage gründet der gerade erst 19-jährige Wiener Elias Bohun gemeinsam mit seinem Vater Matthias das erste Reisebüro für Zugfernreisen - die SN berichteten damals als eines der ersten Medien. Die Grundlage für die Geschäftsidee bildet eine eigene Zugreise bis nach Südostasien, bei der der frischgebackene Maturant erkennt, wie unglaublich mühsam und kompliziert es ist, grenzüberschreitende Zugtickets im Vorhinein zu buchen. So groß die internationale Resonanz auf die Gründung von Traivelling auch war, so schnell brachten die hereinbrechenden Krisen das gerade erst aufkeimende Geschäftsfeld wieder zum Erliegen: Auf die Reisebeschränkungen der Coronakrise folgte die totale Abschottung Russlands infolge des Angriffskriegs auf die Ukraine. Und da Zugreisen nach Asien zwangsläufig durch Russland führen, waren die Kernkompetenzen des jungen Gründers für einige Zeit obsolet.
Traivelling.com: Onlinebuchungsplattform für Bahnreisen quer durch Europa
Fünf Jahre später ist "Traivelling.com" wieder da. Viele Monate technischer Entwicklung sowie Investments von rund einer Million Euro haben aus dem kleinen Reisebüro die erste Onlinebuchungsplattform für Bahnreisen quer durch Europa gemacht. Aus dem Einzelunternehmen von damals ist eine Gesellschaft mit drei Gründern und einem dynamisch wachsenden Team von Technikern geworden. Mit Unterstützung seiner programmieraffinen Mitgründer Jürgen Grünberger und Matthias Schötta ist es Elias Bohun nun gelungen, seine Vision von 2019 umzusetzen. Gibt man nun die gewünschte Route, das Datum sowie ein paar ergänzende Parameter in die Suchmaske der Webseite ein, so erhält man in der Regel binnen kurzer Zeit eine Zugverbindung, die man dann gleich online buchen kann. Rund 90 Prozent der Suchanfragen funktionieren laut den Gründern bereits jetzt vollautomatisiert. Die restlichen zehn Prozent betreffen meist Gruppenreisen, da die Schnittstellen der jeweiligen Bahnportale meist auf maximal fünf Personen beschränkt sind, oder Destinationen wie die Türkei, Georgien oder Rumänien, die mangels Digitalisierung der dortigen Buchungssysteme nicht automatisiert abgerufen werden können. "In diesem Fall werden die Anfragen weiterhin manuell bearbeitet", berichtet Elias Bohun.
Routing-Software und integrierte Preisvergleichssyteme machen den Unterschied
Der entscheidende Unterschied zu anderen Buchungsplattformen wie etwa "Trainline" ist laut dem Traivelling-Gründer die eigens entwickelte Routing-Software, die nicht nur die schnellste oder billigste Verbindung zwischen zwei Zielen ermitteln kann, sondern auf Wunsch auch längere, komplexere Routen mit mehreren Zwischenzielen ausspuckt. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal stellt das integrierte Preisvergleichssystem dar, das die Kosten für reguläre Einzeltickets mit dem Angebot von Interrail-Pässen vergleicht und Letztere optional integriert. Da Interrail-Tickets mittlerweile auch für Erwachsene und recht kurzfristig buchbar sind, sollen dadurch auf vielen Strecken enorme Preiseinsparungen möglich sein. Speziell auf internationale Verbindungen zugeschnitten, unterstützt Traivelling auch intermodale Reisen - man kann also auf Wunsch Zug- und Busreisen kombinieren. Geht es nach Elias Bohun, soll es bald auch möglich sein, Zwischenstopps mit längeren Aufenthalten bei der Suchanfrage zu berücksichtigen.