SN.AT / Panorama / Österreich / Einfach Liebe

Freie Hochzeitsrednerin: "Es ist eine Ehre, den Weg des Paares hochleben zu lassen"

Theresa hat schon viele Paare an ihrem Hochzeitstag begleitet. Wie man der Liebe zwischen zwei Menschen mit Worten Ausdruck verleiht.

Immer mehr Paare entscheiden sich für eine freie Trauung. Theresa Weis findet die richtigen Worte dafür.
Immer mehr Paare entscheiden sich für eine freie Trauung. Theresa Weis findet die richtigen Worte dafür.

Theresa Weis hatte vor einigen Jahren den richtigen Riecher: "Noch während meines Studiums in Salzburg habe ich zu einer Freundin gesagt, dass ich einen Beruf möchte, in dem ich mich mit schönen Themen beschäftigen kann, anderen Menschen eine Freude bereite und für den ich mich am besten noch schön anziehen kann", erzählt die 27-Jährige, die aus Bayern stammt. Damals hat sie vermutet, dass in Zukunft immer mehr Paare frei heiraten werden. Und der Trend hat sich bestätigt: Als freie Hochzeitsrednerin hat sie bisher mehr als 40 Paare glücklich gemacht.

Die junge Frau war bereits auf vielen Hochzeiten zu Gast. "Wir haben eine riesige Verwandtschaft. Meistens waren das recht traditionelle, kirchliche Hochzeiten. Das ist natürlich auch total berechtigt", sagt sie. In ihrem Vorhaben bestärkt hat sie schließlich die Hochzeit ihres Cousins: "Es war eine freie Trauung in einer Orangerie und ich war total begeistert. Die Trauung war so persönlich gestaltet und die Traurednerin hat auch Theresa geheißen. Das habe ich als Zeichen gesehen." Am Ende ihres Studiums hat sie die Chance ergriffen, eine Ausbildung bei einer Traurednerin absolviert und sich selbstständig gemacht.

Bei einer freien Trauung handelt es sich um eine private Zeremonie, die unabhängig von einer kirchlichen oder standesamtlichen Trauung stattfindet. "Das Besondere an der freien Trauung ist für mich das Persönliche. Es ist eine Ehre, in die Geschichte und das Verbindende des Paares eintauchen zu dürfen und ihren gemeinsamen Weg hochleben zu lassen", sagt Theresa. Jede Trauung werde von ihr ganz individuell ausgestaltet und im Vorhinein gebe es ein Treffen zum Kennenlernen mit dem Paar. "Wenn es stimmig ist, dann geht es in die Vorbereitung. Ich treffe die Paare für ein ausführliches Gespräch und meist reden wir mehrere Stunden", erzählt sie. Außerdem lässt Theresa die Brautleute vor der Hochzeit einen Fragebogen jeweils geheim ausfüllen und sie spricht mit engen Angehörigen des Paars.

All diese Inhalte fließen dann in die Hochzeitsrede ein, an der Theresa jeweils mehrere Stunden schreibt. "Jede Rede ist auf das Paar zugeschnitten und ein Einzelstück, wie eben jedes Paar einzigartig ist", betont sie. Es gehe darum, die schönen, aber auch die schweren Zeiten in der Rede zu vereinen - das Leichte und Schöne, aber auch den Tiefgang des Lebens zu wahren. Dies gelinge mit Feingefühl und Intuition.

Um die Einzigartigkeit des Paares hervorzuheben, baut Theresa während der Trauung gerne persönliche Rituale ein. Ein Paar, das Kaffee wahnsinnig liebt und die Bialetti überallhin mitnimmt, habe auch während der Trauung Kaffee gekocht. "In der Zwischenzeit hat Musik gespielt, die Trauzeugen haben ihnen als Überraschung die Zutaten gebracht und persönliche Wünsche mit auf den Weg gegeben", erzählt sie. Ein anderes Paar habe auf der Hochzeit am eigenen Hof einen Ginkgo-Baum, der für Beständigkeit steht, gemeinsam gepflanzt. "Die Gäste haben im Laufe des Tages ihre Wünsche für das Brautpaar auf Zettel geschrieben und an den Baum gehängt", schildert die Hochzeitsexpertin. Das bisher lustigste Ritual? Ein Brautpaar, das sich bei einem Zeltfest kennengelernt hat, habe während der Trauung gar ein Bierfass angezapft. "Das Schöne an der freien Trauung ist, dass man keine Erwartungen erfüllen muss. Zwei Menschen haben sich füreinander entschieden und sie dürfen den Tag genauso gestalten, wie es für sie stimmig ist", betont Theresa.

Zwischen Bayern und Salzburg, aber auch in der Toskana, hat sie mehr als 40 Paare auf einzigartige Weise getraut. "Ich bin immer dankbar, dass mir Paare diese wichtige Aufgabe anvertrauen. Das schönste Kompliment ist es, wenn Angehörige fragen, ob ich eine enge Freundin des Brautpaars bin", sagt Theresa. Erst kürzlich sei die Oma eines Bräutigams nach der Trauung zu ihr gekommen und habe sie umarmt. "Ein anderes Mal hat sich der Vater der Braut, der früher Standesbeamter war, mit Tränen in den Augen für die schöne Trauung bei mir bedankt. Das macht mich immer demütig", betont sie.

Und wie soll Theresas Hochzeit einmal ablaufen? "Ich möchte einfach ein großes, lockeres Fest der Liebe feiern. In der Natur mit all meinen Liebsten, einer fetzigen Band und mit feinem vegetarischem Essen."