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Fruchtwechsel im Hausgartl

Bodenhaftung. Seine Garten- Workshops in den Lagerhäusern sind immer gut besucht. Die wichtigsten Tipps von Josef Wesenauer für einen guten Boden im Gemüsegarten.

Wer auf den Boden achte, könne mit einer reichen Ernte rechnen, sagt Baumwart Josef Wesenauer.
Wer auf den Boden achte, könne mit einer reichen Ernte rechnen, sagt Baumwart Josef Wesenauer.

Der Obmann des Salzburger Landesverbands für Obstbau, Garten- und Landschaftspflege ist am Rosenlehengut in der Faistenau daheim. Dort bewirtschaftet der gelernte Koch mit seiner Familie einen mustergültig sanierten Erbhof und züchtet Pinzgauer Ziegen. Sobald der Schnee weg ist, bekommen die vielen Obst- und Gemüsesorten im großen Garten wieder seine volle Aufmerksamkeit.

Jetzt fängt die Gartensaison an. Was ist als Erstes zu tun? Josef Wesenauer: Los geht's mit dem Bodenbearbeiten. Im Hausgarten wird der Fruchtwechsel am allermeisten unterschätzt. Das heißt, ich muss mir überlegen, wo im Vorjahr welches Gemüse stand. Dann werden die Böden bearbeitet. Aber nicht gewendet, sondern nur gelockert und mit Kompost versorgt. Es geht darum, Organisches in den Boden hineinzubringen.

Wie funktioniert der Fruchtwechsel?
Die Starkzehrer wie Gurken, Tomaten, Kürbisse, Kraut- und Kohlarten kommen dorthin, wo der Garten für ein Jahr brachgelegen ist. Hier wurde der Mist im Idealfall schon im Herbst ausgebracht und wird jetzt im Frühling nur mehr leicht eingearbeitet, dann kommt eine Schicht Kompost drauf. Wo im Vorjahr die Starkzehrer waren, kommen in diesem Jahr die Normalzehrer hin. Das sind Karotten, rote und gelbe Rüben, Zwiebeln und Knoblauch. Schwachzehrer wie Salate, Kräuter und Bohnen kommen auf den vorjährigen Platz der Normalzehrer.

Brauchen Hochbeete auch einen Fruchtwechsel?
Ja, ideal sind drei bis vier Hochbeete, damit man immer wechseln kann. Und auch die müssen fruchtbar gehalten werden, so wie der Garten. Wenn das nicht passiert, wächst ab dem vierten, fünften Jahr nichts mehr ordentlich. Dann muss das Hochbeet komplett neu befüllt werden. Das Bücken, das man sich für Jahre erspart hat, holt man dann beim Ausräumen und Wiederbefüllen wieder nach.

Was kann man noch für ein gutes Wachstum tun?
Man sollte sich stärker mit der Mischkultur beschäftigen, also mit Pflanzen, die harmonieren und sich gut ergänzen. Wenn es nicht ordentlich wächst, ist praktisch nie der Dünger das Problem. Das sind fast immer die Stoffe, die eine Pflanze im Boden hinterlässt. Die bringt man nicht weg. Wer den Fruchtwechsel nicht beachtet, hat meistens sehr labile Pflanzen, die anfällig sind gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten, weil die Stoffe von der Vorgeneration das Wachstum hemmen.

Muss ein Hochbeet nach dem Sommer immer ausgeräumt werden?
Nein, einfach immer mulchen, den Boden zwischen den Pflanzen bedeckt halten, damit die Würmer Futter haben. Die oberste Schicht würde ich, sobald eine Reihe Salat wegkommt, mit Kompost ergänzen und dann wieder neu setzen. Organische, pflanzliche Reste gehören immer wieder dazu. So kann man ein Hochbeet über Jahre fruchtbar halten. Aber irgendwann muss es schon ausgeräumt werden.

Kann man schlechten Wuchs mit Düngen ausgleichen?
Das ist meistens der genau verkehrte Weg. Wenn überdüngt wird, wächst das Wurzelgemüse aus, hat keine Lagerfähigkeit, der Häuptelsalat wird riesig und hat nur grüne Blätter. Ein Zeichen, dass viel zu viel Energie im Beet ist.

Was ist beim Komposthaufen zu beachten?
Er braucht immer das richtige Verhältnis zwischen frischen und holzigen Elementen. Ein Hochkomposter, wie ihn die meisten Gartler haben, müsste immer in einem Vorgang befüllt werden: und zwar mit verschiedenen Schichten aus Laub, Stroh, Mist, Gartenabfällen und Hölzern. Wichtig ist auch alter Kompost, weil der Bakterien in das Ganze bringt. Das heißt, im Idealfall müsste man vorher schon alles gesammelt haben, dann schichtweise einfüllen und zwei Tage abdecken, damit der Kompost heiß wird. So sitzt er langsam zusammen, es entstehen Pilze und die Kompostierung beginnt. Das ist aber in einem Hausgarten unpraktisch.

Gibt es eine Alternative?
Ja. Ich lege zum Beispiel unter der Hollerstaude im Garten einfach einen Haufen mit allem an, was im Laufe des Sommers anfällt: organische Küchenabfälle, verblühte Staudenblumen, Erntereste oder Beerenschnitt. Wenn im Herbst nichts mehr dazukommt, dreh ich den Haufen mit der Gabel um und gebe schichtweise gemahlene Holzkohle als Stickstoffspeicher hinein. Zusätzlich kommen mit der Gießkanne effektive Mikroorganismen (EM) dazu. Das sind Photosynthese-Bakterien, Milchsäure und Hefen. Der Haufen wird mit einer luftundurchlässigen Plane abgedeckt und der Rand beschwert, wie das die Bauern bei einem Vorsilo machen. Durch die Mikroorganismen geht das nicht in Fäulnis, sondern in eine Verrottung über. Das ist dann mein Rohkompost für den Frühling. Noch nicht Erde, aber Pflanzenreste in sehr modrigem Zustand, die ideal für Rosen und Beerensträucher sind.

Kann man bei gekaufter Erde etwas falsch machen?
So gut die gekauften Erden sind: Alle wurden thermisch behandelt und haben keine Bakterien in sich. Das kann man gut beobachten, wenn man einen Topf nur mit gekaufter Erde befüllt und beispielsweise mit Hornspänen oder Schafwolldünger düngt. Im Herbst ist der Dünger noch immer vorhanden, weil einfach keine Bakterien in der Erde sind, die den Dünger umsetzen können. Das heißt, es gehört immer eine Handvoll Kompost oder Mist dazu. Oder Erde von einem Maulwurfshügel, weil da sind Bakterien drinnen. Mit der Feuchtigkeit beginnt die Erde richtig zu arbeiten und dann haben auch die Pflanzen etwas davon. Die belebteste Erde findet man übrigens in Maulwurfshügeln zwischen Wald und Wiese. Die Mischung aus pilzdominiertem Waldboden und bakteriendominiertem Wiesenboden ist ideal. Ein klein wenig davon reicht völlig aus.

Was ist an Torf eigentlich schlecht?
Gar nichts. Torf ist grundsätzlich der beste natürliche Zusatz in der Erde. Nur wollen wir alle nicht, dass irgendwo auf der Welt im großen Stil Moore abgebaut werden. Darum wird nach Alternativen gesucht. Erden mit Holzfasern sind mittlerweile sehr gut. Aber wenn bei einem Hausbau Torf anfällt - nicht entsorgen, im Garten verwenden.