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Die Trends in der Weiterbildung in Salzburg 2025

Ein schwieriges Umfeld, aber auch viel Licht am Ende des Tunnels: So stellt sich für BFI-Salzburg-Geschäftsführer Franz Fuchs-Weikl und VHS-Direktorin Nicole Slupetzky die aktuelle Situation der Weiterbildung in Salzburg dar. Welche Inhalte und Kurse heute und morgen gefragt sind, erzählen die Vertreter:innen von zwei großen Weiterbildnern im Land im SN-Interview.

Welche Bildungsangebote standen 2024 in Ihrer Einrichtung hoch im Kurs? Nicole Slupetzky: Trotz künstlicher Intelligenz und Übersetzungsprogrammen waren die Sprachkurse sehr gut gebucht. Vor allem eher selten unterrichtete Sprachen wie Koreanisch oder Japanisch stehen hoch im Kurs. Und Frankreich wurde wiederentdeckt, denn die Französischkurse steigen wieder von Jahr zu Jahr. Interessant ist, dass Onlinekurse zwar weiter gut angenommen werden, aber der mehrheitliche Wunsch nach Präsenz auch da ist. Vor allem Konversation ist in Präsenz leichter möglich. Deutsch als Zweit-/Fremdsprache bleibt weiter ein starker Bereich, vor allem das Interesse auch an Abschlüssen auf den verschiedenen Sprachniveaus. Ebenfalls sehr großes Interesse gibt es an klassischen Basisbildungsangeboten. Der Bedarf, Lesen und Schreiben zu lernen, ist hoch. Allerdings kann hier der Bedarf mit dem Angebot fast gar nicht gedeckt werden. Diese Kurse müssen niederschwellig und daher kostengünstig oder sogar gratis sein, was nur über Projektfinanzierung möglich ist. Interessant ist, dass das Thema psychische Gesundheit immer stärker wird. Angebote um dieses Thema sind als Ausgleich zum Alltagsstress gut gebucht, sowohl kostenlose und anonyme Angebote als auch fortführende kostenpflichtige Angebote. Resilienz und Stressbewältigung sind ein Thema, ebenso wie Mobbing.
Franz Fuchs-Weikl: Die großen Nachfragemagneten im Jahr 2024 waren am BFI Salzburg: Lehre mit Matura, Berufsreife, Studienberechtigung, Elementarpädagogik, Pflegeausbildungen, Rechnungswesen, unsere Beratungsakademie (Systemischer Coach, Mediation, Care und Case Management etc.) sowie maßgeschneiderte Angebote für Unternehmen wie zum Beispiel Führungskräftetrainings, Seminare für Ausbilder:innen und Lehrlinge und Stärkenworkshops. Die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung bzw. Externistenprüfung kann bei uns seit letztem Jahr nun komplett online absolviert werden. Die Nachfrage danach ist sehr groß. Mit der Lehre mit Matura sind wir inzwischen an neun Standorten im Bundesland Salzburg vertreten und führen zudem eigene Lehrgänge in Unternehmen durch. Ein Highlight sind unsere regionalen Ausbildungen zur pädagogischen Zusatzkraft und die Kooperation mit dem Zekip des Landes Salzburg bei der Fachkraft frühe Kindheit. Das Land Salzburg finanziert viele unserer Ausbildungen in der Pflege. Von der Pflegeassistenz über die Pflegefachassistenz bis zur Vorbereitung auf den Übertritt in die Fachhochschule bieten wir Quereinsteiger:innen alle Karrieremöglichkeiten im Pflegeberuf. Hervorzuheben ist auch das Erfolgsprojekt Lehrhotel: Es wurde für den Pongau und den Pinzgau vom AMS wiederbeauftragt und ist wieder erfolgreich gestartet.

"Nachfrage nach unseren Angeboten steigt seit vier Jahren an."
Franz Fuchs-Weikl
BFI Salzburg

Wie hat sich die Teilnehmer:innenzahl in den vergangenen Jahren an Ihrer Einrichtung entwickelt - und wie sieht die Prognose für 2025 aus? Franz Fuchs-Weikl: Die Nachfrage nach unseren Angeboten steigt seit vier Jahren kontinuierlich an. Unsere Teilnehmenden schätzen unseren bedürfnisorientierten und unterstützenden Zugang zur Aus- und Weiterbildung als Bildungseinrichtung der Arbeiterkammer Salzburg. Man merkt, dass sich anerkannte Qualifizierungen einfach lohnen. Wir merken auch, dass sich Unternehmen immer mehr um die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden kümmern. Seit drei Jahren führen wir unsere Veranstaltung "HR-Insights - Praxistalk mit und für Personalist:innen und Ausbilder:innen" durch und verzeichnen auch hier ein steigendes Interesse. Im Vorjahr haben wir außerdem ein Euregio-Vernetzungstreffen zur Fachkräfteentwicklung mit Stakeholdern aus Salzburg und Bayern beherbergt. Insofern bin ich auch für 2025 sehr optimistisch. Aber: Ein etwaiger Wegfall der Bildungskarenz wird es für viele Menschen schwieriger machen, sich fortzubilden. Wir werden mit unseren flexiblen Angeboten Auswege und Alternativen anbieten.

"Entwickeln uns zur Wissensdrehscheibe für Partner."
Nicole Slupetzky
VHS Salzburg

Nicole Slupetzky: Wir hatten im letzten Arbeitsjahr 29.000 Teilnahmen, was immer noch ein Drittel weniger ist als vor Corona. Es fanden in Summe über 4000 Kurse im Bundesland Salzburg statt. Interessant ist, dass es regional sehr schwankend ist. In manchen Regionen haben wir bereits 80 bis 90 Prozent erreicht, in manchen Gegenden nur 60 Prozent oder darunter, im Lungau zum Beispiel. Das hat damit zu tun, dass die VHS Salzburg sehr dezentral aufgestellt ist und angewiesen ist auf externe Faktoren, wie Räumlichkeiten in Gemeinden, was nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Außerdem ist es schwieriger geworden, Kursleitungen zu finden, die sich nebenberuflich engagieren wollen und Kurse anbieten. Wir müssen sicherlich flexibler im Angebot werden, die langfristige Verbindlichkeit sinkt bei vielen. Das Fortbildungsangebot der Volkshochschule Salzburg wird sehr stark von Frauen genutzt, weshalb wir hier auch einen Schwerpunkt setzen werden, nämlich Frauen auch bewusst zu stärken unter dem Motto: Frauen stärken Frauen. Eine Gesamtprognose ist schwierig. Die Allgemeinbildung kommt stark unter Druck und die Leute sparen aufgrund der Gesamtlage. Früher haben Teilnehmende 1,8 Kurse pro Jahr bei uns gebucht, jetzt sind es nur noch 1,2. Einige unserer Teilnehmenden müssen aufs Geld schauen und sparen beim zweiten Kurs. Hier wird es wichtig sein, dass es weiterhin niederschwellige und kostengünstige Angebote gibt, was beim derzeitigen Kostendruck auch für uns als Bildungseinrichtung immer schwieriger wird. Wir versuchen daher, über verschiedene Fördertöpfe Angebote zu entwickeln, die für Menschen mit weniger Geld leistbar oder kostenlos bleiben. Die Volkshochschule Salzburg entwickelt sich zur Wissensdrehscheibe für Kooperations- und Projektpartner.

Gibt es im derzeit allgemein schwierigen Umfeld noch andere Lichtblicke in puncto Weiterbildung? Franz Fuchs-Weikl: Die Welt ist im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung und es prasseln sehr viele schlechte Nachrichten täglich auf uns ein. Wie können wir als Individuen und als Mitarbeitende in Organisationen und Unternehmen optimistisch, konstruktiv, kooperativ und produktiv bleiben? Eine Antwort auf diese Frage bietet der Ansatz "People and Culture", der die Unternehmenskultur und die Mitarbeitenden ins Zentrum stellt. Wie fördern wir offene Kommunikation und eine positive Fehlerkultur, um ein transparentes und faires Arbeitsumfeld zu schaffen, in das sich jeder mit seinen Stärken einbringen kann? So können kreative und innovative Lösungen gefunden werden und die Identifikation mit dem Tun kann gesteigert werden. Wir beschäftigen uns am BFI Salzburg heuer schwerpunktmäßig mit People and Culture als neuem Trend.