Was den Reiz daran ausmacht, einen Familienbetrieb zu führen? Peter Mayer denkt kurz nach. "Ich kann mich einbringen, viel mehr verändern, als das bei einer Hotelkette der Fall wäre - muss aber auch den Kopf hinhalten, wenn einmal eine Entscheidung nicht ganz so klug war." Der 35-Jährige leitet in dritter Generation den Römerhof in Obertauern, ein Haus auf 1800 Metern, mit 72 Zimmern und 51 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dass er das Familiengeschäft einmal übernehmen würde, war für Mayer nicht immer klar. Zwar schloss er die Tourismusschule in Kleßheim ab, doch nach fünf Jahren hatte er genug, studierte Jus. "Das Gastgewerbe hat mich aber nie ganz losgelassen", erzählt er. Während des Studiums jobbte er fast automatisch in Salzburger Restaurants, wie er sagt. Schließlich kehrte er zurück in die Pongauer Heimat.
Generationenübergreifende Zusammenarbeit im Hotelgewerbe: Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge im Römerhof in Obertauern
"Es ist nicht immer einfach, wenn zwei Generationen gemeinsam arbeiten", erzählt Mayer. Abgesehen von den üblichen kleinen Querelen, wie sie in jeder Vater-Sohn-Beziehung vorkommen, trennen den Senior und den Junior fast 50 Jahre - und damit gelegentlich grundlegende Ansichten. Der Vater leitete den 1958 errichteten Römerhof in einer Zeit, als der Skitourismus boomte und der ganze Ort praktisch aus dem Nichts entstand, Mitarbeiter noch etwas einfacher zu finden waren und eine 60-Stunden-Woche die Norm.
"Strategisch waren wir stets einer Meinung, aber wenn es um Dinge wie Nachhaltigkeit oder die Mitarbeiterführung ging, war es nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden, um ihn zu überzeugen", erinnert sich Peter Mayer. Inzwischen hat sich die Elterngeneration zurückgezogen. Mayer führt das Haus seit 2016 gemeinsam mit seiner Frau Laura. Sein Ziel ist es, "ein Refugium zu schaffen, einen Ort in den Bergen, der Ruhe ausstrahlt, wo man sich zurückziehen kann".
Von Anfang November bis Mitte April steht der Hotelier jeden Tag neun bis zehn Stunden im Betrieb, zieht morgens seine Runde durchs Haus, fragt Mitarbeiter von der Rezeption bis zur Küche, welche Herausforderungen an diesem Tag für sie anstehen, grüßt Gäste, kümmert sich um die täglichen To-Dos im Haus und im Büro. "Für mich ist es wichtig, präsent zu sein. Ich suche den persönlichen Kontakt zu allen, Mitarbeitern wie Gästen."
Nachhaltige Philosophie in der Hotellerie: Energieeffizienz und bewusster Ressourcenverbrauch
Mayers Philosophie für sein Haus ist eine der Nachhaltigkeit. Mit Ressourcen versucht er sorgsam umzugehen. "Gerade in der vergangenen Saison waren die wahnsinnigen Energiekosten für uns ein großes Thema. Deshalb haben wir uns genau angeschaut, welche Temperatur es etwa im Hallenbad braucht, damit der Gast ein Wohlgefühl verspürt, wir aber gleichzeitig das eine oder andere Grad einsparen können." Kleinigkeiten wie diese machen einen riesigen Unterschied aus, denn mit den Temperaturen sinken nicht nur die Energiekosten, es breiten sich auch Keime weniger aus, was in weiterer Folge Chemie einspart.
Ob Kiwis in einem Luxushotel das ganze Jahr über am Frühstücksbuffet verfügbar sein müssen, hinterfragt Mayer ebenfalls. "Das Schöne für mich ist: Wenn ich meinen Gästen erkläre, warum ich das tue, verstehen sie es auch. Ich kann mit ihnen sprechen, ihnen meine Philosophie, Werte und Ideen vermitteln. Die eine oder andere Diskussion, die daraus entsteht, ist wertvoll, um sich als Mensch weiterentwickeln zu können und auch den Betrieb vorwärtszubringen. Von gewissen Grundansichten bin ich überzeugt und muss dafür auch die eine oder andere Kritik hinnehmen."
Familiäres Ambiente im Römerhof für Gäste und Mitarbeitende
Ganz typisch für den Römerhof sei auch sein familiäres Ambiente: "Wir kümmern uns um den Gast genauso wie um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Personal zu finden stellt aber auch den Römerhof vor "extreme Herausforderungen", wie der Hoteleigentümer sagt. Er beobachte, dass Fachkräfte oft schon nach wenigen Jahren die Branche wechselten und immer weniger würden. "Die Hälfte unserer Mitarbeiter ist glücklicherweise Stammpersonal, Stubenmädchen, die schon 30, 40 Jahre bei uns sind. Über sie versuche ich, jüngere Menschen zu motivieren." Der Umstand, dass der Römerhof den Sommer über geschlossen habe, mache es schwieriger, Lehrlinge selbst auszubilden.
Was die größte Herausforderung ist, wenn man einen Familienbetrieb leitet?
Für Mayer ganz klar: "Das Unternehmen und die Familie unter einen Hut zu bekommen. Die Verschmelzung ist sehr belastend, denn all seine Arbeitssorgen teilt man permanent mit der Familie." So schön es sei, seine Lieben ständig um sich zu haben, so schwierig sei es, sich Zeit freizuschaufeln, die man ernsthaft nur als Familie miteinander verbringt. Laura und Peter Mayer teilen sich mit ihren beiden Kindern, einem sechsjährigen Mädchen und einem vierjährigen Buben, eine Wohnung im Römerhof. Nichtsdestotrotz ist es Mayer wichtig, dass seine Kinder mit genug Distanz zum Betrieb aufwachsen können und einfach Kind sein dürfen.
Ältester Familienbetrieb Österreichs ist das Hotel Gmachl in Elixhausen
Eine konkrete Definition, was nun ein Familienbetrieb ist, gibt es nach Auskunft der Wirtschaftskammer Salzburg übrigens nicht. Wie viele der 2879 Hotels, Gasthöfe, Schutzhütten und Co. im Bundesland familiengeführt sind, lässt sich damit nicht ohne Weiteres feststellen. Fix ist jedoch, dass der älteste Familienbetrieb Österreichs ebenfalls ein Hotel ist - und im Bundesland Salzburg liegt.
Michaela Gmachl führt das 4-Sterne-superior-Haus in Elixhausen bei Salzburg in der 23. Generation. 1334 wurde das heutige Hotel Gmachl erstmals urkundlich erwähnt. Damit ist das älteste österreichische Familienunternehmen 689 Jahre alt. Die Unternehmerfamilie war ursprünglich überwiegend in der Landwirtschaft tätig. Sie betrieb einen Viehhandel, eine heute noch bestehende Fleischhauerei und eine Taverne. Daraus entstanden ist ein Hotel mit 79 Zimmern verschiedener Kategorien, einem 1500 Quadratmeter großen Wellnessbereich und einem Haubenrestaurant.