So viel Pomp war man nach den zuletzt eher schlicht gehaltenen Fahrzeugpräsentationen gar nicht mehr gewohnt. Umso beeindruckender war die mit internationalen Stars aus Musik, Mode, Film und Kultur gespickte Weltpremiere des neuen Mercedes CLA vergangene Woche in Rom. Vielleicht dient die deutscheste aller Automarken dieser Tage auch ihren eigenen Politikern als Vorbild.
Klotzen statt kleckern im Angesicht des drohenden wirtschaftlichen Niedergangs, eine neue deutsche Tugend? Tatsächlich steht für Mercedes-CEO Ola Källenius viel auf dem Spiel. Angesichts der zuletzt stark rückläufigen Umsätze, der wachsenden Konkurrenz aus bzw. in Fernost sowie der mittelfristig immer noch drohenden Emissionsstrafzahlungen der EU musste dringend ein Befreiungsschlag her.
Mercedes setzt auf einheitliche Modellstrategie
Die Erwartungen an das neue Kompaktmodell der Schwaben könnten also kaum größer sein. Nachdem die Strategie, die Elektroautos als EQ-Baureihen parallel zu den traditionellen Modellen anzubieten, von den Kunden mit Pauken und Trompeten abgestraft wurde, rudert man nun zurück: Beginnend mit dem neuen CLA werden Verbrenner-, Hybrid- und Elektromodelle ab sofort wieder unter gemeinsamem Modellnamen erhältlich sein. Den Anfang machen vom Marktstart weg der CLA 250+ mit 272 PS und Heckantrieb sowie der Allradler 350 4Matic mit satten 354 PS. Äußerlich sind die beiden Elektrovarianten nicht mehr von den Verbrennern zu unterscheiden, lediglich der kleine Zusatz "mit EQ-Technologie" weist darauf hin, dass unter der Haube die neue 800-Volt-Elektroarchitektur ihre Arbeit verrichtet. Und die hat es wahrlich in sich. Schon die aktuellen Strommodelle, allen voran EQS und EQE mit ihren SUV-Derivaten, waren technisch hervorragende Elektroautos.
Mercedes CLA : "Ein-Liter-Auto für die Generation E"
Der CLA setzt bei den entscheidenden Kriterien Reichweite, Effizienz und Ladeperformance aber noch einen drauf. Tatsächlich spricht man bei Mercedes in diesem Zusammenhang vom "Ein-Liter-Auto für die Generation E". Will heißen: 12,5 kWh WLTP-Verbrauch pro 100 Kilometer für die Topmotorisierung, die auf Wunsch in 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Der 250+ soll mit seiner 85,5-kWh-Batterie eine Normreichweite von knapp 800 Kilometern schaffen.
"German Engineering" macht den Unterschied - auch im Zeitalter der E-Mobilität
Möglich machte dies eine Kombination aus ausgefeilter Aerodynamik und extrem effizienten Antriebskomponenten. Konkret profitiert der in Eigenregie entwickelte Permanent-Synchronmotor von den Erfahrungen der spektakulären Reichweitenstudie EQXX. Die spezifische Anordnung der Magnete im Rotor sowie die spezielle Wicklung des Stators sorgen nicht nur für bisher ungeahnte Wirkungsgrade, sondern auch für eine reduzierte Geräuschentwicklung. Womit die Mercedes-Ingenieure wieder einmal den Beweis antreten, dass "German Engineering" auch im Zeitalter der E-Mobilität noch einen Unterschied machen kann. So auch bei der Ladeperformance: Hier spielt die 800-Volt-Technik ihre Stärken voll aus, maximal 320 kW sorgen dafür, dass der Akku im Optimalfall in 22 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden kann.
Auch bei der Elektronik macht der CLA einen Riesensprung
Doch nicht nur beim Elektroantrieb, auch bei der Elektronik macht der CLA einen Riesensprung. Optisch wird dies am neuen Riesendisplay ersichtlich, das sich nun über die gesamte Cockpit-Breite erstreckt. Auf dieser großen Bühne debütiert das erste eigene Betriebssystem der Marke, genannt "MB.OS".