SN.AT / Leben / Mobilität

Škoda Enyaq iV - Ein schöner Rücken kann entzücken

Mit dem Coupé holt Škoda die zweite Variante des heiß begehrten Enyaq iV vor den Vorhang. Den Anfang macht ab Mitte Mai das sportliche Topmodell RS, drei weitere Versionen folgen im Herbst.

Die Seitenansicht schmeichelt dem 2,3 Tonnen schweren Škoda Enyaq Coupé iV.
Die Seitenansicht schmeichelt dem 2,3 Tonnen schweren Škoda Enyaq Coupé iV.

Zugegeben, der Siegeszug der Elektromobilität hat automobile Modellbezeichnungen weder kürzer noch einfacher verständlich gemacht. Wenn eine tschechische VW-Tochter die stärkste Variante der neuesten Karosserievariante des bis dato einzigen Elektro-SUV der Marke präsentiert, so summiert sich dessen Bezeichnung zu folgender Konstruktion: Škoda Enyaq Coupé RS iV.

Coupé mit deutlichem Leistungsplus

Die gute Nachricht: Das Auto, das sich hinter diesem recht monströs anmutenden Namen verbirgt, ist zum einen recht hübsch geraten und fährt sich zum anderen auch noch wirklich gut. Das verwundert kaum, schließlich gelang Škoda schon im Vorjahr mit dem "normalen" Enyaq ein hervorragendes Elektroauto. Die Kombination aus ausgereifter Technik, praxistauglicher Reichweite und einem (für E-Auto-Verhältnisse) verträglichen Preis-Leistungs-Verhältnis suchte schon bisher seinesgleichen (ein ausführlicher Fahrbericht folgt demnächst an dieser Stelle). Nun legen die Tschechen ein optisch wesentlich gefälliger gezeichnetes Coupé nach, das als Topmodell RS auch noch ein deutliches Leistungsplus mitbringt. Der augenscheinlichste Nachteil dieser optischen Frischzellenkur samt Leistungseskalation ist der Preis: Der startet bei satten 59.950 Euro. Für so viel Geld bekommt man allerdings auch eine ordentliche Portion Auto. Genau genommen 2,3 Tonnen, verteilt auf eine Fahrzeuglänge von 4,65 Metern. Um dem sportlichen Attribut RS dennoch gerecht zu werden, leisten der hintere Permanentmagnet-Synchronmotor und der vordere Asynchronmotor vorn in Summe 299 PS und schicken ein Drehmoment von 460 Newtonmetern an alle vier Räder. Angesichts der sportwagenähnlichen Fahrleistungen (0 auf 100 in 6,5 Sekunden) sticht der vergleichsweise niedrige Verbrauch von knapp 20 kWh umso positiver hervor. Das Werk verspricht sogar zwischen 17,2 und 18,1 kWh, und hätte die Testfahrt nicht auf den hügeligen Wegen der Toskana stattgefunden, wären diese Laborwerte vielleicht sogar in Reichweite gewesen.

Günstige Aerodynamik bringt Reichweite

In der Tat ist es erstaunlich, welche Spreizung moderne Elektroautos mittlerweile vollbringen. Geräumig und komfortabel, bieten sie Fahrleistungen und Straßenlagen, die vor nicht allzu vielen Jahren höchstens von doppelt so teuren Verbrennern erwartet werden konnten. Zumindest was die lokalen Emissionen angeht, fällt darüber hinaus auch noch das schlechte Ökogewissen weg - vorausgesetzt natürlich, man lädt brav grünen Strom. Einzig beim Bremsen ruft das massiv anschiebende Fahrzeuggewicht das tonnenschwere Manko der E-Mobilität in Erinnerung. Immerhin wird der Löwenanteil der dabei aufgewendeten Bremsenergie zurück in den 77 kWh großen Akku rekuperiert. Wer das Gaspedal nur streichelt, wird zudem mit Reichweiten von bis zu 504 Kilometern belohnt. Dass selbst das Leistungsmonster RS mit einer einzigen Akkuladung annähernd so weit fährt wie das bis dato reichweitenstärkste Modell, liegt an der extrem günstigen Aerodynamik der Coupé-Karosserie. Und Škoda hätte nicht den Firmenclaim "Simply Clever", würde es den vermeintlichen Nachteil nicht auch noch in ein Asset verwandeln: Wenngleich die flach auslaufende Heckklappe das Beladen etwas umständlicher macht, schrumpft der tatsächliche Stauraum dahinter im Vergleich zur Normalversion nur marginal. Selbst das konzeptionell größte Manko von Coupés - die massiv eingeschränkte Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen - weiß man in Mladá Boleslav zu umgehen. Das elegant geschwungene Panoramaglasdach ist dünner als sein Pendant aus Blech und bietet eine spezielle Hitzebeschichtung, die eine zusätzliche Verdunkelung überflüssig macht.

Wermutstropfen: Lieferzeiten

Wer jetzt voller Begeisterung zum nächsten Škoda-Autohaus rennen möchte, sei gewarnt: Die aktuell schwierige Liefersituation bei Kabelbäumen, Halbleitern und anderen Rohstoffen führt dazu, dass die Wartefrist je nach Modell und Motorisierung im schlimmsten Fall bis ins Jahr 2024 hineinreicht. Doch dieses Problem haben bekanntlich ja fast alle Hersteller.