Rückenschmerzen sind sehr häufig - sie sind die zweithäufigste Ursache für einen Arztbesuch. Angenommen, in einem Raum befinden sich zehn Menschen: Zwei bis drei haben wahrscheinlich aktuell Rückenschmerzen, fünf litten im letzten Monat darunter und acht werden irgendwann im Leben Beschwerden bekommen.
Abnützungen sind zu erwarten
Viele Personen wünschen sich ein bildgebendes Verfahren wie ein MRT, wenn sie von Rückenschmerzen betroffen sind. Die Idee dahinter ist einleuchtend - die Ursache festzustellen und diese zu behandeln. Doch diese Betrachtungsweise ist nicht richtig. Etwa 85 Prozent aller Rückenschmerzen sind nämlich unspezifisch, das heißt, die Ursache der Schmerzen kann nicht festgestellt werden. Daher werden bildgebende Verfahren nur empfohlen, wenn ernsthafte Erkrankungen vermutet werden. Diese kann ein MRT gut feststellen. Ansonsten besteht ein sehr geringer Zusammenhang zwischen bildgebenden Verfahren und Klinik, also dem, was zu sehen ist, und dem, was verspürt wird.
Ab 20 Jahren kann man häufig Abnützungen der Wirbelsäule feststellen. Ist die Lebensmitte überschritten, kann die Liste dessen, was im MRT sichtbar wird - Abnutzungen, Verengungen, Fehlhaltungen -, ziemlich lang werden und Angst bei Patient*innen auslösen. Angst führt oft zu ungünstigem Verhalten wie etwa dazu, weniger aktiv zu sein. Diese Inaktivität führt wiederum zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und Schmerzen treten erst recht schneller auf - ein Teufelskreis.
Bewegung hilft!
Bewegung ist die wichtigste Maßnahme bei Rückenschmerzen, besonders empfehlenswert ist eine Kombination aus Ausdauersport und Kräftigung. Auch in den Alltag sollte so viel Bewegung wie möglich integriert werden, am besten in kleinen Bewegungseinheiten über den Tag verteilt. Das kann ganz klassisch die Treppe statt des Lifts sein oder ein paar Minuten Gymnastik auf dem Bürosessel.
Akute Rückenschmerzen bessern sich meist nach spätestens sechs Wochen wieder. Die beste Prognose haben dabei Personen, die körperliche Aktivitäten trotz bestehender Schmerzen schnell wiederaufnehmen. Allerdings sind Rückfälle sehr häufig, etwa ein Drittel leidet innerhalb eines Jahres erneut an Rückenschmerzen. Die Frage scheint hier also weniger zu sein: "Wie vergehen die Schmerzen wieder?", sondern vielmehr: "Was kann ich machen, damit es dauerhaft so bleibt?"
Physiotherapeut*innen können helfen, ein individuelles Bewegungsprogramm zu erstellen und ärztliche Fachsprache in eine verständliche Alltagssprache zu übersetzen. Ebenso weiß man, wie wichtig die persönlichen Glaubensgrundsätze und Verhaltensstrategien bei Rückenschmerzen sind. Hier ist eine gute Aufklärung nötig, da sie häufig die Angst vor (Wieder-)Verletzung nimmt und darin bestärkt, aktiv zu bleiben - zwei Faktoren, die sich erwiesenermaßen positiv auf Schmerz auswirken.