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Zwei Personen im Mühlviertel erschossen: Amokläufer ist tot, aber viele Fragen sind ungeklärt

Nach dem Doppelmord an zwei Jagdkollegen hat der Amokläufer Suizid begangen. Das Motiv für die Bluttat und wie sich der 56-Jährige tagelang mit seinem Auto in der Gegend verstecken konnte, wird die Behörden noch länger beschäftigen.

In der Nähe dieser Waldlichtung fand die Polizei den Leichnam des mutmaßlichen Doppelmörders.
In der Nähe dieser Waldlichtung fand die Polizei den Leichnam des mutmaßlichen Doppelmörders.

Aufatmen in Altenfelden und Umgebung (Bezirk Rohrbach): Der 56-jährige Amokläufer, der zwei Jägerkollegen erschossen hat, ist tot. Eine Streife der Schnellen Interventionsgruppe fand den Mühlviertler Samstagmittag in einem Wald zwischen den beiden Tatorten mit seinem Gewehr auf dem Boden sitzend tot auf. Mittels seiner Fingerabdrücke konnte er identifiziert werden. 50 Personen, die fünf Tage lang unter Polizeischutz standen, müssen jetzt nicht mehr um ihr Leben fürchten.

Pfarrkirche hatte aus Angst vor Amokläufer geschlossen

Und in Altenfelden, wo aus Angst vor dem flüchtigen Doppelmörder am Freitag noch die Allerheiligen-Prozession abgesagt worden war, waren am Sonntag die Tore der Pfarrkirche wieder geöffnet und um 9.30 Uhr fand der erste Gottesdienst nach den traumatischen Geschehnissen statt.

Obduktion soll Klarheit zu Todeszeitpunkt bringen

Aufgearbeitet ist in dem tragischen Fall längst nicht alles. Im Gegenteil, es gibt viele offene Fragen. Eine davon könnte schon am Montag geklärt werden, wenn der Leichnam des Amokschützen in der Gerichtsmedizin in Salzburg obduziert wird. Die Frage lautet, ob sich der 56-Jährige am Freitag oder erst am Samstag das Leben genommen hat. Es hat den Anschein, als hätte sich der passionierte Jäger, der seine Heimatgemeinde und die Wälder rundherum sehr gut kannte, tagelang ein Katz-und-Maus-Spiel mit einer Hundertschaft an Einsatzkräften geliefert.

Auto des Jägers gefunden

Denn sein Auto, ein silberner VW Caddy, war erst am Allerheiligentag auf einem Waldweg in der Nähe des ersten Tatorts von einem Landwirt gefunden worden. Dieser Weg war aber laut Polizei definitiv zuvor bereits von Einsatzkräften abgefahren worden, und der Wagen sei zuvor dort nicht gestanden, teilte die Polizei OÖ mit. Zudem soll ein Zeuge in der Nacht zum Freitag ein Auto in den Wald fahren gesehen haben, es aber nicht als den Pkw des 56-Jährigen erkannt haben.

Hat jemand Amokläufer Unterschlupf gewährt?

Für die Kriminalisten gilt es daher zu klären, wo sich der Beschuldigte von Montagvormittag bis Donnerstagabend versteckt und sein Auto untergestellt hatte. Die Fahnder sind sich sicher, dass es in unmittelbarer Umgebung gewesen sein muss - denn die Ausfahrtstraßen waren rund um die Uhr observiert worden. Es könnte ihm auch jemand für einige Tage Unterschlupf gewährt haben. Konkrete Hinweise dafür gebe es aber nicht, sagte Sonntag Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz.

Motiv des Verbrechens bleibt rätselhaft

Das Motiv des Verbrechens wird sich möglicherweise nie restlos klären lassen. Gemutmaßt wird, dass der drohende Verlust der Jagdkarte oder eine Abnahme seiner Waffen Auslöser gewesen sein könnte. Wie berichtet, hat der Jäger am Montagvormittag zwei 64-jährige Kollegen, beide Jagdleiter, mit Kopfschüssen regelrecht hingerichtet. Jedenfalls hatte es im Vorfeld mehrfach Anzeigen bei der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach wegen unwaidmännischen Verhaltens gegen den 56-Jährigen gegeben. Unter anderem sollen die beiden Opfer, einer von ihnen war Bürgermeister in Kirchberg ob der Donau, Anzeigen erstattet haben.

Anzeige führte zu Kontaktaufnahme

Auch in der Woche vor den Morden habe es eine solche Anzeige gegen den Einheimischen gegeben, bestätigte die Bezirkshauptmannschaft Rohrbach. Es sei dabei um unzulässiges Anfüttern von Wildschweinen gegangen, und man habe mit dem Angezeigten deshalb Kontakt aufgenommen. Er soll dann die beanstandete Futterstelle an der Grenze zu einem benachbarten Revier geräumt haben. Und bereits vor zehn Jahren war dem Beschuldigten einmal kurzfristig seine Jagdkarte entzogen worden. Anlass war die Haltung eines Jagdhundes, der sich verletzt hatte. Selbst Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner hat seinen Jagdkollegen als "impulsiv bis aggressiv, als Hardliner" bezeichnet.

Kritik auch aus der Jägerschaft

Die Jägerschaft wird nach diesem "Worst-Case"-Szenario nicht zur Tagesordnung übergehen können. Denn sogar aus den eigenen Reihen wird hinter vorgehaltener Hand kritisiert. "Der Mann hatte schon länger Aggressionspotenzial. Das hat man gewusst - auch die Polizei. Die Behörden sind nicht so tätig geworden, wie es notwendig gewesen wäre. Die Toleranz ist zu weit gegangen, dass man solchen Leuten die Waffe belässt."