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Batteriebus in Salzburg im Test: "Der Obus kommt an seine Grenze"

Linienausbau, Taktverdichtung - wer öffentlichen Verkehr forciert, muss dafür ein Umfeld schaffen. Etwa Batterien statt Oberleitungen? Ein Test läuft.

Gerlinde Hagler und Reinhard Gassner (Geschäftsführung Salzburg Linien) am 20. August 2025 vor dem Testfahrzeug „Solaris Urbino 12 electric“. Der Bus kostet rund 600.000 Euro.
Gerlinde Hagler und Reinhard Gassner (Geschäftsführung Salzburg Linien) am 20. August 2025 vor dem Testfahrzeug „Solaris Urbino 12 electric“. Der Bus kostet rund 600.000 Euro.

Über vielen Straßen und Plätzen der Stadt Salzburg hängt ein teils sehr dicht gewebtes Netz: Es sind die Oberleitungen der elektrisch angetriebenen Busse der Salzburg Linien. Die Länge der stromführenden Doppelfahrleitungen beträgt 143 Kilometer, als Einzelkabel würde es von Salzburg bis vor die Tore Wiens reichen.

Bus ist bis Ende August im Versuchsbetrieb

"Und da bauen wir sicher nichts mehr dazu", sagt Gerlinde Hagler, Geschäftsführerin der Salzburg Linien. Mit dem zweiten Geschäftsführer, Reinhard Gassner, hat sie am Mittwoch in einem "Solaris Urbino 12 electric" Platz genommen. Der Bus bietet 66 Passagieren Platz und kommt ohne überirdisch montiertes Stromkabel aus. Er hat 3,5 Tonnen an Batterie in seinem Dach verbaut und soll laut Hersteller 500 Kilometer weit kommen. Gassner: "Im Realbetrieb mit Heizung im Winter und Klimaanlage im Sommer werden's wohl 400 Kilometer werden."

Hagler schwärmt vom abgasfrei fahrenden Solaris: "Sehr wendig und für die Fahrerinnen und Fahrer entfällt zum Beispiel das Weichenschalten." Der Bus ist bis Ende August im Versuchsbetrieb in der Stadt unterwegs. Für den Verkehrsdienstleister der Salzburg AG ist das aber mehr als nur ein Testballon.

Testfahrzeug „Solaris Urbino 12 electric“ am 20. August 2025 in der Obusremise in Salzburg.
Testfahrzeug „Solaris Urbino 12 electric“ am 20. August 2025 in der Obusremise in Salzburg.

"Wir sind da ergebnisoffen"

Hagler und Gassner erwarten Aufschlüsse über Einsatzgebiete wie "für Ausbildungszwecke neuer Fahrer, als Reservefahrzeug oder im Schienenersatzverkehr". Ob Batteriebusse einst die Oberleitungsbusse ablösen werden? "Wir sind da ergebnisoffen", sagen die Geschäftsführer. Hagler ergänzt: "Aus heutiger Sicht ist eine Umstellung noch nicht empfehlenswert, aber wir wollen vorbereitet sein." Bei der E-Mobilität herrscht ja rege Entwicklungsarbeit. Gassner erwartet einen weiteren Sprung bei den Batteriekapazitäten.

Über Salzburg spannt sich ein teils dicht gewebtes Netz an Bus-Oberleitungen.
Über Salzburg spannt sich ein teils dicht gewebtes Netz an Bus-Oberleitungen.

"Müssen auch über mehr Busspuren reden"

Aber noch müssen die Salzburg Linien bodennahe Problemzonen sanieren. Das hat mit dem Ausbau der Linien zu tun, mit dichteren Takten und größeren Fahrzeugen. So gibt es nur mehr Gelenks-Obusse mit einer Kapazität von mehr als 140 Passagieren. Gassner: "Aber wir fahren damit in Haltestellen hinein, die wir früher nur mit den kurzen Bussen angefahren haben. Bei diesen Infrastrukturen kommen wir mit dem Obus an die Grenzen. Und wenn mehr Busse gefordert werden, dann müssen wir auch über mehr Busspuren reden. Sonst stehen wir ja auch nur im Stau."

Bei Batteriebussen ist eine 49-Prozent-Tochter der Salzburg Linien schon weiter - und zwar wegen EU-Vorgaben. Albus hat den Abschied von Diesel-Niederflurbussen wegen der "Clean Vehicles Directive" (Richtlinie über saubere Straßenfahrzeuge) im öffentlichen Verkehr 2023 eingeleitet. Geschäftsführer Hermann Häckl: "Wir haben derzeit 15 Elektrobusse im Einsatz, bis Ende 2028 soll die gesamte Flotte umgestellt sein, rund 90 Fahrzeuge."

Über Salzburg spannt sich ein teils dicht gewebtes Netz an Bus-Oberleitungen.
Über Salzburg spannt sich ein teils dicht gewebtes Netz an Bus-Oberleitungen.

Die E-Busse dürften beim Personal gut ankommen

Auf dem Betriebshof in Maxglan baute Albus mit Landesförderung um 3,2 Millionen Euro eine 4100 Quadratmeter große PV-Anlage, "mit der wir 1,4 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen können", sagt Häckl.

Die E-Busse seien unproblematischer als die herkömmlichen. Häckl: "Es gibt ja keinen Dieselmotor, kein Getriebe und vor allem keinen Abgasreiniger. Der Reifenverschleiß ist wegen des Rekuperierens und des damit verbundenen Abriebs ein wenig größer." Zu den bestehenden 20 Ladepunkten kommen weitere 37 dazu. Wie beim Dieselbus stehen auch bei den E-Bussen zehn Prozent der Flotte immer als Reserve bereit.

Die E-Busse dürften beim Personal gut ankommen: Die Salzburg Linien müssen Testfahrten wegen des großen Interesses der Lenker bereits verlosen.

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