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Stillen in der Öffentlichkeit - warum regt das immer noch so auf?

Stillberaterin Sabine Gabath erklärt im Podcast, warum Österreich historisch bedingt eine schwierige Beziehung zum Stillen hat, und gibt Tipps, wie sich stillende Mütter vor Kritik von außen schützen können.

Katharina Seyfried
Dass Stillen in der Öffentlichkeit immer noch ein Streitthema ist, hat in Österreich vor allem historische Gründe.
Dass Stillen in der Öffentlichkeit immer noch ein Streitthema ist, hat in Österreich vor allem historische Gründe.

Jeder fünfte Österreicher empfindet öffentliches Stillen als unhygienisch oder unappetitlich. Das ergab vor Kurzem eine repräsentative Onlinebefragung. Warum es immer noch so viele Menschen aufregt, wenn Mütter ihrem Kind in der Öffentlichkeit die Brust geben, wird in dieser Folge des SN-Podcasts "Die gefragte Frau" besprochen. Die Salzburger Stillberaterin Sabine Gabath gibt spannende Einblicke in die Geschichte des Stillens in Österreich. Denn während das Stillen in anderen Kulturen seit Jahrtausenden das Natürlichste der Welt ist, galt es in Österreich immer wieder als verpönt. Vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus übertrugen sich Hitlers strikte Vorstellungen von Erziehung auch auf das Stillen. Die Brust durfte rein der Nahrungsaufnahme dienen, jegliche Bindungsmaßnahmen zwischen Mutter und Kind wurden abgelehnt. "Das schlägt sich bis heute bei vielen durch", erzählt Gabath im Podcast.

Stillberaterin Sabine Gabath ist zu Gast im Podcast „Die gefragte Frau“.
Stillberaterin Sabine Gabath ist zu Gast im Podcast „Die gefragte Frau“.


Noch heute gebe es von älteren Frauen großen Druck auf stillende Frauen. Man solle doch möglichst früh abstillen, das Kind nur nicht zu sehr verwöhnen: "Sie meinen das nur gut, sie wollen uns retten", sagt Gabath. "Aber wir brauchen niemanden, der uns rettet. Wir brauchen jemanden, der uns die Wäsche aufhängt oder ein Gulasch kocht."

Dass viele Österreicherinnen und Österreicher öffentliches Stillen immer noch als abstoßend empfinden, kritisiert die vierfache Mutter scharf: "Ich will nicht am Klo stillen oder im Stiegenhaus, nur damit die das akzeptieren. Der Gesellschaft tut es gut, wenn Mütter überall stillen."