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Metallindustrie geht mit klarer Ansage in die Lohnrunde: "Wir brauchen einen Abschluss unter der Inflationsrate"

Der Branchensprecher der metalltechnischen Industrie, Christian Knill, stimmt sein Gegenüber auf schwierige Lohnverhandlungen ein. Er ist aber zuversichtlich, dass es auch heuer gelingen wird, gemeinsam mit der Gewerkschaft kreative Lösungen zu finden.

Es müsse gelingen, die Spirale der hohen Inflation in Österreich zu durchbrechen, sagt der Obmann der metalltechnischen Industrie, Christian Knill.
Es müsse gelingen, die Spirale der hohen Inflation in Österreich zu durchbrechen, sagt der Obmann der metalltechnischen Industrie, Christian Knill.

Der Obmann der metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer, Christian Knill, verdeutlicht mit einer Zahl, wie unverändert dramatisch die Lage in der Branche ist. Der Rückgang des Produktionswerts der rund 1100 Mitgliedsunternehmen in den vergangenen drei Jahren werde sich bis Jahresende auf 22 Prozent summieren. Das Minus sollte mit 6 Prozent heuer zwar etwas geringer ausfallen als die jeweils rund acht Prozent 2023 und 2024, aber von einer Erholung sei man weit entfernt, man steuere auf das dritte Rezessionsjahr zu.

Weniger Aufträge lassen die Beschäftigung sinken

Im ersten Quartal seien die Auftragseingänge erneut um fünf Prozent gesunken. Darauf hätten die Unternehmen mittlerweile auch mit einem Personalabbau reagiert. Die Zahl der Beschäftigten sei seit 2023 von damals 140.000 auf mittlerweile 133.000 gesunken, Tendenz sinkend. Im Gegenzug sei der Personalaufwand um 5,9 Prozent auf rund 11 Mrd. Euro gestiegen. Jedes Prozent Lohnerhöhung koste die Unternehmen somit 110 Mill. Euro.

Die Konsequenz daraus müsse "absolute Zurückhaltung bei den Löhnen" sein, gibt Knill die Richtung für die am 22. September beginnenden Lohnverhandlungen bei den Metallern vor. Das gelte aber auch für die Gehälter im öffentlichen Sektor sowie für die Pensionen. Dass die Beamtengehälter um 0,3 Prozentpunkte über der Inflationsrate steigen sollen, mache die Verhandlungen im privaten Sektor schwierig. Knill hält es für nötig, das Paket noch einmal aufzuschnüren.

Knill: "Ich rede nicht von Nulllohnrunden"

Wie weit der Abschluss unter der Inflationsrate liegen soll, wollte der Industriesprecher vor Medienvertretern am Dienstag nicht sagen. Er rede auch nicht von Nulllohnrunden, das sei nicht gut für die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. Man müsse aber zur Kenntnis nehmen, dass die Löhne in Österreich seit 2020 um 12,4 Prozent stärker gestiegen seien als in Deutschland. Bei den Lohnstückkosten als wichtigstem Maß für die Produktivität liege Österreich mit einem Plus von 23,6 Prozent seit 2022 um neun Prozentpunkte über dem Anstieg von 14,6 Prozent in der Eurozone, sagt Knill, das sei "Gift für die Wettbewerbsfähigkeit".

Österreich verliert Weltmarktanteile

Die Betriebe könnten die höheren Kosten aber nur sehr beschränkt an ihre Kunden weitergeben, in einer Umfrage geben 88 Prozent der exportierenden Betriebe an, dass das nicht oder nur zu geringem Teil möglich ist. Man könne daher die Löhne nicht weiterhin stärker anheben als in den Ländern, mit denen man konkurriere.

Die Wettbewerbsfähigkeit habe ohnehin schon stark gelitten, das zeige sich am Anteil auf den Weltmärkten. Zwar konnten Österreichs Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren den Exportwert mit plus 115 Prozent mehr als verdoppeln. Der Weltmarktanteil sei aber um ein Fünftel gesunken. Deutschland habe sogar ein Viertel seines Marktanteils eingebüßt, die Schweiz hingegen ihren um 17,6 Prozent gesteigert.

Es sei daher unausweichlich, die Inflationsspirale in Österreich zu durchbrechen. Die in Österreich zu hohe Inflation könne nicht der Maßstab sein, "es zählt, was wir uns leisten können", sagt Knill. Daher müsste man auf viele Jahre "so abschließen, dass wir das zurückholen, was wir in den vergangenen drei Jahren verloren haben". Österreich sei als Standort zu teuer geworden, daher brächen die Gewinne ein und investiert werde im Ausland.

Hoffen auf "kreative Lösungen" bei der Lohnrunde

Dass die Ausgangslage bei der Lohnrunde schwierig ist, sei auch der Gewerkschaft bewusst. Er gehe daher davon aus, "dass wir konstruktiv verhandeln werden", sagte Knill. Beide Seiten hätten bewiesen, dass sie kreative Lösungen finden können, erinnerte Knill an die vor zwei Jahren vereinbarte Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel. Auch ein Lohnabschluss auf zwei Jahre sei von den Unternehmen wegen der besseren mittelfristigen Planbarkeit gut aufgenommen worden. Knill zeigte sich zuversichtlich, dass man auch heuer passende Instrumente im Werkzeugkoffer finden werde.

Laut Knill muss sich aber auch in der Politik mehr bewegen. Es müsse in die Köpfe aller, dass über einige Jahre hinweg gespart werden müsse. "Wir haben in Österreich nicht zu wenige Einnahmen, wir müssen weniger ausgeben."

Gewerkschaft weist FMTI-Forderung nach Zurückhaltung zurück

Die zuständigen Gewerkschaften Pro-Ge und GPA haben die Forderung des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (FMTI) nach einer "absoluten Zurückhaltung bei Lohnerhöhungen" zurückgewiesen. "Nulllohnrunden sind kein Mittel, um die Inflation zu bekämpfen. Im Gegenteil, sie würden nur die wirtschaftliche Erholung und die Finanzierung des Pensionssystems oder Gesundheitssystems gefährden. Daher werden die Gewerkschaften bei den Kollektivvertragsgesprächen nicht über Nulllohnrunden verhandeln", teilten die gewerkschaftlichen Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Mario Ferrari (GPA). Knill hatte allerdings ausdrücklich keine Nulllohnrunde gefordert.


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