Es sei "in meinem künstlerischen Dasein bis jetzt vielleicht das absolute Highlight", sagte Kirill Petrenko am Montag - "mit Ausnahme des Tages, als mich die Berliner Philharmoniker zu ihrem Chefdirigenten gewählt haben". Bei den Salzburger Festspielen gehörte den Berlinern und ihrem Pultchef am Sonntagabend das Abschiedskonzert des heurigen Sommers. Tags darauf sprach der russisch-österreichische Dirigent bei einer Pressekonferenz über die baldige Rückkehr: Bei den Osterfestspielen Salzburg wollen die Berliner Philharmoniker nach 14 Jahren Abwesenheit "ein neues Kapitel aufschlagen". Das Gründungsorchester der Osterfestspiele kehrt - wie berichtet - mit einer Neuinszenierung von Wagners "Ring des Nibelungen" nach Salzburg zurück. Mit dem "Ring" hatte 1967 auch die Geschichte des von Herbert von Karajan gegründeten Festivals begonnen. Infolge des Finanzskandals 2009 hatten die Berliner Salzburg 2012 den Rücken gekehrt.
Von einem "großen Tag" sprach Nikolaus Bachler, der Intendant der Osterfestspiele, bei der detaillierten Vorstellung der Zukunftspläne: "Wir sind alle motiviert, jetzt auf 2026 zuzugehen." Petrenko betonte: "Es schließen sich jetzt sehr viele Kreise." An keinem anderen Werk habe er "so lange und so akribisch" gearbeitet wie an Wagners Tetralogie. Im Gegensatz zur "Götterdämmerung", in der Hagen die Worte "Zurück vom Ring!" singt, heiße es für ihn nun: "Zurück zum Ring!"
Regisseur Kirill Serebrennikov will, wie er in einer Liveschaltung aus Paris erläuterte, nicht nur mit filmischen Elementen den Aspekt des Gesamtkunstwerks aktualisieren. Auch die Begriffe "Gemeinschaft" und "Grenzenlosigkeit" seien in seiner Inszenierung zentral. Mit Dreharbeiten zu Filmen, die zu jedem Teil des "Rings" auf einem anderen Erdteil entstehen sollen, habe er bereits in Island begonnen.
Wegen des bevorstehenden Umbaus im Festspielbezirk wird die Felsenreitschule zur Bühne für den neuen Salzburger "Ring". Sie bietet weniger Publikumsplätze als das Große Festspielhaus. Auch deshalb werde es die Inszenierung zusätzlich als Medienproduktion geben - "nicht nur mit acht Kameras, die das Bühnengeschehen abfilmen, sondern als mediales Gesamtkunstwerk", berichtete Olaf Maninger, Cellist und Medienvorstand der Berliner Philharmoniker.
Chefdirigent Petrenko will den "Ring" in Salzburg indes nicht ununterbrochen spielen: In einem Zwischenjahr wird Schönbergs Oper "Moses und Aron" auf dem Spielplan stehen, ein Werk, mit dem das Orchester "musikalisch Mut zeigen" wolle: "Wir kommen auch mit der Botschaft, dass wir den größten Anspruch haben und nicht nur mit einem Werk überzeugen, das alle kennen, sondern auch in Reibung mit etwas anderem."
Auch das Konzertprogramm bei den Osterfestspielen 2026 sei - etwa mit Mahlers Achter Symphonie oder der Symphonie fantastique von Berlioz (Leitung: Tugan Sokhiev) - ambitioniert, sagte Orchesterintendantin Andrea Zietzschmann. Die Salzburger Musikerin Eva-Maria Tomasi, seit 1990 Mitglied der Berliner, berichtete vom Projekt Be Phil, bei dem Profis mit Amateuren proben und auftreten.
Bachler sah sich mit dem Heimkehren der Berliner nach Salzburg "am Ziel angelangt": Die vergangenen Jahre mit wechselnden Orchestern wolle er "nicht missen, aber ich habe immer gesagt, dass diese Rückkehr mein Wunsch ist".