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Bewegung macht klüger - na klar

Der Wert von Sport in Österreich wird dennoch zu wenig geschätzt.

Richard Oberndorfer

Eine zuletzt veröffentlichte Studie bestätigte das, was viele schon vermuteten, aber einige nicht auszusprechen wagten: Laut dem "British Journal of Sports Medicine" macht körperliche Fitness schlau. Das zeigte eine Untersuchung unter 650 Personen zwischen 65 und 80 Jahren. Körperliche Aktivität gilt in vielen Bereichen als beste Medizin, mit mehr Bewegung steigen auch die kognitiven Leistungen und die Gedächtnisleistungen, so die Studie.

Die Gesellschaft in Österreich ist nach wie vor gegenüber Sport und Bewegung skeptisch. Besser vor dem TV-Gerät sitzen und als Couch-Potato die Sportwelt in sicherem Abstand analysieren, als sich selbst die Sportschuhe anzuziehen und im Sportdress die Runden zu ziehen. Sportmediziner sind sich einig, dass Sport im Alltag viel hilft - vor allem im höheren Alter: Nicht den Lift benützen, Stufen dagegen schwungvoll hinaufgehen. Oder zu Fuß zu einem Termin, der in akzeptabler Reichweite liegt, marschieren. Dagegen wird jeder, der in den Morgenstunden seine Runde dreht, schief angesehen und es fragen sich die Beobachter: "Der kann vermutlich nicht mehr schlafen. Oder: Der muss viel Zeit haben". Das mit dem Schlaf ist mit Sicherheit nicht der Fall: Denn regelmäßige Bewegung wirkt, das zeigen auch eigene Erfahrungen, wie ein Schlafmittel. Es ergibt sich nach Sport ein Gefühl der Wohligkeit, der Schlaf wird intensiv und sanft.

Die Politik hat oft die Chance verpasst, mit entsprechenden und großflächigen Konzepten Sport für Kinder oder für ältere Menschen zu forcieren. Vereinzelte Konzepte verschwinden gerne in der Versenkung, wenn sie nicht auf Anhieb so funktionieren wie erwartet und gewünscht. Dabei ist es nicht nur für den Kopf gut, sich zu bewegen, sondern auch für das Gesundheitssystem. Wie viele Krankheiten und Langzeitfolgen könnten verhindert werden? Ganz abgesehen von den enormen Kosten, die für Rehabilitation aufgewendet werden müssen.

Seit Jahren fällt ein Mann auf, der sicher über 90 Jahre alt ist: Regelmäßig zieht er seine Runden in der Hellbrunner Allee, langsam und gemächlich mit seinen Walking-Stöcken, und ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Bei jedem Treffen gibt es ein freundliches "Ja, grüß Gott", er bleibt stehen und scheint den Augenblick in der Natur und die Begegnung mit Menschen zu genießen. Dieser ältere Mann kann ein Vorbild für Jung und Alt sein und er ist mit Sicherheit der beste Beweis, dass die englische Studie mit den positiven Folgen auf den Körper durch Bewegung stimmt.