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Fassadenbegrünung: Tragfähige Lösung für grüne Fassaden

Lebendige begrünte Hauswände belohnen mit vielen positiven Effekten. In Zeiten extremer Wetterphänomene wird vor allem die Abmilderung von Temperaturschwankungen unter den begrünten Fassaden immer wichtiger.

Grüne Gebäudefassaden bringen zahlreiche Vorteile für Bewohner und Bewohnerinnen.
Grüne Gebäudefassaden bringen zahlreiche Vorteile für Bewohner und Bewohnerinnen.

Die Natur hat im Laufe der Evolution ein erstaunliches Repertoire an Lösungen hervorgebracht. Nicht selten hält sie für komplexe Problemstellungen Werkzeuge parat, an die menschliche Technik oft kaum heranreichen kann. Ein gutes Beispiel dafür ist die Begrünung von Gebäuden in Zeiten des Klimawandels. Es ist schon erstaunlich: Pflanzen bieten nicht nur Schutz vor sommerlicher Überhitzung, sie zeigen auch isolierende Wirkung im Winter. Zudem mindern sie Schallbelastungen und filtern sogar Luftschadstoffe. Ist eine Gebäudehülle bewachsen, wird sie dadurch bei Extremwetterereignissen auch vor Schlagregen oder Hagel geschützt.

Trotzdem: Könnte bei einem Bewuchs vielleicht die Hausfassade in Mitleidenschaft gezogen werden?

"Bei einer fachgerechten Bepflanzung erweist sich die Befürchtung, dass Putz und Mauerwerk zerstört werden könnten, als unbegründet", erklärt Markus Fröwis, Fachmann im Bereich der Fassadenbegrünung. "Allerdings", fügt er hinzu, "ist das entsprechende fachliche Know-how bei so einem Projekt extrem wichtig." Der Unternehmer aus Liechtenstein vertreibt seit mehreren Jahren hochwertige Systeme für bodengebundene Fassadenbepflanzungen. Kerngeschäft des Unternehmens sind eigentlich Spezialdübel für die mechanische Befestigung von Wärmedämmverbundsystemen. Dämmplatten können mithilfe der speziellen Dübel ganz ohne Verklebung an einer Fassade montiert werden. Das bringt auch Vorteile für die Umwelt, denn alle Systemkomponenten sind am Ende ihrer Lebensdauer problemlos rückbau-, trenn- und recycelbar. Mit dem Sektor der Fassadenbegrünung hat sich für Fröwis vor mehreren Jahren nun ein neues Geschäftsfeld erschlossen. "Vor allem im urbanen Bereich gewinnen vertikale Bepflanzungen immer stärker an Bedeutung", berichtet er. "Es ist ein absolutes Zukunftsthema im Gebäudebereich."

Bodengebundene Begrünung: Stabilität des Begrünungssystems ist oberstes Mantra

Ganz allgemein wird bei den Systemen zwischen boden- und fassadengebundener Begrünung unterschieden. Beim ersten Modell werden Pflanzen in die Erde oder in Tröge gepflanzt und bewachsen ein Gebäude systematisch von unten nach oben. Die zweite Methode geht mit einer direkten Integration der Pflanzen in die Fassade einher, was auch eine eigene Bewässerungstechnik erforderlich macht. Bodengebundene Fassadenbegrünungen kosten je nach Aufbau und Größe rund 35 Euro pro Quadratmeter, integrierte Begrünungen sind in Herstellung und Unterhaltung deutlich aufwendiger.

Fröwis weiß um die Anforderungen im Bereich der bodengebundenen Systeme. "Es sind nicht nur die Auswahl des Bewuchses, Pflege und Wartung, die eine hohe Lebensdauer von solchen Grünsystemen gewährleisten", betont er. "Grüne Fassaden stellen auch eine besondere Herausforderung an die Statik eines Gebäudes." Soll heißen: Wenn die Pflanzen ihre volle Wuchskraft entfalten, entwickelt sich oft ein Gewicht von bis zu mehreren Hundert Kilogramm, das so ein System aushalten muss. Sich für eine "Nullachtfünfzehn-Lösung" zu entscheiden könnte sich nach ein paar Jahren als Fehler herausstellen.

Was aber braucht es? Qualitätvolle Systemkomponenten sind für den gebürtigen Vorarlberger nicht verhandelbar. "Stabilität ist sozusagen unser oberstes Mantra. Für unsere Projekte verwenden wir nur erstklassigen Edelstahl und andere langlebige, robuste Befestigungsmaterialien. Gerade weil wir in der Praxis oft erleben, dass Systeme dem Bewuchs nicht standhalten und brechen." Um möglichst individuelle und passgenaue Ergebnisse zu erreichen, arbeitet er bei der Planung der Projekte auch mit dem Österreichischen Ökologieinstitut in Bregenz zusammen. Dort wird ein individueller Pflanzenplan erstellt, die Beratung übernimmt Katrin Löning. "Je nach Untergrund oder Ausrichtung der Fassaden ergeben sich unterschiedliche Spielräume für die Bepflanzung", erklärt sie. Auch die Gebäudenutzung bilde ein Kriterium für die Auswahl der Sträucher und Bäume. "Handelt es sich zum Beispiel um einen Kindergarten, empfehlen wir essbare bzw. ungiftige Pflanzensorten, bei einem gewerblichen Bau fällt das weniger ins Gewicht." Bevorzugt zum Einsatz kommen heimische Gewächse, wie zum Beispiel Efeu, wilder Hopfen, Waldrebe oder das Waldgeißblatt.

Nicht zuletzt können intelligent begrünte Wände auch einen neuen Lebensraum für Tierarten schaffen, also die Biodiversität fördern. Das kann für die Bewohner und Bewohnerinnen dann sogar hörbar werden: Laut Studien finden sich nämlich bis zu fünf Mal mehr Vögel in begrünten Hausfassaden.