Notwendige Aufstiegshilfe, funktionelles Architekturelement und gleichzeitig Raumkunstwerk: Stiegen und Treppen haben eine größere Bedeutung, als ihnen im Alltag für gewöhnlich zugemessen wird. Ihre Wirkung für Repräsentationszwecke und Inszenierungen wird schon seit Jahrhunderten genutzt.
"Treppen sind mehr als funktionale Verbindungen zwischen zwei Ebenen", sagt Alexander Koller. "Sie prägen als Objekte die gesamte Ästhetik eines Innenraums." Der Absolvent der FH Kuchl gehört seit über 20 Jahren zum Kernteam des Lungauer Treppenbauunternehmens Wieland. Der Handwerksbetrieb mit Sitz in Unternberg wurde 1941 gegründet, seit Mitte der 80er-Jahre hat sich die ehemalige Zimmerei rein auf den Treppenbau verlegt. "Wieland Treppen steht seit vielen Jahrzehnten für gediegenes Handwerk", sagt Koller. "Wir machen Treppen aus Holz, Stahl, Glas und - aus Leidenschaft." Er lacht: "Ich sage immer, es gibt zwei Möglichkeiten, unsere Produkte zu bekommen: Man kann sie entweder kaufen oder erben."
Präzision und Anpassung: Die Herausforderungen im Treppenbau
Der Treppenbau hält hohe Anforderungen an die Ausführenden bereit: Genauigkeit und ein breites Verständnis für gestalterische Prinzipien bilden in diesem Segment unabdingbare Voraussetzungen. "Jede Stiege ist ein Unikat und muss den individuellen Gegebenheiten angepasst werden", erklärt Koller. "Selbst in einer Reihenhausanlage mit drei scheinbar identischen Objekten ist jede Treppe für sich ein Einzelstück, weil das Naturmaß immer vom Plan abweicht." Maß genommen wird aus diesem Grund - ohne Ausnahme - auf der Baustelle und zum spätestmöglichen Zeitpunkt. Alles andere wird den Kriterien der Präzision nicht gerecht. "Genauigkeit ist unser Geschäft", meint Koller. "Unsere Produkte werden auf den Zehntelmillimeter genau hergestellt." Faktoren wie Platzbedarf, Stil, Materialität und vor allem Sicherheit spielen bei der Planung und der Ausführung auch eine entscheidende Rolle. "Die große Herausforderung ist es, statische Anforderungen und ästhetische Ansprüche in Einklang zu bringen", weiß der Holztechniker. Da sei vieles, aber natürlich nicht immer alles möglich.
Trends und Chancen im Treppenbau
Die allgemein schlechte Lage in der Bauwirtschaft geht auch an den Lungauern nicht spurlos vorüber. "Es zeichnet sich eine Veränderung ab", bestätigt Koller, "wir merken aber auch: Es wird mehr im Bestand gebaut." Für das Unternehmen stellt das nicht unbedingt einen Nachteil dar. "Bei Umbauten oder Aufstockungen sind vor allem leichtere Stiegenkonstruktionen gefragt", erklärt er, "das kommt uns natürlich zugute und mildert die schwache Konjunkturlage ein bisschen ab." Auch die zeitgemäße offene Wohnarchitektur spielt dem Treppenbau in die Hände. Große, ineinander übergehende Innenbereiche können durch Treppenanlagen nicht nur strukturiert werden, sie bilden auch ideale Stil- und Gestaltungselemente, die individuell konfigurierbar sind.