Wohnraum für junge Familien muss immer mehr Ansprüchen genügen. Nicht nur den persönlichen Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch ökologischen und Generationenfragen. Denn dass neuer Wohnraum möglichst mit natürlichen Baustoffen errichtet sein soll, keine Schadstoffe emittiert und auch ein klimagerechtes Energiesystem aufweist, wird vielfach erwartet. Doch oftmals sind die großen Bauprojekte darauf noch nicht eingestellt.
Vordenker revolutionieren nachhaltiges Bauen
Deshalb braucht es Vorreiter wie Theresa Mai und Christian Frantal, die vor mehr als elf Jahren neuen Schwung in die - ihrer Meinung nach - recht starre Baubranche bringen wollten. Ihre Vorstellung war, ein Stück weit an dem zu rütteln, wie gebaut wurde: ressourcenverschwendend und billig. Letzten Endes kam Wohnraum mit nur mäßigem Wohnklima zustande. Die Fragen, die sich Mai und Frantal stattdessen stellten, lauteten: Welche Prinzipien müssen sich ändern, damit man sich Wohnen gut leisten kann, welche rezyklierbaren Baustoffe sollen dabei verwendet werden, inwieweit ist es möglich, sich von der Stromversorgung autark zu machen? Wichtig war zudem die Frage, welche Kosten nach der Errichtung anfallen - für Heizung, Strom, Instandhaltung.
Es entstand der Prototyp ihres Wohnwagons, der als Tiny House genutzt werden kann, aber genauso gut in einer Gemeinschaft funktionieren sollte. "Wir wollten den Blick aufmachen für lebendige Dörfer", sagt Theresa Mai. Sie und ihr Geschäftspartner rechneten anfangs nicht damit, dass die Idee derart einschlagen würde. Elf Jahre später haben sie 200 Projekte realisiert.
Familien bevorzugen durchdachten Wohnraum
Ihre Lösungen finden großen Anklang vor allem bei Familien. Für sie planen sie durchdachten Wohnraum, der 20 bis 40 Prozent kleiner ist als die durchschnittlichen Wohnraumgrößen. Ihre ursprüngliche Idee der hundertprozentigen Autarkie - von Wasserrecycling bis Stromunabhängigkeit - haben sie zurückgenommen, sagt Theresa Mai: "Unsere Erkenntnis über die Jahre war, dass man es zwar umsetzen kann, aber dazu auch viel Technik nötig ist, die wiederum gewartet werden muss und alles komplizierter macht. Unsere Kunden sind auch glücklich, wenn sie nur zu 80 Prozent autark sind."
Ihre Prototypen haben sie weiterentwickelt, diese sind modular erweiterbar mit bis zu fünf Modulen. Rund die Hälfte der verkauften Häuser sind Tiny Houses, das kleinste mit 28 Quadratmetern kommt schlüsselfertig auf 136.800 Euro. Die anderen Projekte sind Einfamilienhäuser oder Gemeinschaftshäuser mit zwei bis drei Wohneinheiten. Der Trend Richtung Holzbau befeuere die Verkaufszahlen, sagt Mai.
Nachhaltiger Hausbau überwindet Krise
Beim nachhaltigen Hausbau verhalte es sich wie beim Thema "Bio" im Supermarkt: "Es dauert, bis es überall angekommen ist." Mai und Frantal sind zufrieden mit der Situation, sie haben "dank einer tollen Community" die Baukrise bislang gut überstanden.
Ihre Pläne? Mai: "Wir wollen größere Einheiten bauen mit fünf bis zehn Wohneinheiten nach demselben Prinzip: kleinere Flächen, Naturstoffe, mehr Gemeinschaftsfläche. Und wir wollen mittelfristig unseren Umsatz verdoppeln."
Modulares Bauen steht generell bei jungen Familien hoch im Kurs. Denn erstens kann man bei der Errichtung sparen und nur jene Elemente ergänzen, die gerade benötigt werden, und zweitens lassen sich später manche Teile entfernen oder gar auf einem neuen Platz wieder aufbauen.
Tiny Houses bieten flexible Wohnlösungen
Zahlreiche Hersteller von Tiny Houses führen aktuell vor, wie das funktionieren kann. Gerade die Idee, dass man sein Eigenheim auch wieder abbauen und woanders aufbauen kann, hat für viele Menschen einen Reiz. Denn der Berufsweg ist oft noch ungewiss und verschlungen, da ist es natürlich reizvoll, wenn aus einer Immobilie eine Mobilie wird. Und auch wenn alles an Ort und Stelle bleibt, ist es sinnvoll, wenn später nicht mehr benötigter Wohnraum dann etwa als Pflegewohnung genutzt werden kann.