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Honig, Hühnersuppe, Essigpatscherl: Welche Hausmittel bei Erkältungen helfen

Lieferengpässe lassen manche Medikamente knapp werden. Wer erkältet ist, will jedoch schnell wieder auf die Beine kommen. Ein Überblick, welche Hausmittel helfen können.

Hühnersuppe ist ein beliebtes Hausmittel bei Erkältungen.
Hühnersuppe ist ein beliebtes Hausmittel bei Erkältungen.

Atemwegsinfekte haben Hochsaison. Im Durchschnitt leiden Erwachsene an etwa drei Erkältungen pro Jahr, bei Kindern sind es zwischen sechs und zehn. Husten, Schnupfen und Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Symptomen. Um die Beschwerden zu lindern, können neben Medikamenten oft auch Hausmittel Wunder wirken. Ein Überblick.

1. Natürliche Fiebersenker: Essigpatscherl oder -wickel

Erkältungen gehen oft mit Fieber einher. Als klassisches Mittel, um die hohen Temperaturen auf natürlichem Weg zu senken, empfiehlt Allgemeinarzt und Phytotherapie-Experte Andreas Gräff die altbewährten Essigpatscherl. Dabei taucht man Baumwollsocken in Essigwasser, wringt sie aus und zieht sie anschließend über die Füße. Über diese Socken kommt noch ein zweites Paar trockene Socken. Die Patscherl sollen rund 15 Minuten an den Füßen getragen werden, der Essig wirkt dabei desinfizierend und fiebersenkend.

Außerdem können Essigwickel unterstützen: Dabei verdünnt man Essig zunächst mit lauwarmem Wasser, tränkt ein Tuch darin, um es anschließend über die Waden zu wickeln. Auch hier wird eine zweite Schicht trockene Tücher darüber gegeben. "Wichtig ist aber, dass man diese Hausmittel nur bei warmen Extremitäten anwendet", sagt Gräff. Bei kalten Händen oder Füßen sowie bei Schüttelfrost sollte man die Finger davon lassen.

Essigpatscherl und -wickel können den Körper bei leichtem Fieber unterstützen. Generell sei es jedoch ratsam, den Körper "auch einmal fiebern zu lassen", wie Gräff sagt. Denn das Fieber unterstütze den Körper bei der Infektabwehr.

Bei Kleinkindern sollte man Wickel übrigens nur mit Wasser einsetzen, ergänzt der Salzburger Kinderarzt Holger Förster. "Essigpatscherl sollte man nur bei Erwachsenen anwenden."

2. Kamillentee gurgeln und richtig inhalieren

Bei einer Entzündung im Rachenraum sind die Schleimhäute meist ausgetrocknet. Gurgeln mit Salzwasser oder Kräutertee (wie etwa Kamille oder Salbei) soll Linderung verschaffen und den Schleim in den Atemwegen verflüssigen. "Kamille wirkt antientzündlich und ist gut, um Schleimhäute zu befeuchten", sagt Allgemeinmediziner Gräff. Fachleute empfehlen, das mehrmals am Tag zu tun. Regelmäßiges Gurgeln kann außerdem milden Infektionen der oberen Atemwege vorbeugen, zeigen Studien. Die tieferen Regionen der Schleimhäute bleiben davon jedoch unberührt.

Außerdem können Inhalationen mit Salzwasser die Atemwege frei machen. Dabei füllt man heißes Wasser in einen Topf und gibt Salz hinzu. Mit einem Handtuch über dem Kopf erzeugt man eine Art Minisauna, um die aufsteigenden Dämpfe einzuatmen. Für Kinder sind klassische Dampfinhalationen über dem Wasserbad übrigens nicht geeignet - aufgrund der Verbrühungsgefahr. Bei Kleinkindern rät Kinderarzt Holger Förster dazu, auf anderem Weg die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu erhöhen. "Ich schlage meinen Patientinnen und Patienten meist vor, die Feuchtigkeit in der Luft zum Beispiel mit frisch gewaschener Wäsche zu erhöhen, es muss nicht immer ein heißer Topf sein."

3. Selbst gemachter Hustensaft und Honig für den Hals

Hustensaft könne man sich mit entsprechenden Kräutern gut selbst herstellen, sagt Allgemeinmediziner Andreas Gräff: "Dazu eignen sich etwa Thymian- oder Spitzwegerichzubereitungen." Der Spitzwegerich sollte dabei zehn Minuten köcheln und dann eine Stunde ziehen. Anschließend Blätter absieben, Zucker hinzufügen und Zitronensäure einrühren.

Außerdem soll Honig eine entzündungshemmende Wirkung bei Husten haben. "Honig eignet sich gut, weil er keimhemmende Substanzen in sich trägt und sich schützend über Schleimhäute legt", sagt Gräff. Nur bei Säuglingen rät der Allgemeinarzt davon ab. Denn Honig kann Bakterien enthalten, die für Säuglinge schädlich sind.

4. Wundermittel Hühnersuppe

Das Patentrezept für Erkältungen jeglicher Art lautet seit jeher: Hühnersuppe essen. Seit Generationen wird der heißen Mahlzeit eine heilsame Wirkung nachgesagt. Ein Blick in die Studienlage beweist: Laboruntersuchungen zeigen tatsächlich eine antientzündliche Wirkung. Eine Untersuchung an der Universität Nebraska bestätigt, dass Hühnersuppe bestimmte weiße Blutkörperchen, sogenannte neutrophile Granulozyten, blockiert. Diese sind für Entzündungsprozesse im Körper mitverantwortlich.

5. Den Körper mit ausreichend Flüssigkeit versorgen

Generell ist es wichtig, ausreichend zu trinken, wenn man erkältet ist. Medizinerinnen und Mediziner empfehlen rund zwei bis drei Liter am Tag. "Ich rate meinen Patientinnen und Patienten dazu, wirkstoffhaltige Tees zu trinken, wie etwa Lindenblüten- oder Holunderblütentee", sagt Gräff. "Sie bringen den Körper gleich zum Schwitzen, die Verdunstungsreaktion kühlt den Körper dann zusätzlich ab."

6. Heiße Bäder entspannen und lassen durchatmen

Bei Erkältungen kann die Wärme eines Badewassers gegen Gliederschmerzen und Unwohlsein helfen. Der heiße Dampf trägt aber auch dazu bei, die Nasennebenhöhlen zu befreien. Viele Menschen schwören auf Menthol-, Thymian- oder Eukalyptusöl. Eindeutige wissenschaftliche Belege gibt es jedoch nicht. Allgemeinmediziner Gräff rät, heiße Bäder am besten zu Beginn von Erkrankungen zu nehmen, wenn kein Fieber vorliegt. Bei erhöhter Temperatur kann ein heißes Bad nämlich zusätzlich belasten.

7. Das Immunsystem mit Kräutern und Bewegung stärken

Generell empfiehlt Allgemeinmediziner Andreas Gräff, sich an der frischen Luft zu bewegen, um das Immunsystem zu stärken. Dazu komme eine gesunde Ernährung: "Vitamin C und D sind vor allem bei der Vorbeugung von Infekten wichtig", sagt Gräff. Vitamin C ist vor allem in Paprika, Brokkoli, Spinat, Kohl oder in Zitrusfrüchten enthalten, Vitamin D baut der Körper mithilfe von Sonnenlicht auf.

Wenn man schon erkrankt sei, könne man das Immunsystem zusätzlich mit dem Spurenelement Zink oder dem Mineralstoff Selen unterstützen. "Außerdem helfen Zubereitungen aus Sonnenhut oder Pelargonium-Extrakt", sagt Gräff.

Generell sei eine ausgewogene Ernährung wichtig, sagt auch Kinderarzt Holger Förster. "Nahrungsergänzungsmittel empfehle ich nicht unbedingt, ihre Wirkung ist nicht eindeutig belegt."

8. Schonen und dem Körper Ruhe gönnen

Sowohl bei bakteriellen als auch viralen Infekten sollte man dem Körper eine Schonfrist geben: "Bei viralen Infekten besteht außerdem die Gefahr einer Herzmuskelentzündung, wenn man sich nicht schont und der Zustand sich verschlechtert", sagt Gräff. Ein guter Gradmesser sei das Fieber, damit solle man unbedingt zu Hause im Bett bleiben. Anschließend gilt die Faustregel: Hat man einen fieberhaften Infekt hinter sich, sollte man zumindest einen Tag völlig fieberfrei sein, bevor man sich als gesund betrachten kann. Wenn nach ein paar Tagen keine Besserung auftritt oder das Fieber auf mehr als 39 Grad klettert, sollte man einen Arzt aufsuchen. Bei Kindern gilt: "Eltern sollten die Atemfrequenz der Kinder beobachten", sagt Förster. Ist diese sehr hoch oder treten seltsame Atemgeräusche auf, sollte man ebenfalls ärztlichen Rat einholen.