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Turbulenzen um Schloss Fuschl: Von Nazis, "Sissi" und dem Salzbaron

Es diente als Kulisse für die bekannten "Sissi"-Filme mit Romy Schneider. Es war Luxusresidenz für prominente Gäste. Es war aber auch ein Schatz auf dem Beutezeug des NS-Außenministers Joachim von Ribbentrop. Schloss Fuschl in Hof bei Salzburg hat eine bewegende Geschichte. Welche Rolle diese nach der Wiedereröffnung spielen wird.

Simona Pinwinkler
Das Schloss Fuschl in Hof bei Salzburg im Jahr 1943. Damals bewohnte Reichsaußenminister Ribbentrop das Anwesen mit seiner Familie.
Das Schloss Fuschl in Hof bei Salzburg im Jahr 1943. Damals bewohnte Reichsaußenminister Ribbentrop das Anwesen mit seiner Familie.

Das Schloss stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde für den Fürsterzbischof Sigmund I. errichtet, seinen Nachfolgern diente es als Jagdschloss. Die Republik Österreich verkaufte das Schloss schließlich an private Eigentümer. Erst im Jahr 1929 wurde es durch Baron und Baroness von Remiz wieder ein herrschaftliches Anwesen. Die Idylle am Ufer des Fuschlsees währte für die Familie aber nicht lange, denn nach dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 geriet Baron Gustav von Remiz ins Visier der Nationalsozialisten. Remiz war Ortsgruppenführer der Vaterländischen Front und galt als Gegner des NS-Regimes. Er wurde verhaftet und starb im KZ Dachau. Die Bemühungen seiner Frau Hedwig von Remiz blieben erfolglos: Das Schloss wurde eingezogen und fortan von dem Außenreichsminister Joachim von Ribbentrop als Sommerresidenz genutzt - nahe genug an Hitlers Berghof am Obersalzberg. Der Außenminister errichtete eine breite Sicherheitszone rund um das Anwesen, indem er auch die umliegenden Grundstücke und Höfe von den Landwirten abpressen ließ. Nur einer weigerte sich: Matthias Höfner von Unterhöfern. Seine Landwirtschaft war zu dem Zeitpunkt bereits 400 Jahre in Familienbesitz. Wie er den Drohungen der Nationalsozialisten Stand hielt. Wie es nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Haus weiterging. Und wie die neuen Betreiber im Schloss Fuschl - die Rosewood-Kette - mit der umfassenden Geschichte des Hauses in Zukunft umgehen wollen, hören Sie in dieser Podcastfolge.

Galeazzo Ciano, italienischer Politiker Schwiegersohn des faschistischen Diktators Benito Mussolini, mit Außenminister Joachim von Ribbentrop auf Schloss Fuschl im August 1939.
Galeazzo Ciano, italienischer Politiker Schwiegersohn des faschistischen Diktators Benito Mussolini, mit Außenminister Joachim von Ribbentrop auf Schloss Fuschl im August 1939.
Das Schloss Fuschl wird derzeit umfassend renoviert und soll im Mai 2024 wiedereröffnen.
Das Schloss Fuschl wird derzeit umfassend renoviert und soll im Mai 2024 wiedereröffnen.

Literatur zu dieser Episode:

* Jutta Hangler: Schloss Fuschl - Beutegut des NS-Außenministers. In: Robert Kriechbaumer (Hg.): Der Geschmack der Vergänglichkeit. Jüdische Sommerfrische in Salzburg, Böhlau Verlag, Wien 2002.

  • Susanne Rolinek, Gerald Lehner, Christian Strasser: Im Schatten der Mozartkugel. Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg, Czernin Verlag, Wien 2009.
  • Hof Bei Salzburg: Chronik und Heimatbuch, mit Texten von Ludwig Graupner, Martin Gschwandtner, Nicole Heitzer, Arno Müller und Alexander Salzmann, Verlag Die Offset, Wals-Siezenheim, 2023.
  • Hotel Schloss Fuschl: Chronik. Mit Texten von Ulrich Klein, Hermann Fuchsberger, Simone Mausolf, Barbara Rinn. Selbstverlag Hotel Schloss Fuschl GmbH, Hof bei Salzburg 2006.
  • Hubert Stock: Vermögensentzug und Zwangsverkauf nichtjüdischen Eigentums während der NS-Zeit sowie deren Restitution und Rückabwicklung nach 1945 am Beispiel der Stiftung "Haus Fuschl", Diss. Universität Salzburg, 2016.

SN-Podcast Schattenorte:

In der Podcast-Serie "Schattenorte" widmen sich die SN-Redakteurinnen Anna Boschner und Simona Pinwinkler den dunklen Kapiteln in der Geschichte in und um Salzburg. Haben Sie Fragen oder Anregungen zu dieser Episode - oder kennen Sie Schattenorte in Ihrer Heimat, die es wert sind, beleuchtet zu werden? Dann schreiben Sie uns an podcast@sn.at.


Das Buch zum Podcast "Schattenorte - Geschichten und Geheimnisse in Salzburg" von Anna Boschner und Simona Pinwinkler, ist am 26. Februar 2024 im Salzburger Verlag Anton Pustet erschienen und kann hier bestellt werden.

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