Es war ein steiniger Weg für Sandra Ckrotzki. Zwei Jahre lang war die 44-Jährige arbeitslos. Als junge Frau hatte sie eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau absolviert. Danach war sie bei ihren drei Kindern zu Hause. "Dann habe ich in einem Möbelgeschäft an der Kasse gearbeitet." Während der Coronapandemie habe sie diese Anstellung wieder verloren. Seither ist sie beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet.
Seit Oktober geht Ckrotzki wieder regelmäßig in die Arbeit: Bei Frauenanderskompetent ist sie in der Werkstatt tätig. Es handelt sich um einen sozialökonomischen Betrieb. Personen, die länger arbeitslos waren, können hier den Weg zurück in die Arbeitswelt finden. Ckrotzki ist in der Werkstatt tätig. Hier würden für andere Firmen Tätigkeiten abgewickelt, für die es keine Maschinen gebe, sagt Werkstattleiterin Katharina Trentinaglia. "Viele trauen sich nach der langen Arbeitslosigkeit nichts mehr zu. Bei uns merken sie: Ich kann jeden Tag außer Haus gehen und auch meine Leistung erbringen."
Viele haben mehrere Probleme
In den Werkstätten und Betrieben von Frauenanderskompetent sind nur Frauen tätig. Die Statistik zeige, dass Frauen stärker von langer Arbeitslosigkeit betroffen sind, sagt Jacqueline Beyer, Geschäftsführerin des AMS in Salzburg. Im Jahr 2024 gab es im Schnitt 1771 Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos waren. "62 Prozent davon sind Frauen. 70 Prozent von ihnen sind älter als 45 Jahre. Und 82 Prozent haben gesundheitliche Einschränkungen. Viele davon haben mehrere Probleme, körperliche wie auch psychische. Diese Menschen haben es am Arbeitsmarkt wirklich schwer."
Hinzu komme, dass sich die Situation am Arbeitsmarkt derzeit deutlich zuspitze. Im Vorjahr gab es ein Plus bei den Langzeitbeschäftigungslosen von 16 Prozent, sagt Beyer. Die Zahl der offenen Stellen ist zusätzlich um 21,4 Prozent eingebrochen. "Und das vor allem in Branchen, in denen besonders viele Frauen tätig sind." Im Handel habe es einen Rückgang der offenen Stellen von 27 Prozent gegeben, in der Beherbergung einen Rückgang von 22 Prozent. "In diesen Branchen beträgt der Frauenanteil zwischen 70 und 80 Prozent."
Umso wichtiger sei die Brücke in den Arbeitsmarkt durch sozialökonomische Betriebe, die auch vom AMS gefördert werden. "Dieser sogenannte zweite Arbeitsmarkt ist nicht günstig. Aber die Investition lohnt sich." 190 Plätze habe man in Salzburg in solchen Betrieben. Viele würden dort in Teilzeit arbeiten, weshalb derzeit rund 250 Personen in sozialökonomischen Betrieben beschäftigt seien. Gerade Frauenanderskompetent sei hier sehr erfolgreich, sagt Beyer. 43 Prozent der Frauen gehen danach langfristig in den ersten Arbeitsmarkt. "Die Personen bekommen dort Struktur, werden es gewohnt, täglich außer Haus zu gehen. Die Psyche stabilisiert sich, die soziale Kompetenz wird erhöht und die Frauen bekommen wieder Sicherheit."
"Wir haben einen Großkunden gewinnen können"
Dass sozialökonomische Betriebe auch wirtschaftlich erfolgreich sein können, zeigt das Beispiel der Postlerin in Anthering. Unter diesem Namen betreibt Frauenanderskompetent seit rund zehn Jahren einen Postpartner. Davor war die Postfiliale in der Gemeinde geschlossen worden. Ein gewerblicher Postpartner hatte wieder aufgehört.
Jetzt werde die Filiale erfolgreich geführt und ist mittlerweile eine der umsatzstärksten Postpartnerfilialen in Österreich, sagt Standortleiterin Hilde Prodinger. Mit dem normalen Post- und Bankgeschäft schaffe man diese Umsätze in einer Gemeinde mit 3600 Einwohnerinnen und Einwohnern nicht, sagt sie. "Aber wir haben einen Großkunden gewinnen können, für den wir die gesamten Briefsendungen verarbeiten." Das Unternehmen sei für behördliche Mitteilungen zuständig, die von der Postlerin kuvertiert und versendet werden. "Wir sind deshalb auch der einzige Postpartner, der mit RSA-Sendungen arbeitet."
Man habe gezielt einen Betrieb gesucht, in dem man höher qualifizierte Mitarbeiterinnen einsetzen könne, sagt Andreas Auer, Werkstattleiter von Frauenanderskompetent. "Hier können wir Mitarbeiterinnen einsetzen, die besser qualifiziert und deshalb für die Arbeit in den Werkstätten nicht so geeignet sind."
Bis maximal ein Jahr können die vermittelten Frauen in einem sozialökonomischen Betrieb arbeiten. Die Arbeit in der Postlerin biete einen großen Vorteil, sagt Standortleiterin Hilde Prodinger. "Die Personen, die bei uns waren, können direkt in Postfilialen anfangen. Und dort werden immer Leute gesucht." Eine ehemalige Mitarbeiterin sei sogar Filialleiterin geworden.
"Ich kann eigentlich sehr viel"
Darüber hinaus würden viele Personen, die in der Postlerin tätig sind, noch andere Dinge für ihre berufliche Zukunft lernen, sagt Prodinger. "Viele waren davor mit dem Computer noch nicht auf Du und Du. Andere kommen sehr geknickt zu uns und merken dann: Ich kann eigentlich sehr viel."
Peter Ruhmannseder ist Geschäftsführer vom Netzwerk Arbeit Plus, zu dem in Salzburg 15 Betriebe von elf Trägerorganisationen gehören. Gut ein Drittel der Personen, die in diesen Betrieben sogenannte Transitarbeitsplätze hätten, fänden danach dauerhaft eine Arbeit. Das sei ein hoher Wert, wenn man bedenke, welche Schwierigkeiten die Personen hätten. "Wenn eine Frau alleinerziehend ist und drei Kinder hat, von denen eines psychisch krank ist, und einfach keine Kinderbetreuung da ist, dann kann das mit der Arbeit nicht klappen." Die geförderten Arbeitsplätze könnten helfen, dass die Menschen lernen, die Hürden zu überwinden. Und die Betriebe seien auch ein Wirtschaftsfaktor. "Österreichweit machen die sozialökonomischen Betriebe einen Umsatz von 500 Millionen Euro", sagt Peter Ruhmannseder.
Sandra Ckrotzki geht jeden Tag gern in ihre Arbeit bei Frauenanderskompetent. "Ich lerne hier total viel. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Man kommt wieder in den Rhythmus für das Arbeitsleben. Und man lernt so viele verschiedene Charaktere kennen."