Artesisches Wasser in der Oichtenriede
Artesisches Wasser in der Oichtenriede in Michaelbeuern in der Flachgauer Gemeinde Dorfbeuern könnte schon bald kommerziell vermarktet werden. Dies berichteten die "Salzburger Nachrichten" in ihrer Ausgabe vom 8. November 2023.
Über das artesisches Wasser in der Oichtenriede
Oichtenriede ist eine lokale Bezeichnung im nördliche Verlauf der Oichten im Bereich von Michaelbeuern.
Eine Baustelle an der Berndorfer Landesstraße für eine Lkw-Zufahrt in Vorau südwestlich von Michaelbeuern löste Ende Oktober und Anfang November 2023 Alarmstimmung unter Anrainern und kritischen Bürgern aus. Schon vor fast 25 Jahren war die geplante Entnahme von Tiefenquellwasser ein heißes Thema. Der Streit beschäftigte sogar Höchstrichter in Wien.
86 000 Liter pro Tag (einen Sekundenliter) darf die Firma "Aqua Vitale" aus Eggelsberg im benachbarten Innviertler Oberösterreich nutzen. Jahrelang ruhte das Vorhaben, obwohl es schon 2002 einen rechtskräftigen Bescheid gab.
Jetzt scheint das Unternehmen eine einträgliche Chance zur Abgabe des Trinkwassers gefunden zu haben. Und es nutzt nun laut Projektbetreiber eine Genehmigung der Salzburger Landesstraßenverwaltung, um die Fahrbahn zu verbreitern, damit Lkw sicherer zufahren und Wasser abholen können. Aus dem Bau der Abzweigung zur bereits vorhandenen Förderstelle schließen die Projektgegnerinnen Johanna Gerhalter und Maria Niederreiter, dass es jetzt mit der Flaschenabfüllung, auch zum Beliefern von Gasthäusern, ernst wird. Sie warnen vor einer "Kommerzialisierung artesischen Wassers" in der Oichtenriede.
Experten bezeichnen einen "Arteser" als Bohrloch, aus dem auf natürliche Weise Grundwasser - über die Erdoberfläche hinaus - austreten kann. Versickertes Wasser geriet unter eine Deckschicht und steht deshalb unter Spannung. Solches Wasser zeichnet sich durch höchste natürliche Reinheit aus und steht unter besonderem Schutz. "Dieser Wasserkörper ist abgeschlossen, es rinnt kein neues nach, es ist für uns alle eine stille Reserve", sagt Gerhalter. "Dorfbeuern hat sein Wasser vom Dachsteingletscher, es braucht sieben Jahre hierher. Die Wasserversorgung kann in Zukunft ein Problem werden."
Die Aktivistinnen fordern "ein Gesetz, sodass keine kommerzielle Nutzung von artesischem Wasser durch private Personen mehr möglich ist". Auch sie selbst könnte als Grundbesitzerin aus demselben Grundwasserkörper "zuzeln", meint die Biobäuerin. Aber das wäre ihrer Meinung nach unmoralisch.
Das Wasser kommt aus einer Tiefe von 141 Metern. Mit zehn Grad Härte gilt es als relativ weich. Die 1999 von sechs (inzwischen größtenteils pensionierten) Unternehmern gegründete Firma hat das fast 4 000 Quadratmeter große Grundstück erworben und die Quelle erschlossen. Geschäftsführer ist der Innviertler Steuerberater Johann Gangl. "Aqua Vitale" wollte ursprünglich, wie auch an anderen Projektstandorten, die Gemeinde, örtliche Wassergenossenschaften und die Bevölkerung in die Nutzung einbinden, hatte damit aber keinen Erfolg. Dazu seien Einsprüche von Anrainern gekommen. Später sei auch der Plan einer Abfüllanlage gescheitert, weil die Gemeinde keine Baugenehmigung erteilt hätte. Deshalb kommt jetzt die Lkw-Lösung. "Pro Woche maximal an fünf Tagen je eine Fahrt", so der Unternehmer. Den Abnehmer des Wassers möchte er nicht nennen. Und zur Kritik (am Anzapfen der Reserve): "Tatsache ist, dass das Wasser niemandem abgeht." Die Menschen hätten ein Recht auf bestmögliches, gesundes Wasser. Wirtschaftlich wolle man nach beträchtlichen Investitionen wenigstens wieder "auf null" kommen. "Dass wir nicht reich werden, ist uns klar."
Dass die Genehmigung laut Wasserbuch gültig und korrekt ist, bestätigt die Behörde beim Land. Der letzte, abgeänderte Bescheid stamme aus 2013.
Bürgermeister Adi Hinterhauser (ÖVP) sagt, schon 2003 habe ihn das Thema in seinem ersten Wahlkampf "verfolgt". "Ich bin kein Freund privater Wasserversorgung. Wir stehen hinter unseren zwei Genossenschaften mit ihren ehrenamtlich tätigen Menschen und einem vernünftigen Wasserzins." Es sei klar, dass das Projekt "bei vielen keine Begeisterung auslöst". Anfänglich hatte die Gemeinde übrigens grundsätzliches Interesse am Vorhaben gezeigt. Anrainerin Maria Niederreiter wehrte sich damals gegen den positiven Bescheid der Wasserrechtsbehörde bis zum Verwaltungsgerichtshof. Dieser wies ihre Beschwerde 2002 ab.
Aqua Vitale
"Aqua Vitale" wirbt auf seiner Homepage für "Tiefenwasser aus Salzburger Bergen". Weiters findet sich dort unter dem Punkt "Unser Angebot" die Aussage "Bei Selbstabholung durch den Verbraucher gilt: das entnommene Wasser ist bis zu einer Jahresmenge von 1.000 lt kostenlos".
Weblink
- Lage von Vorau auf AMap (aktualisierter Datenlink 8. November 2023)
Quellen
- "Salzburger Nachrichten", 8. November 2023
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar.
- www.aquavitale.at
- www.firmenabc.at, Gesellschafter von Aqua Vitale