Heischebrauch

Aus SALZBURGWIKI
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Ein Heischebrauch ist ein Volksbrauch, bei dem um Spenden gebeten wird.[1]

Beschreibung

Das Heischerecht, so erklärt das Wörterbuch der Deutschen Volkskunde, sei ein überliefertes Brauchrecht von Kindern und Jugendlichen, für gewisse Leistungen Lebensmittel oder Geld zu sammeln. Dazu zählten u. a. Hirtenbräuche, Weinhüter oder das Ratschen am Karfreitag. Ursprünglich bedeutet ein Heischebrauch, dass jede Gabe durch eine Gegengabe belohnt werden musste, um den Vertrag bindend zu machen. Es waren aber nicht unbedingt Arbeitsleistungen, es konnten auch Segensverheißungen oder Sprüche sein, wie das Ansingen oder Glückwünschen. Ein besonderes Merkmal von Heischebräuchen war eine soziale Ungleichheit. So verkleideten sich die sozial Schwächeren und verstellten ihre Stimme. Auf der Gegenseite, der Seite der Spender von Geld oder Lebensmitteln, war die Hoffnung auf den Eingang ins Jenseits.

Im Mittelalter spielte hierbei der Fegefeuerglaube eine wichtige Rolle. Man glaubte, man müsse den Verstorbenen zu Allerheiligen etwas Gutes tun, und verschenkte an diesem Tag an Kinder Strizel.

Ein weiterer Heischebrauch ist das Sternsingen. Schon unter dem letzten regierenden Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo Ende des 18. Jahrhunderts, vor allem aber unter der bayerischen Regierung ab 1810 bis 1816, wurden Heischebräuche wie das Sternsingen, aber auch das Sammeln der Rauchfangkehrergesellen reglementiert und schließlich verboten.

Im 19. Jahrhundert gab es noch eine enge Verbindung zwischen Sternsinger-Liedern, Weihnachts- und Nikolausspielen. "Diese Lieder wurden teils von umherziehenden Erwachsenen, manchmal auch von Familien vorgetragen und dienten als 'Heischegang' in erster Linie dem Broterwerb", erklärte Ulrike Kammerhofer-Aggermann (ehemalige Leiterin des Salzburger Landesinstitutes für Volkskunde). "An Inn und Salzach waren es vor allem die Schiffer, die im Winter einen Zusatzverdienst brauchten, um ihre Familien ernähren zu können", so Kammerhofer. Dieser Heischebrauch[2] ist bis in das 16. Jahrhundert zurück nachweisbar. Freilich wurden die Heischenden da und dort auch Ziel von Spottversen wie jenem: "Die heilig'n drei König' mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken, sie zahlen nit gern."

Auch der Nikolaus galt früher als Heischebrauch. Das Anklöcken ist ein alter Heischebrauch, bei dem Verlarvte und Vermummte an den Donnerstagen der Adventzeit an den Häusern anklopfen. Zu Neujahr führten die Stadtpfeifer Heische-Umgänge durch und besserten sich damit ihr Einkommen auf.

Seit den 2010er-Jahren hat sich das Fest von Halloween in Österreich eingebürgert, das ebenfalls ein Heischebrauch ist.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Wörterbuch, Ausgabe 2001, Seite 269
  2. siehe "Heischebrauch" in austria-forum.org, Wissenssammlungen