Lawine




Unter den Naturkatastrophen bilden Lawinen neben Hochwasser und Unwettern die größte Gefahr für das Bundesland Salzburg.
Allgemeines
- Hauptartikel Schneebrett
Es werden Schlammlawinen (Muren) und Schneelawinen unterschieden. Bei den Schneelawinen wird zwischen einem Schneebrett und einer Staublawine unterschieden.
Schneelawinen
Herausragende Schneelawinenabgänge
Lawinenunglück am Hohen Sonnblick 1928
Ein Lawinenunglück am Hohen Sonnblick ereignete sich am Dienstag, den 20. März 1928 und forderte 13 Todesopfer.
Lawinenunglück beim Bau der Tauernbahn
Am 7. März 1909 kamen am südlichen Ende des Gasteinertals 26 Menschen bei einem schweren Lawinenunglück ums Leben; es waren Arbeiter aus vielen Teilen der Habsburger-Monarchie, die beim Bau der Tauernbahn und des Tauerntunnels zwischen Böckstein und Mallnitz beschäftigt waren;
Ölbrennergut Bad Gastein
Am 21. Jänner 1951 wird die 14-köpfige Familie des Ölbrennerguts in Bad Gastein durch einen Neuschneelawinenabgang ausgelöscht. Insgesamt kommen innerhalb von fünf Tagen rund um dieses Datum in ganz Österreich mehr als 130 Personen durch Lawinenabgänge ums Leben.
Lawinenunglück beim Bau der Tauernkraftwerke
Am Montag, den 5. Dezember 1955, löste sich im Bereich einer Baustelle der Tauernkraftwerke Kaprun kurz nach 16 Uhr unter ohrenbetäubenden Getöse vom 3 066 m ü. A. Grieskogel westlich oberhalb des Stausee Mooserboden eine 100 m breite und 400 m lange Press-Schneelawine, die 18 Arbeiter beim sogenannten Ebmattenstollen mit sich riss und verschüttete. Über 200 Mann Gendarmerie, Bergretter und Werksarbeiter wurden in kurzer Zeit zur Unglücksstelle gebracht. Bis Dienstagabend konnten zehn Personen nur tot geborgen werden und drei lebend. Fünf Arbeiter wurden dann am Mittwoch, 7. Dezember nur mehr tot geborgen.[1]
Schwedenunglück
Das Schwedenunglück war das schwerste Lawinenunglück, das den Wintersportort Obertauern am 2. März 1965 traf. 14 Jugendliche aus Schweden starben, weil ein mit 37 schwedischen und finnischen Studenten voll besetzter Sonderbus der Post auf dem Weg von Obertauern ins Quartier in der Nähe von Radstadt von einer Staublawine 50 Meter in die Tiefe mitgerissen wurde.
Skipiste Obertauern
Eine mächtige Nassschneelawine begräbt am 28. April 2006 fünf Schüler und zwei Lehrer des Gymnasiums Wien-Hagenmüllergasse (Dritter Bezirk) unter sich. Die Lawine geht in Obertauern kurz nach 11:30 Uhr zwischen Zehnerkar und Gamsleitenspitze auf die gesicherte Piste ab. Alle Verschütteten können zunächst lebend geborgen werden, ein Mädchen erliegt im Spital seinen Verletzungen. Vier Mitglieder der Lawinenkommission mussten sich vor Gericht verantworten und wurden freigesprochen. Zum Unglückszeitpunkt hat nur Warnstufe 2 (mäßige Gefahr) geherrscht. Die Lawine sei aufgrund einer besonderen Schneekonsistenz, die nicht vorhersehbar gewesen sei, abgegangen.
Nassschneelawine in Muhr
Am Abend des 6. April 2009 unterbricht eine mächtige Nassschneelawine die Straße von Muhr nach Hintermuhr im Lungau. Da die Straße bereits gesperrt war kommt niemand zu Schaden. 60 Menschen werden von der Außenwelt abgeschnitten. Die Straße kann am 14. April wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Lawinenunglück im Gebiet des Großvenedigers
Am 2. März 2012 verschüttet eine gewaltige Nassschneelawine im Gebiet des Großvenedigers sieben Personen einer dreizehnköpfigen Schneeschuhwandergruppe; ein 40-jähriger Deutscher verstarb nach der Einlieferung in das Unfallkrankenhaus Salzburg. Die österreichische Führerin hatte als einzige der Gruppe ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) dabei und soll angebliche nicht über die notwendige Ausbildung einer Skitourenführerin verfügen. Sie führte die Gruppe bei Lawinenwarnstufe drei um die Mittagszeit durch eine Mulde unterhalb eines sonnenbeschienenen Hanges.
Lawinenwarnkommission
- Hauptartikel Lawinenwarnkommission
In allen gefährdeten Regionen bestehen Lawinenwarnkommissionen. Deren Mitglieder - Experten im Bereich der Lawinenkunde - sind unter oft großer Gefahr auf freiwilliger Basis und ehrenamtlich tätig. Das Marterl auf dem Stubnerkogel, auf dem Lois Schafflinger aus Bad Gastein gedacht wird, der im Dienste der Lawinenkommission selbst Opfer einer Lawine wurde, bezeugt die unverzichtbare, aber gefahrvolle gemeinnützige Tätigkeit der Kommissionsmitglieder.
Am 29. Februar 2012 starb Josef Wieland, Mitglied der Lawinenkommission von Obertauern, bei einer Kontrollfahrt unter den Schneemassen einer Lawine. Zusammen mit einem Kollegen war er aufgebrochen zu prüfen, ob gewisse Lifte wegen Lawinengefahr gesperrt werden müssten. Im freien Skigelände wollten sie im Bereich der Seekarspitzbahn im sogenannten Trog kontrollieren. Sie waren mit Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), Sonden und Schaufeln ausgerüstet. Plötzlich lösten sich die Schneemassen und rissen den 45-Jährigen mehr als 200 Meter mit. Doch für ihn kam jede Hilfe zu spät. Wieland verstarb noch an der Unglücksstelle. Er hatte seit 26 Jahren in Obertauern bei den Kringsliften gearbeitet.[2]
Lawinensprengungen
Mit Sprengstoff, Lawinit bezeichnet, einem speziell für Lawinensprengungen entwickelten Emulsionssprengstoff, der gegen mechanische und thermische Einflüsse sehr unempfindlich ist, werden gefährliche Lawinen kontrolliert abgesprengt. Gezündet werde er zeitverzögert mit einem Schlagbolzenzünder. Abgepackt sind die 2,5 Kilogramm schweren Bomben wie Würste in rot-weißer Haut.
Zur Funktion: Etwa zwei Meter oberhalb der Schneedecke auf zwei Meter hohen Holzpfosten wird gezündet. Die Explosionswucht drückt nach unten und löst die Lawine aus. Nur in Ausnahmefällen kommt ein Hubschrauber zum Abwerfen der Sprengladung zum Einsatz.
Lawinensprengungen am Obertauern
Für das schwer zugängliche Gelände im Bereich des Gamsleitenspitze und Zehnerkars sind zwei Sprenglifte gebaut. Über ein digitales Messsystem kann der Sprengbefugte auch bei Nullsicht die Sprengladungen exakt über den Gefahrenstellen positionieren und dann zünden. Gesprengt wird meist in der Früh, bevor noch die ersten Skifahrer zu den Liften unterwegs sind.
Lawinenverbauung
An gefährdeten Hängen wird mittels Schutzbauten in Form von Lawinengalerien versucht, Lawinenabgänge zu verhindern oder deren Ausmaß zu verringern.
Opfer
Durch Lawinen österreichweit:
- 2007/08 - 29 Tote
- 2008/09 - 31 Tote - fünf Opfer stammen aus Salzburg
- 2009/10 - 39 Tote, 49 Verletzte - vier Opfer stammen aus Salzburg
- 2011/12 - 16 Tote (Stand Anfang März)
Schwere Lawinenunglücke in Salzburg[3]:
- 7. März 1909: kamen am südlichen Ende des Gasteinertals 26 Menschen bei einem schweren Lawinenunglück ums Leben. Es waren Arbeiter aus vielen Teilen der Habsburger-Monarchie, die beim Bau der Tauernbahn und des Tauerntunnels zwischen Böckstein und Mallnitz beschäftigt waren.
- Winter 1977/78: acht Tote im Loferer Hochtal
- Winter 1981/82: 14 Tote in der Wenger Au
- Winter 2000/01: 13 Tote am Großen Schmiedinger
Bilder
Lawine – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- "Salzburger Nachrichten", 17. Dezember 2010, 11. Jänner 2012
Einzelnachweise
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten" vom 7. Dezember 1955, Seite 7
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 1. März 2012
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 14. Mai 2013 sowie 3. Jänner 2014