"Ein Freund, ein guter Freund"
"Ein Freund, ein guter Freund" (Film-)Musik von Heymann, Jurmann und Co war der Titel des Konzertabends am 7. Oktober 2023 im Großen Saal der Stiftung Mozarteum im Rahmen der Salzburger Kulturtage 2023.
Ein Freund, ein guter Freund
Werner Richard Heymann, der viele Jahre in Anif lebte, schrieb 1930 "Ein Freund, ein guter Freund" als Kehrreim eines Marschliedes für die Tonfilm-Operette "Die Drei von der Tankstelle" hat. An diesem Abend spielte das Ballaststofforchester unter der Leitung von Egon Achatz gemeinsam mit der Sopranistin Daniela Fally neben Werken von Heymann auch Lieder anderer Komponisten. Heymann und die Schöpfer der weiteren Kompositionen, die an diesem Musik:conText-Abend erklangen, wurden aufgrund ihrer jüdischen Herkunft allesamt von den Nationalsozialisten verfolgt. Die meisten von ihnen mussten sich für ein Leben in der Emigration entscheiden. Im Zentrum stand somit die verfemte Musik ausgegrenzter Komponisten, die aufgrund politischer Verbote etliche Jahre nicht aufgeführt werden durfte. Der Abend wurde von Schauspieler Christoph Wagner-Trenkwitz moderiert. Als Ehrengast war Elisabeth Trautwein-Heymann, Tochter von Werner Richard Heymann, anwesend.
Rückblick auf den Abend
Peter Krackowizer vom SALZBURGWIKI war beim Konzertabend dabei und schildert nachstehend seine Eindrücke.
Im strahlenden Glanz des eben erst restaurierten Großen Saales der Stiftung Mozarteum fühlte ich mich an diesem Abend in die Musikwelt der 1920er- und 1930er-Jahre zurückversetzt. Das Ballaststofforchester lief mit "Sing, Sing, Sing (With a Swing)", einer Komposition von Louis Prima aus dem Jahr 1936, die insbesondere in der Interpretation von Benny Goodman zum Jazzstandard wurde, zu seiner Höchstform auf. Kammersängerin Daniela Fally brachte mit "Alois" des Wiener Komponisten Hermann Leopoldi "ihren Alois", interpretiert von Christoph Wagner-Trenkwitz, in Bedrängnis. Doch eigentlich führte Wagner-Trenkwitz mit erklärenden Worten zu den Komponisten und ihren Liedern sehr unterhaltsam durch den Abend, war aber auch mehrmals als Sänger zu hören.
"Die drei Tenöre" – Markus Obereder, Daniel Strasser und Helmut Zeilner, sangen neben anderen Liedern "Ein Freund, ein guter Freund", das Werner Richard Heymann 1930 als Kehrreim eines Marschliedes für die Tonfilm-Operette "Die Drei von der Tankstelle" geschrieben hatte. Das Lied "Irgendwo auf der Welt", das Heymann 1932 für den Film "Ein blonder Traum" mit Willy Fritsch, Willi Forst, Lilian Harvey, Paul Hörbiger, Trude Hesterberg geschrieben hatte, wurde von Daniela Fally gesungen.
Elisabeth Trautwein-Heymann, Tochter von Werner Richard Heymann und seiner vierte Ehefrau, der Wiener Schauspielerin Elisabeth Millberg, erzählte von ihren Erinnerungen an ihren Vater. Dieser konnte gleichzeitig mit seinen beiden Ohren wackeln und zweistimmig pfeifen. Seine Arbeit war getragen von wunderbarem Humor. 1951 kehrte ihr Vater aus dem amerikanischen Exil nach Europa zurück, konnte jedoch noch nicht sofort nach Deutschland reisen. So lebte er einige Jahren in Salzburg-Anif, wo auch Elisabeth Trautwein-Heymann zur Welt kam. Als ihr Vater dann 1957 in München beim Einbürgerungsamt wieder die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten sollte, verlangte der Beamte, dass Heymann ein deutsches Volkslied singt. Er tat es und sang "Das gibt's nur einmal" [das kommt nicht wieder]. Im ersten Teil waren noch eine Melodie des Wieners Walter Jurmann aus dem Film "San Francisco" (1936) mit Clark Gable und Spencer Tracy zu hören, "Frauen brauchen immer einen Hausfreund" (Fally), "Reg mich nicht auf Johanna" (die drei Tenöre), "Wenn ich sonntags in mein Kino geh'" (Fally) und vor der Pause musste sich Wagner-Trenkwitz noch über seine "Schinkenfleckerl" fast ohne Schinken ärgern, ein Lied aus dem Jahr 1936 von Fritz Spielmann.
Im zweiten Teil ging es schwungvoll weiter. Zu hören gab es unter anderen "Johnny, wenn du Geburtstag hast" von Friedrich Hollaender (Fally), ein Stück mit Geige und Klavier eines russischen Komponisten, "Wenn du mal in Hawaii bist" (Willy Rosen), sowie einige Tango-Stücke (darunter das schon erwähnte Lied von "Alois). Kammersängerin Daniela Fally verabschiedete sich mit "Josef, ach Josef, was bist du so keusch" und mit einer sehr unterhaltsamen Interpretation von "Heut hab ich ein Schwipserl" aus der Operette "Die Blume von Hawaii" von Paul Abraham. Das Ballastorchester ließ mit der Zugabe "Jubilee Stomp" von Duke Ellington (1928) noch einmal den Saal beben.
Es war ein abwechslungsreicher Musikabend, der mit zweimaligen anhaltenden Applaus endete. Ich hätte mir zwar aufgrund des Mottos des Abends mehr Lieder von Heymann und weniger (amerikanischen) Swing erwartet, aber rückblickend gesehen waren es doch überwiegend deutsche Filmmelodien.
Weblinks
- Zum Nachhören in der Österreichischen Mediathek:
- www.kulturvereinigung.com, Programmheft, pdf