Adi Jüstel
Adi Jüstel (* 8. September 1939 in Wagrain) ist Gastronom und Jazzliebhaber.
Leben
Adi Jüstel wurde als eines von sieben Kindern der Gastwirte Konrad und Theresia Jüstel geboren. Im von US-Soldaten besetzten Elternhaus hörte er mit sechs Jahren erstmals die Musik, die ihn seither stets begleitet: Jazz.
Zunächst begann er 1953 eine Tapeziererlehre in einem Geschäft an der Judengasse in der Altstadt der Stadt Salzburg. Bereits 1954 wechselte er den Beruf und begann eine Kellner-Lehrstelle im Salzburger Restaurant des Salzburger Hauptbahnhofs, später im Hotel Österreichischer Hof, dem heutigen Hotel Sacher - Salzburg. Den Abschluss der Lehre 1958 machte er im elterlichen "Gasthaus zur Post" in Wagrain. Nach Stationen als Kellner im Restaurant "Eulenspiegel" und im Gasthof Mödlhamer in Salzburg und einer Saison in München im Luxusrestaurant "Ewige Lampe" führte er von 1962 bis 1964 das Einrichtungsgeschäft und die Tapeziererwerkstätte in Wagrain.
1954 hatte er mit der Familiencombo in Wagrain die ersten Jazzstandards live gespielt.[1]
1963 heiratete er Margot, geborene Stöckl. Gemeinsam haben sie zwei Töchter. 1964 wurde das elterliche Geschäft in Wagrain verkauft und die Familie übersiedelte in ide Stadt Salzburg, wo Adi Jüstel eine Stelle als Ober im Restaurant "Mödlhammer" bekam. Da das Restaurant nur sommers offen war, musste Jüstel winters als Vertreter für Staubsauger und Elektrogeräte in Salzburg arbeiten.
Doch schon ein Jahr später, 1965, übersiedelte die Familie nach Zell am See, wo er zunächst Vertragsmusiker, später Geschäftsführer der "Pinzgauer Diele" mit über 300 Sitzplätzen, Bar, Bühne und Tanzfläche wurde. Dort begann seine Frau Margot an der Bar auszuhelfen, ihm zuliebe, wie Jüstel auf seiner Homepage schreibt.

1967 übernahmen sie die Kellerbar des Glemmtalerhofes in Saalbach-Hinterglemm. Seine Frau war für die Bar und die Getränke an den Tischen zuständig, Adi Jüstel kochte in einer kleinen improvisierten Küche Fleischspieße, Bratwürstel und Steaks. Margot kreiert einen einen Cocktail mit Namen "Dr. Schiwago" und nach der Winter- und Sommersaison 1967–1968 entschlossen sich die beiden, selbstständig tätig zu werden und den Pinzgau wieder zu verlassen.
Das später legendär gewordene 30-Liter-Portweinfass wurde dann 1968 in den "Mexico Grill" in Golling geliefert - das war der Jüsterls erster eigener Betrieb. geliefert. Die beiden unternehmen eine Mexiko-Studienreise, um die dortige Küche noch besser kennenzulernen. Mit Erfolg, denn ihr Lokal in Golling wird immer bekannter.
Nach fünf Jahren brachte 1972 die Eröffnung der Tauern Autobahn das Geschäft fast zum Erliegen und Jüstels trugen sich wieder mit Plänen der Übersiedelung - in die Stadt Salzburg. 1973 wurde ihnen ein passendes Objekt an der Bayernstraße angeboten. Während die Umbau- und Renovierungsarbeiten im Lokal an der Bayernstraße bereits voll im Gang waren, wurde ihnen auch das Hotel "Blaue Gans" angeboten. Die Jüstels eröffneten in Anwesenheit des mexikanischen Botschafters das "Club Mexicano" an der Bayernstraße, ein Restaurant im gehobenen Stil mit mexikanischem Flair und Live-Musik. Und sie übernahmen die "Blaue Gans" mit 1. März 1973.
Eigentlich wollten sie nur den Keller, aber es gab das Objekt nur als Einheit. Neuerlich zog die Familie um, diese Mal aber nur von der Bayernstraße in die Getreidegasse. Die Umbau- und Renovierungsarbeiten wurden unverzüglich begonnen und so konnte bereits am 31. März Restaurantbetrieb "Blaue Gans" eröffnet werden. Und nach aufwändigem Umbau des ganzen Hauses eröffneten Margot und Adi Jüstel zu Silvester 1973 im Kellergewölbe der Blauen Gans den "Mexicano Keller" als Barbetrieb.
Am 30. September 1997 endete nach fast 25 Jahren der Pachtvertrag für die "Blaue Gans" und damit auch den "Mexicano Keller". In dieser Zeit sorgte Jüstel im "Mexicano Keller" als Gastronom und Musiker für das Gedeihen einer Salzburger Jazzszene. Danach wurde der Salzburger Altstadtkeller unter Jüstels Leitung zu einem Treffpunkt für Swing- und Volksmusiker. Am 15. Mai 2005 schloss auch dieses Lokal.
Ehrung
Mit 85 Jahren gab Adi Jüstel am 20. September 2024 im Oval ein Multi-Jubiläums-Konzert. Als Überraschung überreichte ihm dabei der Bürgermeister der Stadt Salzburg Bernhard Auinger das Stadtsiegel in Gold der Landeshauptstadt Salzburg.[1] Am 1. Oktober hatte er sich im Amtszimmer des Bürgermeisters nachträglich in das Ehrenbuch der Stadt Salzburg eingetragen.[2]
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
In das große Album mit dem braunen Ledereinband hat sich die halbe Musikwelt eingeschrieben: Die große Jazzdame Ella Fitzgerald ist mit einem Autogramm verewigt, Pianist Friedrich Gulda ebenso. Ob Popstar José Feliciano oder Gitarrist Barney Kessel: "Alle, die bei mir im Mexicano Keller zu Gast waren, haben sich hier eingetragen", erzählt Adi Jüstel.
Den leer stehenden Keller des Hotels verwandelte er in ein legendäres Musiklokal. Jazz war in Salzburg lange Zeit vor allem im Mexicano Keller daheim. Hier spielte eine kleine lokale Szene, hier schauten aber auch internationale Stars auf eine Session vorbei. Und der Hausherr? Der saß am Klavier – oder spielte Trompete. Auch als Musiker war Jüstel stets mitten im Geschehen. In den Vordergrund spielen wollte er sich nie. "Ich habe Glück gehabt, mit so vielen guten Musikern Kontakt zu haben. Ich war der Wirt, mich haben sie immer mitspielen lassen", sagt Adi Jüstel bescheiden.
Seine Erinnerungen will der Jazz-Gastronom, der sich seit seiner Pensionierung ganz der Musik widmet, dokumentieren. Aus der Idee, sein illustres Gästebuch einfach nachdrucken zu lassen, ist aber mittlerweile ein 350 Seiten starkes Buchprojekt entstanden. Jüstel erzählt darin nicht nur seine eigene Biografie, sondern ein lebendiges Stück Salzburger Musikgeschichte. Den Bogen spannt er von den Helden einer kleinen Nachkriegs-Jazzszene bis zur Volksmusik. Nachzulesen ist in den "Anekdoten mit und ohne Noten" auch, wie Jüstel am 19. Mai 1977 (mit Hilfe von SN-Herausgeber Max Dasch) Ella Fitzgerald erstmals nach Salzburg holte. Oder wie ihn Louis Armstrong bei einer Zugfahrt zum Vorspielen aufforderte.
Weblinks
- www.sn.at, "Stars in der guten Stube. 15 Jahre Mexicano-Keller in Salzburg. Gästebuch der großen Namen.", Archiv der "Salzburger Nachrichten", 27. Oktober 1988, Seite 27
Quellen
- www.sn.at, 17. August 2009, "Salzburger Nachrichten", ein Beitrag von Clemens Panagl
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 "Salzburger Nachrichten", 23. September 2024, Lokalteil Seite 13
- ↑ www.stadt-salzburg.at, 2. Oktober 2024