Salzburger Mozartkugel
Die Salzburger Mozartkugel ist eine Süßware aus Schokolade, Pistazien, Marzipan und Nougat.
Das Original und der Streit darüber
Die als Original anzusehende Salzburger Mozartkugel wurde nach eigenen Angaben vom Salzburger Konditor Paul Fürst 1890 erfunden. 1884 kam der Konditormeister Paul Fürst in die Stadt Salzburg und eröffnete ein eigenes Geschäft in der Brodgasse 13. 1890 stellte er erstmals das "Mozart-Bonbon" vor, das er später als "Mozartkugel" in größeren Stückzahlen produzierte und auch selbst zum Verkauf anbot. Das Besondere an Fürsts "Mozart-Bonbon" ist, dass sie eine kugelrunde, an keiner Stelle abgeflachte Praline ist. 1905 präsentierte Paul Fürst die Mozartkugel bei einer Pariser Ausstellung und erhielt dafür eine Goldmedaille.
Doch im Sommer 2025 entdeckte der Salzburger Historiker Gerhard Ammerer Belege dafür, dass die Mozartkugel bereits einige Jahre früher verkauft wurde - und zwar nicht von Paul Fürst, sondern von dem Konditor Rudolf Baumann. Ein Inserat in der Tageszeitung "Die Presse" vom 3. Februar 1881[1] wirbt erstmals für die "Salzburger Spezialität Mozartkugeln - handgefertigt von R. Baumann, Conditor, Salzburg". Sogar ein Versand der Spezialität wurde damals beworben. Baumanns Geschäft war der Vorgänger der heutigen Confiserie Holzermayr am Alten Markt. Laut Ammerer lassen sich weder die oft zitierte Erfindung Fürsts im Jahr 1890 noch eine Goldmedaille bei der Pariser Weltausstellung 1905, mit der heute im Unternehmen geworben wird, belegen.
Einen Unterschied in den Unternehmensgeschichten von Fürst und Holzermayr sieht Ammerer darin, dass Fürst in fünfter Generation die Konditorei als Familienunternehmen führt, während es bei Holzermayr seit Baumann mehrere Besitzerwechsel gab: Nach Angaben des Stadtarchivs Salzburg hat Rudolf Baumann (* 1839; † 1905), Schwiegersohn von Carl Tomaselli senior, seine Konditorei 1868 in der Stadt Salzburg eröffnet. Baumanns Geschäftsnachfolger war 1888 Julius Moll, der bei Baumann als Zuckerbäckergehilfe gearbeitet hatte. Es folgte ein Namenswechsel als "Louise Karuth und Co.". 1914 übernahm die Pongauer Konditorfamilie Holzermayr das Unternehmen, das seit 1919 als Confiserie Josef Holzermayr am Alten Markt geführt wird.
Die Confiserie reklamierte 2025 die Mozartkugel-Erfindung bereits für sich und wirbt auf einem Plakat vor dem Geschäft mit dem Konterfei Baumanns. Alexander Truschner, Urenkel von Firmengründer Josef Holzermayr, hat die Marke "Rudolf Baumann Mozartkugel 1880" Mitte August im Markenregister eintragen lassen. Man sei erst durch Historiker Ammerer auf die Zeitungsausschnitte aufmerksam geworden. In den 1970er-Jahren hätte die Familie Fürst von den Holzermayrs verlangt, den Zusatz "Original" aus der Mozartkugel-Werbung zu streichen, was man getan habe. "Damals hatten wir keine Beweise. Jetzt haben wir sie."
Die Konditorei Fürst hatte im Mai 2025 zum 135-Jahr-Jubiläum ein "Originalrezept" aus 1890 vorgestellt. Das handschriftliche Dokument von Paul Fürst war teils geschwärzt, damit das Rezept der berühmten Süßigkeit weiterhin "geheim" bleibt. Das Konfekt mit einem Kern aus Pistazienmarzipan und einer Schicht Nougat, umhüllt von dunkler Kuvertüre, wird gemeinhin als die "Originale" Mozartkugel verstanden - und beworben.
Martin Fürst, Ururenkel von Paul Fürst und heutiger Eigentümer der Konditorei, reagiert auf die Erkenntnisse der benachbarten Confiserie mit Gelassenheit. "Viele haben im 19. Jahrhundert Mozartkugeln hergestellt, so auch Baumann, der zufällig dort gearbeitet hat, wo jetzt die Confiserie Holzermayr ihre Ware verkauft." Während Fürst die Mozartkugeln in Elsbethen herstellt, wird die "Echte Salzburger Mozartkugel" von Holzermayr nicht in Salzburg produziert, sondern von einem Betrieb aus einem anderen Bundesland zugeliefert. Fürst sieht sich als "Original" und bezieht sich dabei auf die Herstellungsform. So wird die Fürst-Mozartkugel auf Holzstäbchen aufgespießt, das dadurch entstandene Loch wird mit Schokolade verschlossen. Für diese damals innovative Methode habe Paul Fürst 1905 die besagte Goldmedaille erhalten. "Diese liegt uns vor - mit Datierung", sagt der Ururenkel.
Über die Bezeichnung "Mozartkugel"
Das Wort "Mozartkugel" ist markenrechtlich nicht geschützt, erklärt Maria Mutz vom Patentamt. "Das ist bis zum Europäischen Gerichtshof gegangen. ,Mozart' hat sich als beschreibende Angabe für Süßspeisen entwickelt und der Konsument nimmt an, dass Marzipan und Nougat enthalten sind." Als Marke eingetragen werden können Bezeichnungen wie die "Original Mozartkugel Konditorei Fürst" oder schutzfähige grafische Ausgestaltungen. Laut Informationen des Patentamts sind für Österreich mehr als 250 Marken registriert, die Mozart in ihrem Markenwortlaut haben. Eingetragen sind diese Marken für eine Vielzahl von Waren und Dienstleistungen, der Großteil entfällt aber auf verschiedene Produzenten und Händler von Süßwaren.
Beim Patentamt waren bis zum Sommer 2025 knapp 20 Mozartkugel-Varianten als Marke eingetragen, seit Kurzem auch die "Rudolf Baumann Mozartkugel 1880" der Confiserie Josef Holzermayr. Gestritten wird um Marken immer wieder. Was sonst noch so den Namen Mozart trägt kann man im SALZBURGWIKI unter Mozart#Sonstiges nachlesen.
Über die Namensentstehung und -rechte
Das "Mozart-Bonbon" wurde zunächst von anderen Konfiserien in der Stadt Salzburg kopiert, wie etwa von den heute noch bestehenden Konditoreien Josef Holzermayr und Schatz. Letztere – 1880 von Carl Schatz gegründet – verkaufte um 1900 diese Pralinen erstmals als "Mozartkugeln",[2] ein Name, der sich schnell in Salzburg durchsetzte.
Bereits um 1900 gab es weitere Produzenten, die ihre Produkte aber nur "echte Salzburger Mozartkugeln" nannten und nicht "original Salzburger Mozartkugeln". Einer, der "echte" Mozartkugeln herstellte, war Josef Holzermayr, k.k.-Hoflieferant.
Jahrzehntelang erzeugte auch die Grödiger Firma Salzburg Schokolade "echte" Mozartkugeln, bis sie im Dezember 2024 geschlossen wurde. Auch die Konditorei Braun in Hallein stellt Mozartkugeln her und vertreibt sich ebenfalls in der Salzburger Altstadt in ihrem Geschäftslokal. Weiters gibt es im benachbarten Bad Reichenhall die Firma Reber, die ebenfalls für sich in Anspruch nimmt, "echte" Mozartkugeln zu produzieren. Die Reber-Produktionsstätte befindet sich in Marzoll, knapp vor der Grenze zu Republik Österreich am Walserberg, das Unternehmen hat am Alten Markt in der Salzburger Altstadt ein Verkaufslokal.
Immer wieder landet die Mozartkugel vor Gericht. Mehrmals war auch die Konditorei Fürst beteiligt: Der Oberste Gerichtshof in Wien (OGH) hatte im Dezember 2017 in einen Rechtsstreit um die Salzburger Mozartkugel entschieden, dass nur das "Original" der Konditorei Fürst in silbernes Stanniolpapier mit blauem Aufdruck eingewickelt werden darf. Der Hersteller hatte einen Konkurrenten geklagt, der für seine Kugeln die gleiche Art der Verpackung wählte, um am Erfolg von Fürst teilzuhaben. Laut OGH bestehe Verwechslungsgefahr.[3] Zuvor hatte bereits das OLG Linz entschieden, dass die "Original Mozartkugel Konditorei Fürst Salzburg" und die "Salzburger Mozartkugel Internationale Manufaktur Braun." zum Verwechseln ähnlich sind.
Zwei Jahrzehnte zuvor hatte der OGH in einem anderen Fall entschieden, dass nur die Konditorei Fürst die "Original Salzburger Mozartkugel" verkaufen darf. Andere Firmen dürfen ihre Produkte "Mozartkugeln", "Echte Salzburger Mozartkugeln" oder "Austria Mozartkugeln" nennen. Gegner im Prozess war die Schokoladenfirma Victor Schmidt, die damals dem Nestlé-Konzern gehörte.
Mehrere Mozartkugel-Prozesse landeten auch vor dem Europäischen Gerichtshof, unter anderem jener der Firma Reber aus dem benachbarten Bayern, Produzent der "echten Reber Mozart-Kugeln".
Herstellung
Die echte Mozartkugel wird auch noch heute von Hand in der Salzburger Cafe-Konditorei Fürst hergestellt. Eine Mozartkugel besteht aus Nougat, Marzipanrohmasse und Pistazien, die zu einer etwa zwei Zentimeter dicken Kugel geformt werden. Ihre Schokoladenhülle erhält sie, indem die Kugel, auf einem Zahnstocher gesteckt, in die Schokoladenmasse getaucht und anschließend getrocknet wird.
Die Verpackung
Das Portrait des Wolfgang Amadé Mozart auf dem Papier der Mozartkugel wurde 1819 von Barbara Krafft geschaffen.
Auszeichnungen
Das Fachmagazin "Der Feinschmecker" wählte in der Ausgabe 01/2006 bei einem Test verschiedener Mozartkugeln die Original Salzburger Mozartkugel auf den ersten Platz. Beim 2. Internationalen Trüffelwettbewerb der Konditorenfachmesse ÖKONDA in Wels in Oberösterreich wurde im September 2005 der Original Salzburger Mozartkugel eine Goldmedaille verliehen.
Kunstwerk
Im Winter und Frühjahr 2006 wurden in der Salzburger Altstadt 80 überdimensionale, im Durchmesser rund 1,60 Meter große, aus Polyester gefertigte Mozartkugeln aufgestellt, die von Künstlern gestaltet worden waren. In der Nacht vom 27. zum 28. März 2006 war diese Aktion von einem Vandalenakt betroffen. Unbekannte montierten in der Franziskanergasse eine der Kugeln vom Boden ab, auf dem sie mit Schrauben befestigt war. Danach rollten die Täter die Kugel auf die Straße, wobei ein Schaden von rund 7.000 Euro entstand.[4]
Film
- 2006: Mozartballs (dt.: Mozartkugeln). Regie: Larry Weinstein
- 1996: Stockinger – Salzburger Kugeln. Regie: Jörg Grünler
Fotografie
2012 entstanden die Fotos für das "Mozartprojekt" des Fotokünstlers Stefan Dokoupil in Zusammenarbeit mit Roman Gregory, das für kontroverse Reaktionen sorgte.[5]
Bildergalerie
Bild 1: Mozartkugel der Firma Salzburg Schokolade.
Bild 2: Mozartkugel der "Salzburg Schokolade" innen.
Bild 3: Plakat vor der Konditorei Fürst in der Salzburger Altstadt:Erst- und Alleinerzeuger der Original Salzburger Mozartkuge] seit 1890.
Bild 4: Plakat vor der Confiserie Josef Holzermayr am Alten Markt in der Stadt Salzburg. Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 2019 steht noch "Spezialität Salzburger Mozartkugel Receptur seit 1890. 2025 gibt das Unternehmen aber an, Mozartkugeln seit 1880 zu produzieren.
Mozartkugel der Firma Salzburg Schokolade.
Plakat vor der Konditorei Fürst in der Salzburger Altstadt:Erst- und Alleinerzeuger der Original Salzburger Mozartkugel seit 1890.
Plakat vor der Confiserie Josef Holzermayr am Alten Markt in der Stadt Salzburg. Auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 2019 steht noch "Spezialität Salzburger Mozartkugel Receptur seit 1890. 2025 gibt das Unternehmen aber an, Mozartkugeln seit 1880 zu produzieren.
weitere Bilder
Salzburger Mozartkugel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- www.sn.at, 30. August 2025: Streit um die "originale" Mozartkugel in Salzburg entbrannt: Wer hat's erfunden?
- www.sn.at, 5. September 2025: Schattenkämpfe um die Marke Mozartkugel: "Der arme Mozart muss für alles herhalten"
- über die Herstellung
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Salzburger Mozartkugel"
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, "Die Presse", Ausgabe vom 3. Februar 1881, Seite 4
- ↑ schatz-konditorei.at, abgefragt am 5. September 2025
- ↑ SALZBURG24 vom 15. Dezember 2017
- ↑ derstandard.at
- ↑ www.dokoupilstefan.com