Bahnsport
Bahnsport ist der Überbegriff im Motorsport für Sandbahn-, Grasbahn-, Speedway-, Shorttrack- und Eisspeedwayrennen, die sich durch verschiedene Bahnlängen und technischen Details der Motorräder unterscheiden.
Allgemeines
Zwischen 400 und 1000 Meter sind die Speedway- und Langbahnen (Sand- und Grasbahnen) kurz. Gefahren werden pro Rennen mehrere Läufe, jeder Lauf dauert vier Runden.
Gefahren wird mit Einzylinder-Viertakt-Motorrädern mit 500 cm³ Hubraum, ohne Bremsen, beim Speedway auch ohne Schaltgetriebe, auf der Langbahn nur mit einem Zweigang-Getriebe. Die Spezialmotorräder für Bahnrennen haben eine besonders umweltfreundliche Technik: Als Kraftstoff ist ausschließlich Methanol zugelassen, das fast rückstandsfrei verbrennt, geschmiert werden die Motoren mit rein pflanzlichen Ölen.
Diese Motorräder erreichen auf der Sandbahn Höchstgeschwindigkeiten von 180 km/h. Da die Motorräder wie erwähnt über keine Bremsen verfügen, wird das Sportgerät mittels Gashahn, Lenker und Gewichtsverlagerung durch die Kurven gesteuert. Dabei ist der rechte Fuß auf einem Steigbügel fixiert und mit dem linken, der durch einen Stahlschuh geschützt wird, wird das Motorrad über den Bahnbelag balanciert.
Während im Speedway Skandinavier und Engländer (Sand), sowie Russen und Schweden (auf Eis) schier unschlagbar sind, führen auf den Sand- und Grasbahnen derzeit die Deutschen. Auch bei den Seitenwagen sind deutsche Gespanne international führend.
Jeder Fahrer startet zumindest einmal aus jeder Startreihe und jeder Lauf wird nach vier Runden entschieden. Die Helmfarbe kennzeichnet die Startposition (rot, blau, weiß, gelb) und als Startsignal dient ein Startband. Der Referee entscheidet über Abbruch eines Laufes, Ausschluss eines Fahrers und Neustart des Rennens. Das berühmte Powersliding, bei dem die Fahrer ihre Maschinen seitlich durch die Kurven steuern, wobei die Hinterräder nach außen ausbrechen und sie mit den Vorderrädern um die Kurve steuern, macht den besonderen Reiz aus. Ein mit der Hand des Rennfahrers verbundenes Band dient als Zündunterbrecher bei einem Sturz. Sieger eines Rennens ist derjenige, welcher bei den Läufen am meisten Punkte gesammelt hat.
Speedway-Maschine
- Einzylinder-Viertaktmotoren
- 500 cm³ Hubraum
- 60 bis 80 PS
- Methanol als Treibstoff
- ohne Getriebe, also keine Gänge
- keine Bremsen
- Stollenreifen
- Mindestgewicht: 80 kg
Eisspeedway
Eisspeedway ähnelt dem Reglement eines Speedwayrennens, aber im Gegensatz zum Speedway wird hier allerdings nicht gedriftet. An den Reifen sind 28 mm lange Spikes eingesetzt. Durch den enormen Halt der Spikes werden höchste Beschleunigungswerte auf der kurzen Strecke sowie die größten Schräglagen im Motorradsport erreicht. Teilweise berührt dabei der Lenker der Eisspeedway-Maschine die Eisbahn.

Eisspeedway-Maschine
- Einzylinder-Viertaktmotoren
- 500 cm³ Hubraum
- max. 70 PS
- Methanol als Treibstoff
- 2-Gang-Getriebe
- keine Bremsen
- Reifen mit max. 28 mm Spikes
- Gewicht ca. 110 kg
Flat Track
Flat Track findet auf derselben Rennstrecke wie Speedway statt. Jeder Fahrer nimmt an zumindest drei Qualifikationsläufen teil, die über eine Distanz von sechs Runden führen (mit Finali acht Runden). Es können zwischen vier und 30 Fahrer pro Lauf starten. Startnummern können selbst ausgesucht werden, wenn nicht bereits vergeben und gelten meist für die gesamte Saison.
Basis für einen Flat Track-Umbau sind meistens Motocross-Motorräder. Auch Enduro und Supermoto Motorräder sind erlaubt, allerdings ist es notwendig das Fahrwerk einzukürzen. Dies kann aber von jeder Fachwerkstätte mit überschaubarem Aufwand durchgeführt werden.
Flat Track-Maschine
- Einzylinder-Viertaktmotoren
- 450 cm³Hubraum
- 60 PS
- Benzin als Treibstoff
- 4-5-Gang Getriebe
- keine Vorderradbremse
- 19 Zoll Flat Track Reifen
- gekürztes Fahrwerk
Geschichte
Die ersten Sandbahnrennen in Österreich fanden 1911 in Baden bei Wien statt. Die große Zeit der Sandbahnrennen war dann in den 1920er und 1930er Jahren. Damals fuhr man allerdings mit normalen Motorrädern, denn die Entwicklung zu Spezialmaschinen begann erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Bekannte und auch international erfolgreiche Fahrer seinerzeit waren Leopold Dirtl (tödlich verunglückt im Bahnsport), Lucky Schmidt, Karl Kodric, Michael Gayer (fuhr auch bei den Großglockner-Rennen mit), Rupert Karner (tödlich verunglückt im Bahnsport), Peppi Walla, Karl und Poldi Killmeyer, Martin Schneeweiß fuhr auch bei den Großglockner-Rennen mit, wurde 1937 in Prag erster Europa-Sandbahnmeister, tödlich verunglückt im Bahnsport), Leopold Dirtl (tödlich verunglückt im Bahnsport), Peppi Kamper - Salzburger waren keine darunter.
Bahnsport und Salzburg
Salzburger Bahnsportler
Der bekannteste Eisspeedwayfahrer Salzburgs ist Franz Zorn, genannt Franky. Er war 2000 Vizeweltmeister und 2008 Europameister im Eisspeedway.
Salzburger Bahnsportveranstaltungen
In Saalfelden am Steinernen Meer - Lenzing finden alljährlich Läufe zur Eisspeed-Weltmeisterschaft statt. Auch in St. Johann im Pongau finden immer wieder Eisspeedway-Veranstaltungen im Speedway-Stadion des Motorsportvereins Speedway Racing St. Johann/Pg. statt.
Blicken wir auf Bahnsportereignisse in früheren Jahren in Stadt und Land Salzburg zurück:
- 1924, 7. September: Im Rahmen der wiederbelebten Dult findet das erste Salzburger Motorrad-Bahnrennen auf dem Trabrennbahn in Salzburg statt, das vom A.D.A.C veranstaltet wird und als "Landesmeisterschaft von Salzburg" mit der Vergabe des Professor-Adolph Johannes Fischer-Wanderpreises an J. Haberl aus München endet ("Tagblatt" vom 28. August 1924, S.8)
- 1947, 4. Mai: das erste Sandbahnrennen auf der Trabrennbahn in Salzburg-Parsch
- 1949, 8. Mai: Bahnrennen Salzburg-Aigen 1949 auf der Trabrennbahn vor mehr als 12 000 Zuschauern
- 1950: Int. Nachtspeedway (Sandbahn) im Stadion Salzburg-Itzling mit Weltklassefahrern
- 1952:
- ... erstes Int. Motorrad- und Auto Eisrennen Zell am See auf dem Zeller See für Automobile und Motorräder, das ab 1956 als Gedächtnisrennen im memoriam Prof. Ferdinand Porsche bis 1961 veranstaltet wurde
- am 8. Juni: Sandbahnrennen auf der Parscher Trabrennbahn
- 1957, 1. September: Sandbahnrennen auf der Trabrennbahn in Salzburg-Parsch
- 1966 stand im österreichischen Motorsportkalender als Termin der 9. Oktober auf der Trabrennbahn in Liefering.[1] Tatsächlich hatte dann am 2. Oktober ein spannender Rennnachmittag stattgefunden. 9 000 Besucher erlebten nach 16 Jahren wieder ein internationales Sandbahnrennen in Salzburg, das vom SAMTC organisiert worden war. Die Rennen ließen an Dramatik und Spannung nichts zu wünschen übrig. Der dänische Vize-Europameister Kurt Petersen nahm Revanche und besiegte den Europameister Manfred Poschenrieder aus Deutschland, der in Mühldorf am Inn die Europameisterschaft 1966 für sich entschieden hatte.[2]
- 1967: Am 1. Oktober fand dann das 2. internationale Sandbahnrennen in Liefering statt. 26 Sandbahnspezialisten nahmen an 15 Rennen teil.[3]
- 1975: Nach achtjähriger Pause gab es am 25. Mai wieder ein Sandbahnrennen in Salzburg-Liefering.[4]
Bahnsportveranstaltungen in der Umgebung von Salzburg
Hochburg des Bahnsports ist die Stadt Mühldorf am Inn, die jahrhundertelang zum Erzbistum Salzburg gehörte. Dort wird vor allem Sandbahn gefahren.
Zentrum im Winter ist Inzell in Bayern, wo auch Weltmeisterschaftsläufe stattfinden.
Quellen
- "Salzburger Automobil- und Motorradgeschichte", Verlag Anton Pustet, 1997, ISBN 3-7025-0363-3, die Autoren waren Helmut Krackowizer, Erich Marx, Guido Müller, Knut Rakus, Volker Rothschädl und Harald Waitzbauer;
- "Motorradsport", Helmut Krackowizer, Peter Carrick, Verlag Welsermühl, ISBN 3-85339-118-6
- Homepage vom Motorsportclub Mühldorf
- allgemeine Beschreibungen umkopiert vom Artikel "Speedway Racing St. Johann/Pg."
Einzelnachweise
- ↑ Austro-Motor, internationale Auto- und Motorrundschau, Wien, Ausgabe 2/1966, aus dem Motorrad-Literatur- und Bildarchiv Prof. Dr. Helmut Krackowizer
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 16. September 1966 und 3. Oktober 1966
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 30. September 1967
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 24. und 26. Mai 1975