In Japan heißt es: Der beste Samurai ist der, der nicht kämpft. Der beste Samurai ist der, der einen Streit auf friedliche Art für sich und andere lösen kann." Deswegen soll das Mitgefühl im Herzen geschult werden. Denn: "Für einen wahren Samurai ist der Kampf immer das letzte Mittel der Wahl."
So steht es in "Die Schule der Samurai", einem von drei Teilen aus dem Buch "Lily & Tom. Der kleine Samurai findet seine Mitte. Selbstregulation für Kinder" (Verlag: Windpferd) von Anando Würzburger und Christopher End. Die beiden Autoren haben sich hierbei "Weniger Angst, mehr Mut" für den Nachwuchs auf die Fahnen geschrieben.
Das Buch selbst ist (vorrangig) an Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren gerichtet - ihnen wird Wissen über die Welt der Samurai vermittelt, zeitgleich lernen sie spielerisch die Welt der Meditation kennen. Genauer gesagt: die Welt der Hara-Meditation - einer Methode zur Förderung von Mut, Entspannung und Konzentration. Beide Aspekte des Buches sollen den Kindern zudem helfen, Ängste zu überwinden.
Der erste Teil behandelt dabei eine Abenteuer-Zeitreise, im zweiten Abschnitt, der "Samurai-Schule", stehen Übungen an, die die Kinder eigenständig oder gemeinsam mit anderen erproben können. Im dritten Teil erhalten Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen Erklärungen zur Anleitung von Meditationen mit Kindern sowie zur Wirkung von Selbstregulation.
Was man von einem Samurai lernen kann
"Auch für uns hier und heute ist es hilfreich im Leben, die Kraft der Samurai in uns zu entdecken. Sie kann jedem von uns im täglichen Leben helfen", sagt Anando Würzburger. Was ist das Besondere an der Herangehensweise eines Samurai? "Der Samurai hat die Fähigkeit, seine Gefühle wahrzunehmen, aber er wird nicht von seinen Gefühlen davongetragen", erläutert die Autorin. Wenn ein Samurai wütend ist, spürt er seine Wut: "Er denkt also: Ah, jetzt werde ich wütend. Aber er springt dem anderen deswegen nicht gleich ins Gesicht, schubst ihn oder schreit ihn an." Das Ziel ist, einen friedlichen Weg zu finden, um einen Streit zu lösen - eine Herangehensweise, die man sich wahrscheinlich nicht früh genug im Leben zu eigen machen kann.
Des Weiteren sollen Kinder lernen, sich nicht von ihrer Angst einschüchtern zu lassen. Denn: "Ein Samurai lernt, auch mit seiner Angst mutig zu sein", erklärt Würzburger. Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Gefahrensituationen, doch "manchmal denkt unser Kopf sich eine Gefahr größer, als sie wirklich ist. Dann ist es gut, sich beruhigen zu können." Hier kommen die Meditationen und Entspannungsübungen ins Spiel. "Oder, was genauso wichtig ist, du kannst lernen, trotz der Aufregung und Angst in einer unbekannten Situation deine Aufgabe mutig zu meistern."
Gezielter Umgang mit der Angst
Wie soll ein Kind nun aufkeimende Angst handhaben? "Es gibt ein Geheimnis, wie man mit Angst umgeht: Nimm die Angst einfach wahr und lass sie da sein", sagt die Autorin. Ein berühmtes Beispiel ist hier der Gang in den dunklen Keller, in dem das Licht ausgefallen ist: Als Ziel gilt, sich nicht von der Angst überwältigen zu lassen.
Auch wenn der Lern- und Übungsprozess zur Angstbewältigung wohl ein wenig des Trainings bedarf - der Lösungsweg ist einfach: "Wenn du ein Gefühl nur weghaben möchtest, dann kann es dich blockieren. Oft wird es dann sogar noch stärker. Erst wenn wir sagen können: ‚Angst, du bist da, was hast du mir zu sagen?', können wir schauen, ob es für unsere Angst einen wichtigen Grund gibt, um den wir uns auch wirklich kümmern sollten."
Durch das Üben von Meditation und Achtsamkeit soll die "Steuerzentrale" im Kopf gestärkt werden - so sollen die Kinder lernen, Gedanken und Gefühle besser zu beobachten und zu unterscheiden. "Du siehst, ob die Angstzentrale im Kopf gerade zu Recht klingelt oder übertreibt und alles viel schlimmer darstellt, als es gerade ist", meint Würzburger.
Ob für Groß oder Klein - eines steht fest: Wenn man lernt, sich (gezielt) zu entspannen, dann "sieht der Kopf nicht mehr alles so sorgenvoll und fühlt das Herz nicht alles so aufgewühlt." Dann "können wir positiver in die Zukunft schauen".