Die ersten zehn Jahre gab es daher zwei bis drei reine Handwerkerkurse in den Sommermonaten. Ab den 1990er-Jahren wurde die Kartause durch die Burghauptmannschaft als Eigentümervertreterin zum Seminarzentrum für den Ganzjahresbetrieb ausgebaut. Heute halten wir jährlich 40 Kurse zwischen drei Tagen und zwei Wochen mit rund 550 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern ab. Dazu kommen Tagungen, die sich mit verschiedenen Themen der Baudenkmalpflege befassen.
Sie selbst sind Restauratorin und Kunsthistorikerin. Wie war Ihr Weg in die Kartause Mauerbach? Im Rahmen eines Baupraktikums für Studierende der Kunstgeschichte lernte ich 1993 die Kartause kennen und begeisterte mich sofort für das Thema Baudenkmalpflege. Parallel zum Studium sammelte ich viel Erfahrung in der Restaurierung von Stuck- und Wandmalerei und durfte bald selbst Kurse und Projekte in Mauerbach durchführen. 2003, nach der Pensionierung von Karl Neubarth, wurde ich mit der Leitung der Abteilung betraut.
Was passierte in den 200 Jahren seit der Schließung 1782 mit den Gebäuden, bis sie als Weiterbildungseinrichtung des Bundesdenkmalamts genutzt wurden? Gleich nach der Aufhebung richtete Josef II. eines der ersten Versorgungshäuser ein. Zuvor hatte es solche Einrichtungen nicht gegeben. Auch wenn die Umstände entsetzlich gewesen sein müssen, war es doch eine erste Art der Versorgung. Die Kartause war ursprünglich auf 24 Mönche ausgelegt, dann mussten bis zu 700 Personen untergebracht werden. Es gab daher viele bauliche Veränderungen. Der Kreuzgang wurde für Spitalzimmer genutzt und der Laienbruderchor der Kirche durch Zwischendecken unterteilt und zum dreistöckigen Spital umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg war die Kartause Lazarett und danach Obdachlosenheim.
Die Kartäusermönche lebten sehr zurückgezogen, fast eremitisch. Jeder Mönch hatte eine eigene Zelle mit Garten, die man vielmehr als kleines Häuschen bezeichnen kann. Wie gut eignen sie sich für die heutige Nutzung als Weiterbildungszentrum? Schon sehr früh wurde eine erste Musterwerkstätte als Schmiede im Untergeschoß eines Zellenhauses angelegt, und darüber eine Ziselier- und Gürtlerwerkstatt. Dann folgte eine Malerwerkstatt, in der nicht nur Werkzeuge, sondern auch Farbstoffe und Pigmente untergebracht sind, sowie eine Drechslerei. In der Maurerzelle mit eigener Musterwand kann auch im Winter praktisch gearbeitet werden. Die meisten Kurse finden in den Wintermonaten statt, da hier die Firmen Zeit haben, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schulungen zu schicken.
Das Informations- und Weiterbildungszentrum Mauerbach bezeichnet sich als unabhängige Plattform für den interdisziplinären Diskurs aller Berufsgruppen, die an historischen Gebäuden tätig sind. Können Sie das näher erklären? Gerade wenn wir Methoden, Verfahren und Produkte bewerten, müssen wir unabhängig sein. Neben den traditionellen Baumaterialien befassen wir uns auch mit allen am Markt befindlichen Putz- und Anstrichsystemen, deren Eigenschaften und langfristigen Auswirkungen auf den Bestand. Ab den 1950er-Jahren kamen viele moderne Industrieprodukte zum Einsatz. Diese sind eine große Herausforderung für die Denkmalpflege. Heute sanieren wir meist die Sanierung der Sanierung, daher ist es wichtig, zu wissen, welches Produkt sich für welches Einsatzgebiet eignet. Interdisziplinarität ist auf der Baustelle ebenfalls sehr gefragt: angefangen von der Bauforschung, dem restauratorischen Befund bis zum Fachwissen der Handwerkerinnen, der Architekten und der Eigentümervertreter. Es braucht die respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe - eine Sprache, die alle sprechen. Dann wird man auch ein gutes Ergebnis auf der Baustelle erzielen. Unsere Herangehensweise ist daher, Theorie immer mit Praxis zu verknüpfen.
Zwei Mal im Jahr wird in der Kartause Kalk gebrannt und dadurch eine traditionelle Handwerkstechnik wiederbelebt, die fast schon ausgestorben war. Warum versuchen Sie, diese Techniken zu erhalten und weiterzuvermitteln? Kalk steht im Zentrum unseres Tuns, weil er bis 1860 in unseren Breiten das wichtigste Bindemittel am Bau war. Erst dann kamen erste Zemente auf. Kalk wurde für den Mauermörtel, für den Verputz und den Anstrich verwendet. Aber auch die barocken Stuckdekorationen in Österreich bestehen aus frei modelliertem Kalkmörtelstuck. Wie man diese Baumaterialien auf der Baustelle herstellt, ist in Vergessenheit geraten. Um unsere historischen Gebäude dauerhaft zu erhalten, ist es wichtig, im System, das heißt mit den Bestandsmaterialien, weiterzuarbeiten. Wir brennen daher in der Kartause Mauerbach zwei Mal im Jahr Kalkstein in einem nach historischem Vorbild errichteten Kalkofen. In Österreich kann man zwar auch industriell hergestellten Sumpfkalk kaufen, aber für speziellere Anwendungen wie hochpigmentierte Anstriche benötigt man einen holzgebrannten Kalk. Im Gegensatz zu industriellen, hochweißen Kalken sind traditionell produzierte Kalke meist leicht beige oder rosa - eine Farbwirkung, die sich auch harmonischer in die Kulturlandschaft einfügt.
Mit dem Freilichtmuseum Großgmain läuft zwei Wochen lang die Veranstaltung Kalk.Kultur. Höhepunkt ist ein viertägiger Kalkbrand - noch bis 29. Juni im museumseigenen Kalkofen! Vor einigen Jahren haben wir begonnen, auch an externen Baustellen Kurse und Workshops zu speziellen Themenstellungen zu veranstalten. Durch das Projekt Ruinenkonservierung sind wir mit dem damaligen Leiter der Schallaburg, Peter Fritz, in Kontakt gekommen. Peter Fritz leitet inzwischen das Freilichtmuseum Großgmain. Er hat auch viele Kurse in Mauerbach besucht und wir freuen uns, ihn nun beim Kalkbrennen unterstützen zu dürfen.
Wann kann man die Kartause Mauerbach als Besucherin kennenlernen und wer kann sich an Sie und Ihr Team wenden oder einen Kurs besuchen? Grundsätzlich zählen alle Fachleute, Ausführende und Planende, die in der Baudenkmalpflege und Altbausanierung tätig sind, zu unserer Zielgruppe. Auch für Eigentümerinnen und Eigentümer von Einzeldenkmalen gibt es Weiterbildungsangebote. Zusätzlich beraten und unterstützen wir gerne bei allen Fragen der Baudenkmalpflege. An den Tagen der offenen Kartause, das nächste Mal Ende September anlässlich des "Tags des Denkmals", wird auch in Mauerbach wieder Kalk gebrannt und traditionelle Handwerkstechniken lebendig vermittelt. Gerne vorbeikommen und uns direkt ansprechen.