Auswirkungen des Overtourism in der Stadt Salzburg
Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Overtourism in der Stadt Salzburg.
Einleitung
Zum Thema, was Overtourism ist siehe Fremdenverkehr Stadt Salzburg#Overtourism.
Auswirkungen
2019
Von der Zunahme von Aggressionen gegen Besucher berichtete SN-Journalistin Stefanie Schenker in der Ausgabe vom 2. Juli 2019. Touristengruppen blockieren Brücken, Gassen oder Plätze. Inez Reichl-de Hoogh, Sprecherin der Salzburger Fremdenführer, berichtet von einem Radfahrer, der mit gestrecktem Mittelfinger durch eine Gruppe italienischer Schüler gerast sei.
Attacke auf Salzburger Fremdenführerin
Die Salzburgerin Ilse Weismayr führt seit 20 Jahren Touristen aus aller Welt durch die Salzburger Altstadt. "Wir werden oft angepöbelt, die Gäste als 'Scheiß-Touristen' beschimpft, schildert die Fremdenführerin.
Aber so etwas wie am 10. Oktober 2019 sei ihr noch nie passiert. Es war gegen 08:30 Uhr, als sie in der Nähe des Makartstegs von einem Unbekannten von hinten gepackt und niedergestoßen worden sei. "Ich bin mit dem Gesicht auf dem Asphalt gelandet. Ich habe noch gesehen, wie der Mann gelacht hat und dann davon ist, schildert die Frau. Es habe ein paar Minuten gedauert, bis sie realisiert hatte, was da gerade passiert war. Bevor der Mann auf sie losgegangen war, hatte er mit den Füßen gegen die koreanischen Touristen getreten, mit denen sie unterwegs war. Dabei hatte er "Scheiß-Ausländer gerufen. Später, im Krankenhaus, wurde festgestellt, dass sich Ilse Weismayr bei dem Vorfall den Arm gebrochen hatte.
Die Touristenhetze in der Stadt Salzburg habe heuer massiv zugenommen. "Dass ich angegriffen werde, ist aber neu. Einschüchtern lässt sich die Salzburger Fremdenführerin von so etwas aber nicht. Ganz im Gegenteil: "Ich halte bei meiner Arbeit täglich Ausschau nach ihm. Sobald ich ihn sehe, werde ich die Polizei anrufen. Denn auch andere Kollegen dürften schon unliebsame Begegnungen mit ihm gehabt haben.
Radfahrer fahren Fremdenführer von hinten an
Die Diskussion um Reisebusse, Tagesgäste und Overtourism in Salzburg habe den Ton zwischen Einheimischen und Gästen massiv verschlechtert, beklagt auch Fremdenführer-Kollegin Bärbel Schalber. Sie berichtet von einer Kollegin, der ein Radfahrer von hinten aufgefahren sei. "Und zwar so, dass es ihr tatsächlich die Schuhe ausgezogen hat. Dann wollte der Mann ihr noch mit der Faust ins Gesicht schlagen - er traf aber einen der aus der Schweiz stammenden Gäste. Dabei handle es sich um keinen Einzelfall. Mit Schaudern erinnert sie sich an einen Vorfall, den sie selbst im Sommer erlebt hat. "Ein Radfahrer hat mich fast umgefahren und dabei geschrien: 'Euch werden wir auch noch alle raushauen!' Seit so negativ über Bustouristen berichtet wird, fühlen sich immer mehr Einheimische im Recht, wenn sie Touristen anpöbeln. Dabei machen sie natürlich auch keinen Unterschied zwischen Bustouristen und anderen.
Wenn sie dann wieder ein "Schleicht's euch höre, sei sie froh, wenn ihre Gruppe kein Deutsch spreche. Mittlerweile habe sie aber schon richtig Bauchweh, wenn sie Gäste durch die Stadt führe. "Ich sage meinen Teilnehmern schon, sie sollen immer auf der Seite stehen und die Salzburger vorbeilassen. Auch dass die Einheimischen jetzt zu Saisonende nicht mehr so freundlich sind, sage ich mittlerweile dazu. Seit 48 Jahren ist Bärbel Schalber Fremdenführerin, ein solches Ausmaß an Aggression gegenüber Touristen habe es in früheren Jahren nicht gegeben.
"Ich ziehe jetzt um!"
"Ich ziehe jetzt um!": Wie ein Salzburger unter dem Massentourismus leidet. "Salzburger Nachrichten"-Redakteur Richard Oberndorfer, der eine Wohnung mit Balkon unmittelbar neben dem Salzburger Busterminal Salzburg Süd in Nonntal hat, reicht es jetzt. In den SN-Online berichtete er am 11. August 2024 über seine Beobachtungen: An einem Novembertag (!) zeigte sein Lärmmessgerät einmal 113 Dezibel an - um 23:17 Uhr. Das entspricht lauten Kreissägen. 6,5 Millionen Tagesgäste besuchten 2023 die Stadt Salzburg. Viele davon nutzen den Ein- und Ausstiegsterminal Nonntal für ihren zweistündigen Aufenthalt in der der Salzburger Altstadt. Im Sommer lassen die Busfahrer die Motoren für die Klimaanlage laufen, im Winter für die Heizung.
"An Ruperti zählten unsere Stadttouristiker vergangenes Jahr 180.000 Tagesgäste." schreibt Oberndorfer. Und Bustouristen pinkeln an seinen Zaun. Wenn er schimpft und droht erhält er von den oft Lallenden als Antwort: "Schön sprechen und nicht schreien." Denn das WC am Terminal schließt um 22 Uhr, der Strom der Busse versiegt aber erst viel später. "Ausnahme genehmigt" heißt das dann bei den Behörden.
Tagesgäste geben nach städtischen Tourismusstatistiken 35 Euro pro Kopf aus. Festspielgäste am anderen Ende der Skala 414 Euro. (Zitat Oberndorfer) Und manche geben gar nichts aus. Oberndorfer berichtet von einem Kaffeehausbesuch: Am Nebentisch saß eine junge Dame und bestellt einen Kaffee mit Schlag, Salzburger Nockerl und Sachertorte. Sofort fotografiert sie alles und stellt die Bilder sofort online gestellt. Dann ein kleiner Bissen da und dort, ein Schluckerl vom Kaffee, der Rest darf vom Kellner entsorgt werden. (Zitat Oberdorfer) Oberndorfer spricht die junge Dame an und erfährt, dass das Leben einer "Influencerin" sei eben ein eiliges. Ein Bezahlvorgang war übrigens nicht zu beobachten, denn wer heute influenct, der lässt sich einladen. (Zitat Oberndorfer)
Ein Blick in andere Städte: Venedig verlangt aber kommenden Jahr eine Eintrittsgebühr, in Barcelona in Spanien werden Touristen mit Wasser besprüht und ihnen Transparente mit der Aufschrift Tourists go home gezeigt.
Unesco-Lehrstuhlinhaber Kurt Luger zum Thema Overtourism
Prof. Dr. Kurt Luger hatte 2019 das Meinungsbild der Salzburger Bevölkerung hinsichtlich Welterbe und Stadttourismus im Rahmen einer Studie im Mai dokumentiert. Es zeigte, dass der Tourismus für drei Viertel der Bewohner der Stadt Salzburg die Schmerzgrenze überschreitet. Das traf auch noch 2024 zu, die Stadt ist voll wie vor der Pandemie, mit allen Vor- und Nachteilen. "Ich bin davon überzeugt, dass die Salzburger mehr unter dem touristischen Verkehr leiden als unter den Touristen in der Getreidegasse oder in den Museen." Zitat Quelle [1] Prof. Luger sieht die Problemfelder: die Regulierung der Massen in der Altstadt vor, weiters der enormen Verkehr und den verknappten Wohnraum.
Siehe auch
- Best in Travel 2020 - die Stadt Salzburg ist Nr. 1 bei den Städten
- Sollten notfalls Eintritt bei überfüllten Gratis-Indoor-Sehenswürdigkeiten verlangen
Quellen
- www.sn.at, 14. Oktober 2019, ein Beitrag Stefanie Schenker
- www.sn.at 11. August 2024: "Ich ziehe jetzt um!"
- ↑ www.sn.at, 11. August 2024: Wie der Tourismus in der Welterbestadt Salzburg "minimalinvasiv" werden kann, ein Beitrag von Daniele Pabinger