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Käse: Konventionell und vegan aus einer Hand

Das Ehepaar Frischmann affiniert Kuh- und Ziegenmilchkäse, hat aber auch eine pflanzliche Käsealternative aus Hafer und Hanf kreiert.

Bei der Arbeit mit Käse und an pflanzlichen Alternativen ist Alfons Frischmann in seinem Metier.
Bei der Arbeit mit Käse und an pflanzlichen Alternativen ist Alfons Frischmann in seinem Metier.

Auch wenn es diese Alternative herstellt, hat das Ehepaar Frischmann nichts gegen Kühe. Im Gegenteil. Es hatte früher selbst welche, deren Milch zu Weichkäse verarbeitet wurde. Um die stillgelegte Dorfkäserei von Terfens in Tirol zu retten, kaufte Alfons Frischmann diese und schloss sich mit drei weiteren Landwirten zur Milchkooperative (Milko) Terfens zusammen. Er lernte das Käsen und bildete sich zum Käsesommelier fort.

Im Gemeinschaftsstall der ursprünglich vier Landwirte - im Laufe der Zeit stiegen zwei aus - standen anfangs mehr als 80 Kühe, später waren es noch 50. Ihre Milch wurde zu einer Vielzahl an Edel- und Blauschimmelkäse veredelt. "Wir sind durch das Affinieren von Käse bekannt geworden. Das war unser Alleinstellungsmerkmal. Unsere Rezepte wurden auch abgekupfert", berichtet Alfons Frischmann. Die Oberflächen der Käsevariationen wurden mit Kräutern und Gewürzen behandelt beziehungsweise wurden daraus Füllungen für den Käse hergestellt. "Uns ging es darum, Kräuterwissen beim Affinieren anzuwenden, zum Beispiel bei einem Hildegard-von-Bingen-Käse", erklärt Frischmann.

Kräuter, Gewürze und Blüten verfeinern die Käsealternativen.
Kräuter, Gewürze und Blüten verfeinern die Käsealternativen.

Aus wirtschaftlichen Gründen entschied er sich 2020, aus der Milko auszusteigen und sich selbstständig zu machen. Seitdem bewirtschaftet er wieder seine eigenen Flächen. Auf rund zehn Hektar bauen er, seine Frau Elke und Tochter Annika Hafer, Roggen und Hanf an, wobei gerade der Hanfanbau streng kontrolliert wird. Dem Käsemachen und dem Verfeinern ist Alfons Frischmann dennoch treu geblieben. Weil es auf dem "Huberhof" der Frischmanns keine Kühe mehr gibt, kaufte der Hofherr bis 2023 Milch von Kollegen zu und stellte daraus weiter Käse her. Seit 2023 bezieht er Camembert- und Frischkäserohlinge und affiniert diese.

Gastronomie verlangt nach Alternativen

Ihr Wissen um Kräuter und Gewürze kommt den Frischmanns auch bei ihrem neuen Projekt zugute, das sie seit 2023 verfolgen. Ein Gastrozulieferer wünschte sich mehr heimische pflanzliche Alternativen für das Frühstücksbuffet in Hotels, die dort inzwischen unabkömmlich seien. Bis dato hatten die Frischmanns mit pflanzlichen Alternativen nichts am Hut, weshalb Alfons Frischmann erst einmal in ein Lebensmittelgeschäft ging, sich einen Hafer-Drink kaufte und diesen daheim kostete. Er kam im wahrsten Sinne des Wortes auf den Geschmack und entwickelte mit den Rohstoffen, die auf seinen Feldern wachsen, einen eigenen Drink, der zu Käseersatz weiterverarbeitet wird. Als Käse dürfen die Produkte der Frischmanns nicht bezeichnet werden, das ist denen aus tierischer Milch vorbehalten.

Wasser, Hafer, gemahlene Hanfnüsse als Fettlieferant sowie Gewürze und Kräuter - mehr braucht es nicht für Frischmanns Hafer-Drink. Auf das tierische Gerinnungsenzym Lab zum Eindicken des Drinks muss er verzichten. Stattdessen greift er zu Kräutern und Gewürzen, die den Drink fest werden lassen. Um welche es sich dabei handelt, darüber schweigt er sich aus. "Es sind hauseigene Rezepturen." Heraus kommt eine weichkäseartige Masse, die zu Kugeln gedreht und mit Kräutern und Blüten bestreut wird.

Lob und Kritik für innovatives Produkt

Ihre pflanzliche Alternative aus heimischen Rohstoffen reichten Elke und Alfons Frischmann 2023 als Beitrag für den Tiroler Lebensmittel-Innovationspreis ein. Gemeinsam mit vier weiteren Bewerbern zogen sie ins Finale ein. Letztlich landeten sie auf dem zweiten Platz. "Das war total überraschend für uns, dass wir dort ernst genommen worden sind", schildert Alfons Frischmann.

Dass sie eine vegane Käsealternative produzieren, stößt zwar bei ihren Kunden auf Zuspruch, vonseiten der Milchwirtschaft bekommt das Ehepaar aber Kritik zu hören. Pflanzliche Alternativen seien dort nicht gerne gesehen, sagt Frischmann. Wer sie produziert, gelte als Nestbeschmutzer, der etwas gegen die heimischen Kühe habe. "Ich bin nicht gegen die Milchwirtschaft", stellt Frischmann klar. "Ich hinterfrage nur, ob das schon noch in Ordnung ist, was da läuft."

"Uns überraschte, dass wir beim Bewerb ernst genommen wurden."
Alfons Frischmann
Käser

Milchbauern würde es immer schwieriger fallen, kostendeckend zu produzieren. Unter dem Strich bleibe ihnen kaum etwas übrig. Viele müssten zusätzlich arbeiten gehen, um den Hof erhalten zu können. Statt pflanzliche Alternativen zu negieren, sieht Alfons Frischmann in ihnen vielmehr eine Chance für Bauern und Direktvermarkter. Zum einen würden diese Alternativen boomen, zum anderen sei ihre Herstellung mit weniger Aufwand verbunden als bei Milch. Und dennoch seien Getreide-Drinks teurer als Milch. Nicht zuletzt gibt es laut Frischmann ein Umdenken in der Ernährungslehre, die dazu rate, tierisches Eiweiß zu reduzieren.

Was die Kritik betrifft, steht das Ehepaar Frischmann darüber. Es ist die Liebe zum Käse, die es auch weiterhin zweigleisig fahren lässt mit konventionellem Käse aus Kuh- und Ziegenmilch und einer veganen Alternative.