Von Wiesen, die summen: Zehn Gemeinden im dritten Jahr von "Natur in der Gemeinde"
Zehn Salzburger Gemeinden haben sich 2022 dem Netzwerk "Natur in der Gemeinde" angeschlossen. Das Ergebnis ist bemerkenswert: Auf den gemeindeeigenen Flächen sprießen nun mehr Pflanzenarten und die Luft ist erfüllt vom Summen und Brummen zahlreicher Insekten, die neue Lebensräume und reichlich Nahrung finden.
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Flächenbesichtigung mit der Blühflächenbeauftragten Anita Himmer in Henndorf.
Auch wenn die intensive dreijährige Begleitung der Projektmitarbeiterinnen endet, werden weiterhin naturnahe Blühflächen entstehen. Die Gemeinden haben übersichtliche Pflegepläne erhalten, die dem Bauhofteam genau sagen, wann und wie die Flächen zu pflegen sind. Dazu kommen Infomaterialien, die bei Fragen helfen, etwa wenn eine Wiese nicht wie erhofft blüht oder es eine Pflanze zu bestimmen gilt. Und sollte doch einmal Rat nötig sein, stehen die Projektverantwortlichen weiterhin zur Verfügung.
Denn das Ziel des Netzwerks ist nicht nur eine kurzfristige Veränderung. Es geht darum, Wissen zu vermitteln, das Gespür für natürliche Pflege zu schärfen und langfristig eine blühende Landschaft zu schaffen - für Menschen, Tiere und kommende Generationen.
Das Netzwerk wirkt Ergebnisse nach drei Jahren "Natur in der Gemeinde":
Positive Resonanz von der Bevölkerung und den Gemeindeverantwortlichen
Mehr naturnahe Grünräume und somit mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Erhöhung von Biodiversität in den Gemeinden
"Werkzeuge" für mehr Natur für das Bauhofpersonal
Kosten- und Zeitersparnis bei der Grünflächenpflege
"Best practice" für ökologische Grünraumgestaltung und -pflege
Gemeinde wirkt als Vorbild für ihre Bürgerinnen und Bürger
Mehr Wissen in der Bevölkerung zum Thema Artenvielfalt
Austausch und lernen von anderen Gemeinden und Mitwirkenden
Tipp für den nächsten Spaziergang Naturnahe Wiesen sind dynamische Lebensräume und werden jedes Jahr von anderen Wildkräuterarten dominiert. Mal ist die Margerite stark dominant, mal die Wilde Möhre. Welche heimische Pflanze finden Sie auf den naturnahen Gemeindeflächen vor? Sind die Flächen im Sommer etwas braun, stellen Sie sich neben die Fläche. Das Summen, Brummen und Zirpen lässt erahnen, wie viele unterschiedliche Insekten und Tiere dort einen idealen Lebensraum gefunden haben. Dann stellen Sie sich auf eine kurzgehaltene Rasenfläche in der Nähe. Was ist da zu hören? Vor allem Stille. Die eine oder andere Honigbiene sucht nach einer Blüte, möglicherweise kann man eine Heuschrecke entdecken. Im Jahresverlauf zeigt sich ein einheitliches Bild. Im Gegensatz zur Naturwiese, die sich mehrmals im Jahr wandelt: Im Frühjahr summen die Wildbienen, die ihre Nester in den Boden bauen, im Sommer zirpen die Grillen und im Herbst freuen sich verschiedene Vögel an den Samen von Wilder Karde, Wegwarte und weiteren Blumen.
Berndorf bei Salzburg: Rasen in neuem Look In Berndorf entstanden in den vergangenen Jahren mehrere Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Direkt neben der Volksschule und dem Kindergarten wurde das größte Projekt umgesetzt: Eine ca. 250 m² große Rasenfläche, bewachsen mit Thujen, wurde zur prachtvollen Blumenwiese. Schon im zweiten Jahr war die Fläche mit Margeriten, Flocken- und Witwenblumen, Wiesen-Pippau und Natternkopf übersät. Die Wiese wird sich noch ein paar Mal ändern, ehe sich ein stabiles Gleichgewicht aus Wildblumen, Gräsern und Kräutern einstellt. Eine neue Bushaltestelle wird im Herbst zur Insektentankstelle umgestaltet. Mit dem Engagement des Bürgermeisters und des Bauhofpersonals sowie der fortlaufenden Unterstützung durch die SIR GmbH wird auch nach Ende der drei Projektjahre weiterhin Natur in die Gemeinde gebracht.
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Wunderschöner Anblick: Die Blumenwiese in Berndorf bei Salzburg.
Ebenau: Vom Kiesplatz zum Lebensraum Nachdem in Ebenau der Fokus in den letzten Jahren bei Pflegeumstellungen und Neuanlagen von Naturwiesen lag, wurden dieses Jahr zwei größere Projekte umgesetzt: Am Sportplatz wurde eine Kiesfläche in ein Paradies für Pflanzen und Tiere verwandelt und der Kreisverkehr bei der Sägewerkstraße erhielt eine neue Gestaltung.
Die Fläche beim Sportplatz war bis zum Frühjahr 2024 ein eintöniger Kiesplatz. Der Kies wurde abgetragen und mageres Substrat mit viel Feinanteilen, aber auch gröberer Körnung eingebracht. Große Steinhaufen und Totholzstrukturen bieten Eidechsen und Insekten Unterschlupf. Im Herbst werden noch Stauden gepflanzt, und dann heißt es für die Insekten: Das Buffet ist eröffnet.
Der Kreisverkehr erhielt eine alpine Gestaltung. Eine Zirbe bildet den Mittelpunkt, rundherum wachsen trockenheitsresistente Arten, die mit den dort vorherrschenden Witterungsbedingungen bestens zurechtkommen.
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Lebensraum entsteht beim Sportplatz Ebenau.
Großarl: Die Natur entfaltet sich Die flächenmäßig größte Umsetzung in Großarl ist das Retentionsbecken, das sich zu einer wundervollen Naturwiese entwickelt hat. Auf rund 900 m² neben dem Haus der Elementaren Bildung ist durch die vorherrschenden Pflanzenarten zu sehen, an welchen Stellen es eher feucht oder trocken ist. Durch den Einsatz eines nährstoffarmen Schotter-Kompost-Gemischs konnten sich Wildkräuter gut entwickeln, während die typischen Wiesengräser auf solchem Boden nicht so gut zurechtkommen und genügend Platz für die pollen- und nektarspendenden Blütenpflanzen lassen. Das Ergebnis dieser Maßnahme: Eine blühende Fläche, die von den Einheimischen gut angenommen wird und auch die Nachbargemeinde Hüttschlag inspiriert hat, sich kommendes Jahr dem Netzwerk anzuschließen, um naturnahe Blütenparadiese für Mensch und Tier zu schaffen.
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Artenreiches Retentionsbecken in Großarl.
Henndorf: Ein Paradies für die Artenvielfalt Seit 2018 entstehen auf Henndorfs Gemeindeflächen wertvolle Lebensräume für heimische Pflanzen und Tiere. Käferburgen, Benjeshecken, Nistkästen für Vögel, Schotterrasen und ein Literaturlehrpfad zeugen von den vielfältigen Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt der leidenschaftlichen Privatgärtnerin, Kräuterpädagogin und Blühflächenbeauftragten der Gemeinde, Anita Himmer, zu verdanken. Dank ihres Fachwissens und Engagements realisiert sie gemeinsam mit der Gemeinde und örtlichen Vereinen zahlreiche naturnahe Projekte. Die enge Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, der Vizebürgermeisterin, dem Amtsleiter und dem Bauhofteam ermöglicht eine reibungslose Umsetzung der Maßnahmen.
Ein aktuelles Projekt ist die Blühfläche am Pendlerparkplatz, die aufgrund von Kabelverlegungen vorübergehend aufgegraben werden musste. Das abgetragene Material wird sorgfältig gelagert und nach Abschluss der Arbeiten wieder vor Ort verteilt. Dadurch spart die Gemeinde Zeit und Kosten, da die bereits im Material vorhandenen Pflanzenarten ohne aufwendige Neuanlagen schnell wieder erblühen.
Kaprun: Lernen und Blüten bestaunen In Kaprun wurde entlang des stark frequentierten Radwegs eine Wildbienenunterkunft aufgestellt, die gemeinsam mit den dritten Klassen der Volksschule Kaprun gebaut wurde. Dazu passend entstand ein Bienenlehrpfad mit zwölf Lerntafeln. Einzelne Stationen und die Wiese rund um das Insektenhotel wurden mit heimischen Wildstauden bepflanzt, mit Wiesensaatgut eingesät und mit Totholzstrukturen ergänzt. Auch beim Seniorenwohnheim ersetzt nun ein neues Staudenbeet die einst eintönige Rasenfläche. Weitere Flächen, auf denen ein artenreicher Lebensraum erblühen soll, stehen bereits fest und Kaprun sieht einer blütenreichen Zukunft entgegen.
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Ein Staudenbeet ziert bisher leere Flächen rund um das Seniorenwohnheim in Kaprun.
Koppl: Staudenbeete und Feuchtgebiete Die Gemeinde Koppl engagiert sich stark für die Förderung der Artenvielfalt. Rund um das Gemeindeamt und die Feuerwehr wurden Staudenbeete mit heimischen Pflanzen wie Ochsenauge, Heilziest und Flockenblume angelegt. Eine durch die Neuanlage des Beachvolleyballplatzes entstandene Brachfläche wurde im Jahr 2022 mit Naturwiesensaatgut angesät. Im ersten Standjahr konnte man das Aufkommen von Samen- und Wurzelunkräutern beobachten, die im Boden überdauert haben. Nach einem gründlichen Pflegedurchgang ist es gelungen, diese einzudämmen, sodass sich die Fläche nun bestens entwickelt.
Ein weiteres Juwel wurde dieses Jahr ins Konzept aufgenommen: ein Rückhaltebecken im Bereich Unterkoppl tut sich als wertvoller Lebensraum auf. Ein kleiner Bach, der ganzjährig Wasser führt, Weidenbäume im Randbereich und nässeliebende Gräser und Stauden weisen auf einen selten gewordenen Feuchtstandort hin. Mit einer Pflegeumstellung zur einmaligen Herbstmahd soll der Pflegeaufwand erleichtert und der neu geschaffene Lebensraum erhalten bleiben.
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Staudenbeet bei der Feuerwehr Koppl mit Heilziest und Skabiosen-Flockenblume.
Mattsee: Vielfalt auf kleinem Raum Mattsee setzt auf Vielfalt. In der Weyerbucht, einem Freizeitareal am See, sind in den letzten drei Jahren wertvolle Lebensräume für Bienen, Schmetterlinge und Käfer entstanden. Eine Hochstaudenflur an der Uferböschung mit Wilden Karden, Wegwarten und Mädesüß bietet ein wahres Blütenbuffet für Insekten, während sich im Herbst die Stieglitze an den Samen satt essen.
Auf mehreren Wiesenflächen erblühen bereits Margeriten, Wilde Möhre oder Witwenblumen. Im Laufe der nächsten Jahre werden diese Flächen bei richtiger Pflege jedes Jahr noch artenreicher und wertvoller für die Tierwelt. Von feuchten Uferbereichen bis zu mageren Böschungen findet sich in Mattsee auf kleinstem Raum alles. Nun gilt es, das Geschaffene zu erhalten.
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HochstaudenflurmitWilder Karde inMattsee.
Taxenbach: Ein blühendes Willkommen Die Gemeinde Taxenbach leistet einen wichtigen Beitrag gegen das Artensterben. Schon bei den Ortseinfahrten wird man von blühenden Wildpflanzen begrüßt, auf den Grüninseln finden sich Kräuter wie Margerite und Schafgarbe. Im Ort selbst gibt es zahlreiche Blühwiesen mit Nahrung für Insekten: Auf einem Grünstreifen vor dem Pfarramt wächst Thymian, vor der Mittelschule wurde eine Wiesenfläche mit Wildstauden wie Kuckucks-Lichtnelken und Glockenblumen angelegt. Als Nächstes soll eine 300 m2 große Grünfläche bei der Kitzlochklamm zur naturnahen Wiese umgewandelt werden. Dieses Projekt soll Einheimische und Touristen darauf aufmerksam machen, wie vielfältig und lebendig ökologisch wertvolle Flächen sein können.
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Eine artenreiche Naturwiese gibt es bei der Ortseinfahrt Taxenbach zu bestaunen.
Wals-Siezenheim: Naturinseln im Straßenraum Seit drei Jahren ist Wals-Siezenheim Teil des Netzwerks "Natur in der Gemeinde". Doch das Engagement für die Natur begann bereits davor: Schon länger werden Straßenbegleitstreifen nur zwei Mal im Jahr gemäht und locken mit ihren Blüten Insekten an. In den vergangenen Jahren wurden diese Anfänge stetig erweitert.
Ein spannendes Projekt war dabei die Bepflanzung von drei Verkehrsteilern rund um einen Kreisverkehr mit hitzeresistenten Stauden. Heimische Pflanzen wie Königskerzen, Thymian und Steppensalbei kommen mit Trockenheit und Kälteperioden gut zurecht und sorgen dort seit zwei Jahren für wunderschöne Farbtupfer vom Sommer bis in den Herbst hinein. Bereits im Frühjahr zeigt die Küchenschelle ihre kräftige violette Farbe inmitten der grünen Pflanzenrosetten.
Dank des großen Engagements des örtlichen Bauhofes und der sorgfältigen Pflege dieser Flächen wird es in Wals-Siezenheim auch zukünftig bunt zugehen.
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Ein Staudenbeet auf einer Verkehrsinsel inWals ...
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... und so sieht es imSommer aus.
Werfen: Von Baustellen zu Blühwiesen Zwischen dem Tennen- und dem Hagengebirge entstehen immer mehr ökologische Grünräume. Die Neugestaltung des Bahnhofparkplatzes und der Umbau des Schwimmbads boten in Werfen die Gelegenheit, neue Flächen für naturnahe Projekte zu nutzen. Bei Neu- oder Umbauten können diese Umsetzungen gut eingeplant werden, denn mageres Material ist auf den Baustellen meist vorhanden und viel mehr braucht es oft nicht, um beste Bedingungen zu schaffen.
Die Flächen rund um den Bahnhofparkplatz erstrahlen bereits in voller Blüte - Margeriten, Kartäusernelken und Hornklee leuchten um die Wette. Beim Schwimmbad wurde neben einer Naturwiese auch eine Sickermulde angelegt, die sich nach einer Nachsaat im Herbst 2023 zu einem prächtigen Blütenmeer entwickelt.
Mit diesen neuen Flächen und etlichen weiteren, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind, bietet Werfen nun vielen Insekten ein lebenswertes Zuhause.